Economy | Lebensmittel

Die Standhaften

Der Bozner Obstmarkt ist fester Bestandteil der Altstadt. Lange Arbeitszeiten, Wetterverhältnisse und die Supermärkte machen es den Markthändlern schwer.
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Foto: Salto.bz
Es ist ein drückend heißer Sommertag in Bozen, aber die Verkäufer am traditionellen Obstmarkt lassen sich von der Hitze und dem langen Stehen am Stand nichts anmerken. Der Markt kreuzt die Lauben der Landeshauptstadt und die rund 20 Marktstände bieten verschiedenste Lebensmittel, Zierpflanzen und Blumensträuße an. Die Gemeinde ist den Ständen beim Mietpreis entgegengekommen, um den Markt trotz der Supermärkte in der Umgebung zu erhalten. Ein zusätzlicher Gastgarten des Restaurants „Hopfen & Co“ im Bereich des Obstmarktes wurde kürzlich nicht genehmigt. 
 

Das Leben als Markthändler

 
Sie öffnen ihren Stand schon in den frühen Morgenstunden und richten die Waren für die Kundschaft ansprechend her. Während Speck, Wurst und Käse über Nacht vor Ort in den Kühlschrank kommen, wird das frische Obst und Gemüse jeden Tag ins Magazin gebracht. Die Lagerräume befanden sich früher in den Hinterhöfen und Gassen hinter dem Markt, wo heute nur noch selten Platz für Obst und Gemüse ist. Manche haben deshalb woanders ein Magazin oder kaufen die verderbliche Ware Tag für Tag ein. Die abgepackten Gewürze und Trockenfrüchte werden zum Teil beim Stand selbst über Nacht verstaut.
Unsere Produkte kommen aus fünf Ländern: Italien, Deutschland, Brasilien, Mexiko, Indien; - Kumar Rajiv
In den letzten Jahren sind immer mehr der alteingesessenen Verkäufer verschwunden. Fabrizio Lago ist einer der wenigen, die geblieben sind. „Ich arbeite schon seit 43 Jahren hier“, sagt er. „Die Jungen arbeiten heute nicht mehr für so viele Stunden wie wir und sie wollen am Samstag frei haben. Außerdem muss man mit der Kälte und Hitze draußen zurechtkommen.“ Sein Arbeitstag beginnt um halb sechs morgens und endet um halb acht abends. Das sind 14 Stunden pro Tag.
 

Neue Marktnischen

 
Seit einem Jahr hat auch die Bürgergenossenschaft Obervinschgau einen Stand am Bozner Obstmarkt. Der Zusammenschluss von Bio-Bauernhöfen bietet nur regionale Produkte an, zweimal die Woche werden Lebensmittel geliefert. „Dieser Stand ist unser erster fixer Stand, wir verkaufen aber auch im Vinschgau und in Meran“, sagt Heinrich Wegmann. Gemeinsam mit Augert Tafa von einem weiteren Bio-Stand am Markt bieten zwei Stände Produkte aus biologischer Landwirtschaft an.
Die weitere Entwicklung des Obstmarktes ist noch offen, wenngleich die Gemeinde Bozen den traditionellen Markt erhalten will.
 
Eine andere neue Marktnische sind frisch gepresste Fruchtsäfte und einzeln verpackte Trockenfrüchte, Gewürze und Pilze. Kumar Rajiv aus Indien teilt sich mit seinen Familienmitgliedern am Markt zwei Stände mit Nüssen und ebensolchen Produkten. „Wir erhalten Säcke zu 25 Kilo und füllen die einzelnen Tüten im Magazin dann mit den Gewürzen“, sagt Rajiv. „Unsere Produkte kommen aus fünf Ländern: Italien, Deutschland, Brasilien, Mexiko, Indien;“
Richtung Waltherplatz stehen die Stände mit Zierpflanzen und Blumensträuße. Einer der Verkäufer ist Suleman Muhammad aus Pakistan. Er lebt erst seit einem Jahr und fünf Monaten in Südtirol, zuvor war er in Frankreich. „Wir haben in Bozen drei Geschäfte und erhalten unsere Ware aus Holland. Durch die große Bestellung, die wir so machen können, bekommen wir einen guten Preis“, erklärt Muhammad.
 

Tradition fortführen

 
Die weitere Entwicklung des Obstmarktes ist noch offen, wenngleich die Gemeinde Bozen den traditionellen Markt erhalten will. Das Restaurant „Hopfen & Co“, das sich an einem Ende des Bozner Obstmarktes befindet, hat daher keine Genehmigung für einen zusätzlichen Gastgarten erhalten. Stattdessen soll dort, wo früher der Brotstand war, nun laut der zuständigen Stadträtin Johanna Ramoser bald der sogenannte Genusstand mit Weinen aufgebaut werden.