Operation Ausbildung

Zufriedene Gesichter gab es nach dem Treffen am Mittwoch in Rom. Landeshauptmann Arno Kompatscher und Sanitätslandesrat Thomas Widmann waren bei Universitäts- und Forschungsminister Gaetano Manfredi zu Gast. Thema des Gesprächs: eine Medizin-Ausbildung in Südtirol.
“Der Minister ist sich des Fachärztemangels in Südtirol deutlich bewusst und weiß genau um die Schwierigkeiten, geeignetes medizinisches Personal zu finden”, berichtet Widmann. “Und wir brauchen eine zweisprachige Ausbildung.” Daher soll, in Zusammenarbeit mit einer oder mehreren Universitäten eine medizinische Ausbildung in Südtirol ermöglicht werden. Konkret wird eine Kooperation mit der Mailänder Privatuniversität Cattolica ins Auge gefasst. Auch ein Außensitz der Medizin-Fakultät der Cattolica an der Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Claudiana in Bozen steht im Raum.
Und man könne auch Innsbruck und Salzburg mit einbeziehen, sagt Landeshauptmann Kompatscher. Mit der Salzburger Privatuniversität Paracelsus hat das Land erst vor Kurzem eine Vereinbarung geschlossen, laut der bereits ab heuer 25 Plätze für Südtiroler Jungmediziner reserviert werden. 40.000 Euro bezahlt das Land pro Studienplatz im Jahr. Wer ein Stipendium erhält, muss nach der absolvierten Ausbildung, die zum Teil auch an den Südtiroler Krankenhäusern stattfindet, nach Südtirol zurückkehren und hier arbeiten.
Nicht zuletzt soll auch eine Kooperation mit Trient angestrebt werden, wo eine Medizin-Fakultät der Universität Verona entstehen soll.
Laut Widmann “brauchen wir in den nächsten zehn Jahren 800 Mediziner”. Entsprechend positiv ist man nach dem Gespräch mit Minister Manfredi gestimmt. Er habe die Idee einer lokalen medizinischen Ausbildung in Zusammenarbeit mit einer oder mehreren Universitäten als “machbar” bezeichnet, so der Landeshauptmann. Aufgrund der Zusagen des Ministers sind Kompatscher und Widmann nun zuversichtlich: “Wir setzen uns das Ziel, bereits innerhalb des Jahres 2021 einen ersten Ausbildungslehrgang anbieten zu können.”
Auch bei Pflege reagieren
Der Ärztemangel sei ernst zu nehmen, pflichtet Maria Elisabeth Rieder bei. Aber genauso gelte es Maßnahmen gegen den Pflegenotstand zu treffen, “der schon da ist”. Krankenpfleger, die in den Krankenhäusern, im Territorium, in Alters- und Pflegeheimen arbeiten, seien bereits heute vielfach überarbeitet, weil es nicht genügend Personal gibt, so die Landtagsabgeordnete von Team K. Dazu kommt, dass in den kommenden Jahren an die 450 Pfleger in den Ruhestand treten. Demgegenüber stehen “gerade mal 85 Absolventen, die die Claudiana im Dezember 2019 hervorgebracht hat”, zeigt Rieder auf. Laut Auskunft der zuständigen Landesrates Widmann seien 2019 150 Studierende aufgenommen worden – “das sind aber auf jeden Fall zu wenig, gibt es doch Erhebungen, wonach 2030 2.000 Krankenpfleger fehlen würden”, bemängelt die Team-K-Abgeordnete.
Als Maßnahme gegen den Pflegermangel schlägt sie eine Außenstelle der Claudiana in Brixen oder Bruneck vor – und erklärt, warum: “Leider haben viele junge Südtiroler, die Krankenpflege studieren möchten, die Hemmschwelle, dass die Dozenten an der Claudiana großteils in italienischer Sprache unterrichten. Besonders in den peripheren Gebieten schreckt das viele junge Menschen ab. Sie entscheiden sich für eine andere Berufsausbildung oder gehen nach Österreich und kommen dann selten wieder zurück, besonders seit die Ausbildung auch in Österreich akademisiert wurde. Es gibt immer weniger Studenten aus diesen Landesteilen an der Claudiana, daraus müssen Konsequenzen gezogen werden.”
Team K hat dazu einen Beschlussantrag im Landtag eingereicht.
Stimme zu, um die Kommentare zu lesen - oder auch selbst zu kommentieren. Du kannst Deine Zustimmung jederzeit wieder zurücknehmen.