Heißkalt
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Auch der zweite Spieltag der Heim-WM war geprägt von einer großartigen, festlichen Stimmung. An einem sonnigen mild-warmen Frühlingstag findet die Fanzone außerhalb der Eiswelle regen Zulauf – ein Mix aus jung und alt, Hockeyfans aus Europa und Ostasien, auffallend ist die große Menge ungarischer Fans, die sich in die Talferstadt eingefunden haben. Wie bei solchen Sportevents aber üblich, bilden letztendlich die Spiele das Herzstück. Im mehrfachen Kontrast finden bei frühsommerlichen Wetter innerhalb der Eiswelle auf dem Eis heiße Partien statt.
Slowenien-Rumänien 6:1Eine bestechende Atmosphäre beherrscht die Eiswelle zur Mittagsstunde. Die Sparkasse Arena ist etwa um ein Viertel gefüllt, aber der treue rumänische Fanblock sowie die slowenischen Fans inklusive mitgereister Schulklassen sorgen für eine laute, ausgelassene Stimmung. Auch das Geschehen auf dem Eis ist nicht zu verachten. Es ist ein intensives Match im ersten Drittel. Die Slowenen spielen ansehnlichen Eishockey, während Rumänien im Vergleich zum Auftaktspiel um ein vielfaches beherzter auftretet und durch Zagidullin sogar früh in Führung geht mittels eines Schusses durch die Beine des slowenischen Schlussmanns Kroselj. Das Spiel gehört ansonsten dem italienischen Nachbarn, der technisch stark spielt und aus allen Rohren auf das rumänische Tor feuert. Adorjan, der rumänische Goalie kann dank einiger toller Reflexe die Führung für eine Weile halten, fünf Minuten vor Ende des ersten Drittels stellen die Slowenen mit Bohinc aber wieder auf Anfang. Und im zweiten Drittel braucht es keine 40 Sekunden bis Ticar Slowenien in Führung bringt. Dank eines Abwehrfehlers im rumänischen Verteidungsdrittel hat er freie Bahn auf Adorjan und netzt den Puck hoch ins rechte Eck. Nun machen sich Klassenunterschiede breit. Die Slowenen tragen das Spiel und stellen zuerst durch Torok im Powerplay und dann durch Mahkovec mit einem abgefälschten Distanzschuss auf 4:1.
Jedes Tor wird insbesondere von den Schulklassen lauthals bejubelt. Im letzten Drittel schnürt Mahkovec abermals durch einen abgefälschten Distanzschuss einen Doppelpack, der rumänische Fanblock verstummte aber bereits eine Weile davor. Auch Ticar kommt mit einem Schuss aus zentraler, halbnaher Position noch zu seinem Doppelpack. Die Rumänen wirken bemüht, können aber nicht viel mehr als eine Komparsenrolle erfüllen. Die slowenischen Fans lasen sich davon nicht stören und zählen begeistert die letzten Sekunden des Spiels mit runter. Slowenien betreibt Wiedergutmachung nach der Auftaktniederlage, während wohl klar ist, dass Rumänien leider etwas unter dem Level der restlichen WM-Teams liegt.
Ungarn-Südkorea 6:2Wie schon am Sonntag finden sich auch heute zahlreiche magyarische Fans in die Eiswelle ein. Eine laute, rote Wand aus mehreren hunderten peitscht mit Trommeln und Gesang das ungarische Team gegen Südkorea nach vorne. Doch schon nach anderthalb Minuten bringen die Asiaten den ungarischen Chor kurzzeitig zum Schweigen: Lee Young-Jun trifft nach einem Zuspiel von hinter dem Tor ins ungarische Herz. Die Stille ist aber nicht von Bestand. Auch weil die Ungarn das Spiel noch vor der ersten Pause mit Erdely und Sofron zu ihren Gunsten drehen, obwohl Südkorea zuvor noch eine fünfminütige Strafe unbeschadet übersteht. Die ungarischen Fans machen wieder lautstark ihre zahlreiche Präsenz deutlich. Stipsicz erhöht den Vorsprung früh im zweiten Drittel mit einem Schuss aus zentraler Position und es wird nochmals spürbar lauter im Stadion. Sebok legt einige Minuten darauf mit einem Distanzschuss nach und es vergehen nur Augenblicke bis sich auch Mihaly auf die Goalscorerliste einträgt mit einer Direktabnahme nach Zuspiel in zentraler Position. Die Magyaren kennen kein Halten (Sitzen?) mehr, mehrere hundert hüpfen und stehen. Dem ungarischen Team gelingt in diesem Moment alles, Erdely füllt das halbe Dutzend und schnürt seinen Doppelpack aus kürzester Distanz nach Zuspiel von hinter dem Tor, Südkorea hat das Nachsehen. Es wird zu einer Machtdemonstration der Ungarn, die ihrer Favoritenrolle mehr als gerecht werden und auch beim Stand von 6:1 mit Intensität weiterspielen.
