M.s Weg zurück ins Leben

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In Italien vergeht kaum ein Tag ohne die Nachricht von einem neuen Frauenmord. Die Zahl und die Grausamkeit dieser Gewalttaten durch Partner oder Ex-Partner rauben einem mitunter den Atem. So auch wieder am vorigen Samstagabend – diesmal in der Kleinstadt Tolentino in der Provinz Macerata: Ein brutaler und offenbar im Voraus geplanter Femizid. Die 45-jährige Gentiana Kopili wurde auf offener Straße von ihrem Ex-Mann mit einem Messer erstochen. Der Fall erinnert an einen versuchten Femizid, der 2019 ganz Bozen erschütterte. Die Frau, die das Attentat wie durch ein Wunder überlebte, erzählt im Podcast „Free“ von ihrem Weg zurück ins Leben.
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„Jetz geht es mir gut, es geht mir viel besser – ich bin wie neu geboren.“
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Am 1. März 2019 wurde M. in Bozen Opfer eines versuchten Femizids. Sie befand sich mit ihrer etwa einjährigen Tochter auf der Claudia-Augusta-Straße, als ihr ehemaliger Partner sich ihr näherte. Der Mann stach M. mit einem Messer mehrfach in Gesicht, Hals und Bauch. Das Schlimmste wurde durch das Eingreifen von Passanten verhindert. Sie überwältigten den Täter und hielten ihn bis zur Ankunft der Polizei fest. Trotz schwerer Verletzungen überlebte M. den Mordanschlag. Der Mann wurde im Jahr 2022 zu einer Haftstrafe von über acht Jahren verurteilt.
M. spricht mit Christine Clignon im Podcast über ihr neues Leben – ein Leben in Freiheit, fern von Gewalt. Auf die Frage, wie es ihr heute nun ginge, antwortet sie, dass es ihr nun viel besser gehe, sie sei wie neu geboren. Gemeinsam mit ihren Töchtern habe sie ein neues Leben als eine selbstständige, starke und selbstsichere Version von sich selbst begonnen.
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„Heute bin ich ihm dankbar, dass er mich nicht um Vergebung gebeten hat.“
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Lange lebte M. in der missbräuchlichen Beziehung. Nach einem heftigen Streit, bei dem der Mann besonders gewalttätig wurde, erkannte sie, dass sie etwas ändern müsse. Zum Wohl ihrer drei Töchter entschied sie sich dann für die Trennung und wendete sich an Sozialarbeiter, die sie in einem geschützten Haus unterbrachten.
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„Je stärker der Schmerz ist, desto stärker ist die Vergeltung.“
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Nach dem Mordanschlag hat M. einen langen und schmerzhaften Weg zurückgelegt. Verletzungen der Stimmbänder machten ihr drei Monate lang das Sprechen unmöglich. Sie musste von Bozen wegziehen. Dank des Beistands einer nahestehenden Person, fand sie sich selbst und ihre innere Stärke. Die Hoffnung, ihren Töchtern ein besseres Leben ermöglichen zu können, gab ihr die Kraft Tag für Tag weiterzukämpfen.
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„Ich hoffe stark, dass alle Mädchen ihre innere Stärke finden.“
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Frauen, die Gewalt erfahren, werden oft als schwach und hilflos dargestellt. Doch die Geschichte von M. verdeutlicht, wie viel Kraft erforderlich ist, um sich aus dem Teufelskreis der Gewalt zu befreien und einen neunen Weg einzuschlagen. Mit dem Podcast FREE versuchen wir zu zeigen, dass es solche Wege aus der Gewalt gibt.
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