Politics | Schützen
Politische Inventur
Foto: www.schuetzen.com / Egon Zemmer
Die Sprache und die Tonart waren durchaus gemäßigt. Doch der Inhalt der Rede von Elmar Thaler muss für Südtirols Politiker im Jahr der Landtagswahlen wie eine Drohung gewirkt haben.
„Schön langsam reife in den Schützen wieder die Erkenntnis, dass so manches im Land bald vom Kopf auf die Füße gestellt werden müsse“, erklärte der Landeskommandant auf der Bundesversammlung des Südtiroler Schützenbundes am Samstag im Bozner Waltherhaus.
Auf der 53. Bundesversammlung der Schützen feierte man das Jubiläum „60 Jahre Südtiroler Schützenbund“. Doch die Veranstaltung huldigte weniger der Vergangenheit als der Gegenwart.
Auffallend dabei ist das Selbstbewusstsein, das die Mander demonstrativ an den Tag gelegt haben. Elmar Thaler: „Die Gegenwart gibt uns recht: Ohne uns hätte sich niemand genötigt gefühlt, ein Museum im Keller des Siegesdenkmals einzurichten, ohne uns wäre die Toponomastik für keine Partei je ein Thema geworden.“ Ohne die Schützen hätte auch niemand den reitenden Mussolini mit Buchstaben eingezäunt, meinte Thaler.
Die Botschaft der Rede ist klar: Es sind die Schützen, die Südtirols Politik und Partei vor sich hertreiben. Der eigentliche Motor für die echten gesellschaftlichen und politischen Veränderung sitzte nicht im Palais Widmann, sondern er marschiert hinter einem einem Mauser-Gewehr nach.
Dabei gebe es noch einiges zu tun. „In Zeiten, in denen man sich erdreistet, ein Siegesdenkmal für eben mal 700.000 Euro erdbebensicher zu machen, scheint so manches nicht mehr im Lot zu sein. Selbst auf die Gefahr hin, dass wir uns in Italien noch unsympathischer machen, als es eine aktuelle Studie beschreibt − man sollte die Geduld der heimatverbundenen Menschen nicht überstrapazieren“, winkte Thaler ganz bewusst mit dem Zaunpfahl.
Nutzloses Vermischungsprojekt
Einen prominenten Platz in der Festrede des Landeskommandanten nahm auch ein Lieblingsthema der Patrioten ein: Der CLIL-Unterrricht.
„Es ist bedauerlich, dass erst eine Studie beweisen musste, was die Schützen schon seit jeher stark vermutet haben“, erklärte Thaler. Demnach werden dem als ,Allheilmittel‛ gepriesenen CLIL-Projekt in der KOLIPSI-Studie von den EURAC-Forschern völlige Nutzlosigkeit attestiert. Elmar Thaler: „Damit ist es also wissenschaftlich bewiesen, dass Vermischungsprojekte, die unsere deutsche Schule in eine gemischte Schule verwandeln sollen, nichts fruchten.“
Die Botschaft der Rede ist klar: Der eigentliche Motor für die echten gesellschaftlichen und politischen Veränderung sitzte nicht im Palais Widmann, sondern er marschiert hinter einem einem Mauser-Gewehr nach.
Gegen solchen Unsinn werden die Schützen auch in Zukunft ankämpfen. Elmar Thaler schloss seine Rede Worten, die für die Regierungspolitikern. wie eine Warnung klingen müssen: „Auf in ein neues Arbeitsjahr! Wir haben noch lange nicht genug!“
Viele junge Schützen
Der Adjutant des Landeskommandanten Jürgen Wirth Anderlan, der die Aufgaben des Bundesgeschäftsführers im vergangenen Jahr stellvertretend übernommen hatte, ließ dann das Tätigkeitsjahr Revüe passieren. Die Haupthemen dabei: Doppelpass, Zukunftswerkstatt „Südtirol kann“, Landesfest in Sarnthein, Andreas-Hofer-Gedenkfeier in Meran mit Felix Baumgartner, Wiedergründung der Schützenkompanie Waidbruck.
Besonders über den großen Zuwachs an Jungschützen und Jungmarketenderinnen zeigte sich Jürgen Wirth Anderlan sehr erfreut. „Die Jugend ist unsere Zukunft, und wir sehen, dass wir dort immer besser aufgestellt sind“, so Wirth Anderlan. Der Südtiroler Schützenbund hat 503 Jungschützen, so viele wie noch nie. 5004 Schützen gibt es insgesamt zurzeit in Südtirol. Stärkster Bezirk bleibt das Pustertal mit 1279 Mitgliedern.
