Society | Seilschaften

Die Pensionierung unseres Landeshauptmannes

Nun pfeifen es schon die Spatzen vom Dach. Die Südtiroler Sparkasse AG sucht einen neuen Präsidenten des Verwaltungsrates und hat ihn schon gefunden. Doch er soll noch warten. Ein ganzes Jahr, bis zur nächsten Generalversammlung. Die Seilschaft ist noch nicht komplett.
Note: This article is a community contribution and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.

Habe anfänglich gezweifelt. Gehört der Beitrag in das Resort Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft. Habe mich für die Gesellschaft entschieden und hoffe, die Gründe in meinem Beitrag aufzeigen zu können.

Die Sparkasse plant einen Wechsel an der Spitze und hat ihren Kandidaten schon gefunden, ohne Basiswahl, ohne viele Rücktritte und Seitenhiebe. Alles nicht notwendig. Der derzeitige Stiftungspräsident, Dr. Gerhard Brandstätter, als profunder Kenner der Materie, steigt in die Fußstapfen seines Vaters und erklimmt den Gipfel der Sparkasse.  Soweit so gut. Der richtige Mann im richtigen Moment am richtigen Ort. Was will man mehr. Heute, Dienstag 30. April 2013 hätte sein großer Moment sein können. Leider nein, es ist eben kein Alleingang, dieser Ansturm auf den Gipfel. Es ist eine Zweierseilschaft und der zweite Mann im Seil hängt noch in einer anderen Wand. Er muss erst aussteigen, um bei Brandstätter einzusteigen. Der Nebengipfel, der Vergleich hinkt zwar irgendwie, ist die Stiftung Sparkasse, dort gibt es eine "sede vacante" und dafür ist wieder der richtige Mann im richtigen Moment am richtigen Ort. Leider erst für die nächste Generalversammlung, denn die Landtagswahlen finden erst im Oktober statt. Es wäre etwas kompliziert geworden, wenn die Sparkassenführung den Südtirolern hätte erklären müssen, die Wahlen würden vorgezogen. Nein, für so wichtig hält sich die Sparkasse nun auch wieder nicht. Also alles aufgeschoben bis zum nächsten Jahr. Inzwischen kann die Sparkasse ihre Bilanzwunden lecken und der Nachfolger von Brandstätter an der Spitze der Stiftung kann in aller Ruhe und Würde sein Amt niederlegen, das höchste im Lande. 

Als oberster Chef von x-Tausend Landesangestellten weiß er allzu gut, was Pensionierung bedeutet. Den allseits gefürcheteten Entzugserscheinungen muss vorgebeugt werden. Wer es gewohnt ist, mit fremdem Geld Gutes zu tun, der kann damit nicht abrupt aufhören. Deshalb passt die Stiftung als Job nach dem Superjob punktgenau. Dort wird Geld verteilt in rauhen Mengen und niemand wird mehr was dreinzureden haben.  Ist doch prima.

Bis hierher alles logisch, nachvollziehbar und bestens organisiert, eben wie bei einer richtigen Gipfelbesteigung. Die Taktik vorher genau besprochen, das Seil professionell geknotet, Helm gegen Steinschlag, Karabiner und Haken zum Sichern und der Handschlag auf gute Kameradschaft.  Berg Heil!

Nur einen Unsicherheitsfaktor hat die ganze Besteigung. Die Wetterprognosen sind nicht optimal. Dunkle Wolken umhüllen die Berge, die Gewittergefahr ist spürbar. Alpinisten kennen das, wenn die Bergpickel surren, vor lauter Spannung in der Luft. Die Gewitterfronten haben alle einen Namen. Wage es nicht, einen zu nennen, um keine Panik ausbrechen zu lassen. Die Frage bleibt aber offen, was passiert mit der Seilschaft, wenn plötzlich ein Blitz einschlägt und der vermeintliche Bergkamerad nicht mehr kann?  Wäre zumindest für die Sparkasse peinlich. Trotzdem:  Berg Heil!