Culture | Aus meinem Bücherregal

Diese Suppe ess ich nicht

Der Titel der Ausgabe Nummer 7 der ARUNDA, der Kulturzeitschrift des Arbeitskreises Vinschgau, hat es in sich. Treffend für Südtirol, zeitlos, passend für 1979 wie für 2014, aussagekräftig für beide Seiten, den „neurotischen Intellektuellen“ und den „Interpreten des vorherrschenden Systems und des dazugehörigen Weltbildes“ , wie es Hans Wielander in seinem Beitrag „Schrumpf-Kultur“ treffend formuliert.

Note: This article is a community contribution and does not necessarily reflect the opinion of the salto.bz editorial team.

„ Kennst du das Land, wo Kampflieder tönen kühn,

mitten im Frieden militärische Ideale blühn,

ein eiserner Vorhang fremde Einflüsse bannt

vorm korrupten und bösen Nachbarland,

wo Andersdenkende als Verräter gelten,

in Europas Mitte sich trennen zwei Welten?

Kennst du das Land, dessen Sport in Erstaunen setzt,

die allmächtige Presse gegen Intellektuelle hetzt?

Du kennst das Land , das kleine, sehr wohl,

es ist die DDR …. oder gar Südtirol?

 

Nun, was wir 1979 noch nicht wussten, auch nicht ahnen konnten, wissen wir heute: Die DDR gibt es nicht mehr .....

Joseph Zoderer: „Früher ist manchmal ein Wort aus dem Mund mir gefallen auf Papier das raschelte heute liegt Nebel darauf und ich habe verlernt Spuke im Mund zu sammeln ich schlucke zuviel und habe die Zornanfälle im Traum manchmal auch bei Tage wenn mir übel wird weil ich alles verstehe alles ist möglich ich verliere die Zeit im Gras und im Nebel beim Schauen als wär ich nur Auge“.

Lisl Saltuari: Sie spannt den Bogen in ihrem Titelbeitag vom Struwwelpeter von Dr. Heinrich Hoffmann, über Oswald von Wolkenstein, Wissenschaftler, Nein-Sager ganz allgemein bis hin zu den Wehrdienstverweigerern und Bürgerinitiativen.

„Es muss Gründe dafür geben, dass heutzutage so viele Suppen fragwürdig geworden sind, vielleicht gibt es ganz einfach zuviele Köche. Außerdem ist bekannt, dass jemand, der eine Suppe einbrockt, selbige andere auslöffeln läßt“.

"Schön wäre es, gäbe es eindeutige Zuordnungen: Gute Suppen, die zu essen und schlechte, die zu meiden seien für jedermann. Nun ist aber bekanntlich dem einen seine Eule dem anderen seine Nachtigall - und auch davon abgesehen, ist die Unterscheidung von Gut und Böse gar nicht so einfach. Das Gute kann sich darüberhinaus als der Feind des Besseren erweisen und ohne das Böse wäre vieles nicht vollständig“.

„Wer nicht jede Suppe mag, ist oft ein Feinschmecker, kein Kostverächter. Er weiß, was gut ist und freut sich, so er's findet, wo nicht, macht er sich nichts vor und wartet auf bessere Gelegenheit“.

Gotthard Bonell: Der abgewiesene Christus

Bei der Renovierung des Klosters Muri Gries im Jahre 1976 wurde ein altes Kellergeschoss in der Nähe der Klosterpforte zu einer Kapelle umgebaut. Auf Vorschlag des Architekten wurde Gotthard Bonell eingeladen, sich mit der Gestaltung des Kreuzigungmotives zu befassen. Der Künstler entschied sich, auf Holz zu malen. Kurz vor Ostern 1978 wurde das Bild fertig und von zehn Patres als zufriedenstellend begutachtet. Einige Patres lehnten aber das Bild ab und Bonell überarbeitete es. Im Oktober 1978 erfuhr der Maler, dass das Bild entfernt werden solle. Der Künstler beschloss, seinen Christus zurückzunehmen, die Materialkosten wurden ihm vom Kloster vergütet.

Albin Egger-Lienz: Der Kunststreit um den „Auferstandenen“ in der Kapelle des Kriegerdenkmals

„ Der Klerus des Dekanates Lienz stellt sich auf Seite seines Dekans und lehnt das Bild „Die Auferstehung Christi“ im Bezirkskriegerdenkmal vom religiösen Standpunkte entschieden ab“.

Karl Plattner: Seine Pietá von 1960 in der neuerbauten Kapelle in Alsack bei Mals

Auf Wunsch des Bürgermeisters von Mals schuf der Künstler in Alsack eine große Pietá mit den Maßen 250 x 440 cm. Karl Plattner verlangte für das Werk in seiner Heimatgemeinde nur die Erstattung der Unkosten. Als es nach der Montage des Werkes Proteste hagelte, versuchte Plattner dem Pfarrer sein Werk zu deuten und zwar als das uralte Thema einer Mutter mit ihrem toten Sohn. „Aber die Mutter Gottes hat nicht so ausgeschaut!“ protestierte der Geistliche. Darauf Karl Plattner: „Haben Sie die Mutter Gottes gekannt?“