Jürgen Wirth Anderlan wurde auf der Versammlung zum neuen Bundesgeschäftsführer gewählt. Er erhielt 150 von 162 möglichen Stimmen. Die Wahl war notwendig geworden, nachdem Florian von Ach vorzeitig aus der Bundesleitung ausgeschieden war. Der Grund: Von Achs Engagement und seine Landtagskandidatur bei den Südtiroler Freiheitlichen.
Stockers Offenbarung
In Vertretung des kurzfristig erkrankten Landeshauptmanns Arno Kompatscher gratulierte Landesrätin Martha Stocker im Namen der Südtiroler Landesregierung den Schützen zu ihrem 60-jährigen Bestandsjubiläum. Dabei tat die amtierende Gesundheitslandesrätin an diesem Samstag einen Schritt, den sie bisher bewusst zurückgehalten hatte.
Martha Stocker gehört dem patriotischen Flügel der Volkspartei an und sie war eine der ersten, die sich innerhalb der SVP schon vor Jahrzehnten für den Doppelpass stark gemacht hatte. Es war deshalb auffällig, dass Stocker sich bisher, mit offiziellen Aussagen zu diesem politischen Streitthema zurückgehalten hatte.
Nachdem die Gesundheitslandesrätin ihren Rückzug aus der Mandatspolitik angekündigt hat, positionierte sie sich am Samstag klar. Martha Stocker erklärte in ihrer Grußrede am Samstag, dass sie für die Doppelte Staatsbürgerschaft im europäischen Geiste stehe und diese auch vertreten werde. Stocker dankte für die Mitarbeit im Autonomiekonvent sowie die starke Unterstützung des Minority Safepacks durch die Schützen und endete mit den Worten: „Es leben die Europäischen Volksgruppen, es lebe unsere Heimat Tirol!“
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Es geht den Schützen nicht
Es geht den Schützen nicht darum, wie es hier heißt, "hinter einem einem Mauser-Gewehr" nachzumarschieren (ich habe den Sinn dieser kryptischen Worte und der zwei "einem" leider nicht recht verstanden), sondern darum, mit einem Gewehr zu zeigen, dass man sich auf die jahrhundertealte Wehrtradition Tirols beruft. Es könnte also anstatt des Mauser k98, dem mit rund 100 Millionen in aller Wert erzeugten und daher verhältnismäßig leicht zu besorgenden Exemplaren (auch die Ehrenformationen in Israel verwenden dieses Modell, natürlich scharf) auch ein bescheidenes Werndle-Gewehr sein, mit dem sich unsere Schützen im Ersten Weltkrieg gegen die italienische Aggression wehren mussten.
Dass Frau Stocker sich schon "vor Jahrzehnten" für den Doppelpass stark gemacht hatte, ehrt sie natürlich, vor allem, weil damals von einem Doppelpass für die Südtiroler noch lange keine Rede war. Diese Idee hat die SVP ja erst vor etwa neun Jahren, also weniger als einem Jahrzehnt, auf ihre Fahnen geschrieben, um sie dann bald darauf stillschweigend zu versenken.
In reply to Es geht den Schützen nicht by Hartmuth Staffler
Noch bescheidener und weniger
Noch bescheidener und weniger kriegsverherrlichend wäre es, wenn die auf die Gewehre und das Geballere verzichten könnten. Gibt es denn sonst keine Traditionen auf die man sich berufen kann?
Der Thaler beendet seine Rede
Der Thaler beendet seine Rede also mit einem Böhse Onkelz-Zitat...wie kreativ *wäh*
Meines Erachtens weil die so
Meines Erachtens weil die so genannten Rechten eher auf Anordnungen ansprechen, d.h. sie lassen sich eher führen, lassen sich eher von der Gruppendynamik beeinflussen und hinterfragen weniger (eine gut geölte Organisation funktioniert nur, wenn nicht jeder alles in Frage stellt), während so genannte Linke einen ausgeprägteren Freiheitssinn (in gewisser Weise anarchistische Züge) aufweisen und deshalb eigenständiger sind.
Das führt dazu, dass die erste Gruppe eben konservativ ist und die zweite progressiv.