Culture | Salto Afternoon

JOY

Das Multitalent Benno Simma zeigt einige seiner Arbeiten im Kunstforum in Neumarkt. Salto hat mit ihm über seine Skizzenhefte und die 68er-Bewegung gesprochen.
joy ausstellung
Foto: Foto: Privat

Salto.bz: Vor sieben Jahren haben Sie begonnen künstlerische Skizzenbücher zu fertigen. Einblicke in diese werden in der Ausstellung JOY gezeigt. Wie konstant arbeiten Sie an diesen Heften? 
Benno Simma:
Ja, ich mache ein oder auch zwei Zeichnungen pro Tag, die ich ab und zu auch auf Facebook und Instagram poste: Meist begleite ich diese Zeichnungen auch mit einem handgeschriebenen Text – manchmal auch spiegelverkehrt, um die Lesbarkeit dem Betrachter als Übung aufzudrängen –, und färbe sie mit Aquarellen oder Kreidestiften ein.

Was kann eine Zeichnung auslösen. Mit welcher Vorstellung setzen Sie sich vor eine weiße zu bemalende Fläche für Ihr Skizzenheft?
Ich bekomme Eindrücke von überall her, aus den Ereignissen und Bildern, die ich gerade sehe. Das Internet ist dabei eine unendliche Fundgrube. Manchmal spüre ich auch die Großen der Moderne auf, manchmal bin ich auf Reisen und sauge da alle Bilder auf die ich gerade vor Augen habe, da ist es dann ein leichtes daraus eine Zeichnung zu fertigen. Die beschränkte Fläche des Skizzenbuches hilft mir dabei, mich nicht zu verlieren und mich auf den Rahmenkern zu konzentrieren.

Das Wort ist in Ihren Arbeiten immer präsent. Ginge es nicht ohne?
Der Text zum Bild ist mir besonders wichtig. Über das geschriebene Wort bekomme ich das dargestellte Bild erst in den Griff. Es ist meist kein erklärender Text zum Bild, sondern eine freie Assoziation zum jeweils Dargestellten.

Ich könnte ohne die Zeit der 1968er Jahre nicht leben. 

JOY steht für Freude oder Glück, das Peace-Zeichen im Ausstellungslogo für Frieden. Ist auch etwas 68er-Geist in Ihren Arbeiten?
Ich bin ja in den 1968er Jahren ‚groß‘ geworden und habe meine Freude damit, diese Zeit nicht mit Nostalgie zu betrachten, sondern sie wieder zu leben und zu erleben und in meiner inzwischen erreichten Lebensreife das Gewagte an dieser Zeit wieder Revue passieren zu lassen. Bild und Text sind da ein willkommenes Instrumentenpaar. 

Wie wichtig war die 68er Bewegung für Ihre künstlerische Laufbahn?
Ich könnte ohne die Zeit der 1968er Jahre nicht leben. Sie sind auch heute meine Weltbildgrundlage und helfen mir den grauen Alltag zu meistern, wenn auch nur mehr im Kopf.

Architektur, Design, Kunst, Literatur und vor allem Musik. Benno Simma spielt mit allem was er vorfindet? Kann man das so sagen?
Ja, das Spiel ist die Grundlage. Ich habe ja auf vielen Feldern gespielt, auch wenn ich in letzter Zeit darstellende Kunst und Musik zu meinen Hauptspielfeldern zählen.

Die großflächigen Bilder in der Ausstellung tropfen ab wie die Blutbilder eines Hermann Nitsch. Auf einem Bild haben sie Meister Hermann auch als Zitat festgemacht. Ein Vorbild?
Keineswegs. Wissen Sie, wenn man Farbe – ich liebe die Farbe Rot – auf einer vertikal gestellten Bildfläche aufträgt, rinnt sie ganz natürlich nach unten. Also ist das an sich nichts Neues und das machen viele andere Künstler auch. Ich nehme dann eben gerne auch die sogenannten Vorbilder – Joseph Beuys, Cy Twombly, Emilio Vedova, Baselitz, Richter, Polke usw. – auf die Schippe und relativiere ihre Größe mit Vorliebe mit kurzen und banalen Satzaphorismen, die ihnen den Sockel wegziehen, auf dem sie gerade stehen.