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Ausgepfiffen und zurückgerudert

Die einzige Person, die sich positiv zu den Straßenbauprojekten in Olang und Rasen Antholz geäußert hatte, bittet um Entschuldigung. Es sei ein Missverständnis gewesen.
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Foto: Salto.bz

Am vergangenen Freitag hat in Oberrasen eine Kundgebung stattgefunden, die gegen die beiden Straßenbauprojekte an den Ortseinfahrten von Olang und ins Antholzertal gerichtet war. Geht es nach dem Willen der Landesregierung sollen diese mit einer Sonderfinanzierung im Hinblick auf die Olympischen Winterspiele 2026 umgesetzt werden. Wie berichtet wird derzeit eine Variante diskutiert, wonach an der Einfahrt in Olang ein einfacher Kreisverkehr mit einer Bypass-Verbindung Bruneck – Innichen errichtet werden soll. An der Einfahrt ins Antholzertal hingegen ist die Verlegung der Pustertaler Hauptstraße Richtung Tal sowie ein Zwei-Ebenen-Kreisverkehr angedacht. Um die Bevölkerung darüber zu informieren, haben die parteien- und ortsübergreifende Initiative Olang/Rasen Antholz sowie der Heimatpflegeverband Südtirol und der Umweltring Pustertal die Info-Veranstaltung „Redmo dribo: doppelstöckig nachhaltig?“ auf die Beine gestellt. Der eindeutige Tenor lautete: „Wir wollen keine Riesenbauten, die noch mehr Verkehr anziehen und wir wollen auch keine Erweiterung der Gewerbezone!"

 

 

 

Die einzige Person, die sich bei der Veranstaltung nicht negativ dazu geäußert hatte, war Georg Zingerle, der Präsident des Tourismusvereins Antholzertal. Zingerle erklärte in seiner Wortmeldung, dass in allen besprochenen Varianten Fuß- und Gehwege gut integriert worden seien. Wichtig sei dem Tourismusverein in erster Linie, dass die Verkehrslösungen funktionierten, auch wenn dies bedeute, dass die vorgeschlagene Variante umgesetzt würde. „Eine Entwicklung müssen wir auch in der heutigen Zeit zulassen“, so Zingerle – Nachhaltigkeit spiele dabei zwar eine gewichtige Rolle, aber irgendwann könnte es auch eine Gewerbezone brauchen. Die spontane Reaktion aus dem Publikum war mehr als deutlich: Pfiffe und Buh-Rufe. Ob die kritischen Reaktionen im Anschluss an die Veranstaltung noch heftiger ausgefallen sind? Jedenfalls hat sich Zingerle in einem Schreiben an den Bürgermeister, die Gemeinderäte von Rasen-Antholz, die Mitglieder des Tourismusvereins Antholzertal und an die Initiativgruppe Olang/Rasen-Antholz gewandt und darin die Gelegenheit genutzt, einige Aspekte, die bei der Veranstaltung „leider“ nicht angesprochen worden waren, zu erläutern.

 

Das Thema zur Ausweisung eines Gewerbegebietes auf der bestehenden Anhöhe der Straße für den Ausschuss inakzeptabel.


Weiters entschuldigte er sich für seine „unglücklich formulierte Aussage“, die er als Präsident des Tourismusvereins getätigt habe. Wie es im Schreiben heißt, ist „das Thema zur Ausweisung eines Gewerbegebietes auf der bestehenden Anhöhe der Straße für den Ausschuss inakzeptabel“. Auch das vorgestellte Projekt (die Zwei-Ebenen-Kreisverkehr-Variante, Anm. d. Redaktion) sei ein zu großer Eingriff in die Landschaft und „unsere schöne Taleinfahrt“.

 

 

„Uns als Tourismusverein ist auch bewusst, dass die derzeitige Situation keine Lösung darstellt. Wir sind der Meinung, dass bei einem zukünftigen Projektvorschlag das bisherige Straßenniveau unbedingt beibehalten werden muss und sollte es unabdingbar sein, in die Tiefe und nicht in die Höhe zu bauen. Wir sind der Auffassung, dass der bestehende Verlauf der Straße nicht abgeändert werden soll und durch einen einfachen Kreisverkehr ergänzt werden kann. Bauprojekte in dieser Größenordnung sind unserer Ansicht nach weder für die Pustertaler Staatsstraße noch für das Antholzertal sinnvoll oder notwendig“, so Zingerle, der erklärt, dass es das Anliegen des Tourismusvereins sei, den Schwerpunkt auf die nachhaltigen Transportmöglichkeiten zu legen. Ziel sollte es sein, die Attraktivität der öffentlichen Verkehrsmittel zu erhöhen und den Individualverkehr bestmöglich zu mindern. „Ein weiterer Vorschlag unsererseits ist die Prüfung einer möglichen Vorzugsschiene für den Bus, damit bei Stau auf der Hauptverkehrsachse die Nutzer der Busse einen größeren Vorteil haben. Dies bietet einen Anreiz, das Privatauto stehen zu lassen und die Möglichkeit stressfrei und mit einer direkten Busanbindung an den Bahnhof Olang, das ganze Land umweltschonend zu bereisen. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass wir keine Experten in dieser Thematik sind und eine Busvorzugsschiene durch die Industriezone ein interessanter Ansatz sein könnte“, so Zingerle, der abschließend erklärt, dass sich der Tourismusverein Antholzertal gerne dazu bereit erklärt, an einer Lösung bei der Verkehrsproblematik mitzuarbeiten.