Ungarn vergibt sowohl im zweiten als auch im letzten Drittel noch einen Penaltyshot, während Südkorea während eines fünfminütigem Powerplay gegen Mitte des finalen Drittels noch Ergebniskosmetik betreibt: Nach einer regelrechten Belagerung des ungarischen Tors gelingt Shin Sang-Hoon der zweite Treffer für die Koreaner. Am Ende ändert das natürlich herzlich wenig – Ungarn überzeugt, Südkorea war den Magyaren letztendlich klar unterlegen, sehr zur Freude der ungarischen Fans, die zu Spielende lautstarke Gesänge anstimmen und die dann anschließend erklingende ungarische Nationalhymne beherzt mitsingen.
Italien-Japan 4:3 n. OT.Der krönende Abschluss des Abends: Gastgeber Italien bittet Japan aufs Parkett. Die Eiswelle ist nun gut gefüllt. Das Blue Team spielt ein besseres erstes Drittel, ist aber verschwenderisch mit seinen Chancen, so können gleich zwei hervorragende Möglichkeiten nicht in etwas konkretes umgemünzt werden. Japan kommt bis dato nur selten bis vors Tor von Clara, der wird im ersten Drittel kaum gefordert. Damit geht es torlos in die erste Zwischenpause. Zurück aufs Eis spielt Japan in den ersten Minuten des zweiten Drittels das bessere Eishockey. Dann kommt aber die Führung für die Azzurri im richtigen Moment. Gazley nutzt eine chaotische Situation vor dem japanischen Tor aus, zieht nach links und netzt aus kurzer Distanz ein. Rund sechs Minuten darauf verdoppelt Kostner die Führung, die Curva stimmt daraufhin die italienische Hymne an. Die Antwort der Japaner folgt prompt: Nach einem Zuspiel von hinter dem Tor haut Sato Y. den Puck ins rechte Eck und stellt den alten Abstand wieder her. Und nicht lange danach stellen die Japaner wieder komplett auf Anfang: Sato (diesmal Sato K.) kommt aus recht naher Distanz zum Schuss und schiebt den Puck flach durch die Füße von Clara und zum Ausgleich. Die Stimmung in der Eiswelle scheint nun leicht gedrückt, aber die Curva versucht die Azzurri weiter nach vorne zu peitschen. Ein großes Raunen fährt durchs Publikum als die Azzurri kurz vor Schluss des zweiten Drittels noch eine riesige Chance in einer zwei-gegen-eins Situation nicht nutzen können. Damit geht es wiederum mit einem Unentschieden in die Pause, es ist mit Abstand das offenste, ausgeglichenste Match des heutigen Tages, wenn auch Italien mit etwas mehr Effizienz sehr geholfen wäre. Dann heißt es warten aufs letzte Drittel: Wegen einer beschädigten Scheibe kommt es zu einer Verzögerung. Hinten zeigt Italien wie auch bereits in den Dritteln zuvor immer wieder mal Anfälligkeiten, während nach vorn die letzte Durchschlagskraft fehlt. Nach rund 53 Minuten kommt es ganz bitter, ein Distanzschuss von Yoneyama knapp vor der blauen Linie endet unglücklich im Tor der Azzurri. Aber das Blue Team rafft sich auf, findet die Antwort. Und es ist Chefsache, Kapitän Larkin holt die Azzurri wieder zurück ins Spiel und bringt das Match ins Overtime.
Das Overtime ist jedoch beinah antiklimatisch: Nach wortwörtlich fünf Sekunden macht Frigo nach Assist von Mantenuto den Sack zu, ein erleichterter Freudenschrei macht die Runde, das sind essentielle Punkte für die Mission Aufstieg.
So geht Spieltag zwei der WM um kurz vor 23.00 Uhr zu Ende: Das letzte Spiel bot mit Abstand das spannendste Match, die nächsten Spieltage werden für Italien allerdings auch nicht einfacher. Morgen wartet der Mitfavorit Slowenien und am Freitag Ungarn, das heute seine Favoritenstellung weiter zementierte.
To be continued...