Können Computer kreativ sein?
Die Computer-Szene der Welt blickt nach Südtirol: Vom 27. Juni bis zum 1. Juli findet in der Universität Bozen die 13. Internationale Konferenz zu computergestützter Kreativität statt. Maßgeblich beteiligt an der Konferenz ist auch Oliver Kutz. Gemeinsam mit Roberto Confalonieri ist er Vorsitzender des Organisationskomitees: „Computergestützte Kreativität ist kein neues Forschungsfeld, aber ein stetig wachsendes“, erklärt Kutz. Abgesehen von seiner Rolle bei der Konferenz unterrichtet Kutz Informatik an der Freien Universität Bozen, spezialisiert hat er sich auf Kreativitätsforschung und Angewandte Ontologie.
Computergestützte Kreativität ist ein Teilbereich der Forschung zu künstlicher Intelligenz, kurz KI. KI ist der Versuch, Maschinen Intelligenz beizubringen, sozusagen selbstlernende Maschinen zu schaffen. Computergestützte Kreativität ergibt sich aus dieser Wissenschaft: „Können Computer kreativ sein? Das ist die Kernfrage der Konferenz“, so Kutz. „Kreative Computer“ wären etwa in der Lage, selbst zu malen, zu dichten, zu zeichnen, Geschichten zu erfinden oder Musik zu komponieren. Generell betrifft diese Sparte der KI alle menschlichen Bereiche, in denen es um Kunst geht. Computer müssen hierbei nicht unbedingt vollständig autonom produzieren, sie können dem Künstler auch „nur“ helfen, das Kunstwerk zu vervollständigen: „Das nennt man Co-Kreativität, solche Techniken sind heute schon oft im Einsatz“, so der Professor.
"In Sachen Probleme lösen haben Computer den Menschen inzwischen weitgehend überholt. Die menschliche Kreativität hingegen ist eine weniger leicht erlernbare Variable" - Oliver Kutz
Begonnen hat die Konferenz bereits. Am Montag wurden verschiedene Workshops und Tutorials für die Teilnehmer durchgeführt. Dies gab den Beteiligten aus aller Welt die Gelegenheit, in Bozen anzukommen und sich mit dem Thema warmzumachen. Auch der Dienstag begann wissenschaftlich mit einem Doktorats-Konsortium am Vormittag. Dies gab Studierenden die Gelegenheit, über ihr Doktorats-Thema zu diskutieren und sich auch die ein oder andere Meinung von erfahreneren Wissenschaftler*Innen dazu einzuholen. Am Abend hielt dann Aaron Hertzmann, ein leitender Wissenschaftler des Entwicklerunternehmens Adobe, einen Keynotes-Vortrag im Museion zu der Kernfrage „Can Computers be creative“.
Jeden Tag wird ein solcher Vortrag stattfinden: „Dazu haben wir bekannte Wissenschaftler des Forschungsfeldes eingeladen, welche sich zu verschiedenen Aspekten des Themas äußern werden. Diese Keynotes-Vorträge bilden ein Highlight der Konferenz“, erklärt Kutz. Am Mittwoch hielt so Allison Parrish, eine ausgezeichnete Programmiererin, einen Keynotes-Vortrag zu Paratexten der computergenerierten Literatur. Am Donnerstag spricht die New-Media-Expertin Ellen Pearlman über Praktiken und Zukunft der KI. Am Freitag spricht schlussendlich der in der Region bekannte frühere FBK-Direktor Trients, Olivier Stock, über von Computern produzierten Humor.
Der Vortrag von Hertzmann am Dienstagabend hat auch den eigentlichen Hauptteil der Konferenz eingeleitet. In den drei darauffolgenden Tagen stellen verschiedene Wissenschaftler ihre Forschungsarbeiten zu computergestützter Kreativität vor. Unter den Arbeiten findet man substanziellere und kürzere, auch Arbeiten mit der Demo-Version eines Computerprogramms werden im jeweiligen vorgeschriebenen zeitlichen Rahmen präsentiert. Nach Beendigung der Konferenz wird den Teilnehmern ein soziales Programm angeboten, so besucht die Gruppe etwa das Messner Mountain Museum und das Schloss Maretsch. Für den Donnerstag hat das Konservatorium Bozen zusätzlich ein elektronisches, von Computern „co-kreiertes“ Konzert vorbereitet. Dieses kann man auf Youtube live beobachten. An der Konferenz nehmen ca. 100 Personen vor Ort teil, 20 weitere sind per Internet zugeschaltet. Für die Online-Vorträge hat sich das Organisations-Komitee eine eigene Strategie ausgedacht, welche es „Cinema-Session“ benannt hat. Die Online-Vorträge werden auf einer großen Leinwand gezeigt, die Teilnehmer können ohne eigene Technik den Vorträgen beiwohnen – wie im Kino: „In den letzten Jahren der Pandemie haben wir gesehen, dass Online-Sitzungen sehr kompliziert und auch nervig werden können. Das wollten wir unter allen Umständen vermeiden!“, so Kutz.
"Unser Programm ist vielfältig, wir bieten Workshops, Vorträge von renommierten Wissenschaftlern und auch soziale Aktivitäten außerhalb der Konferenz an" - Oliver Kutz
Laut Kutz ist die Konferenz heuer gut besucht. Dies hat auch damit zu tun, dass es die erste Konferenz seit Corona-Ausbruch ist, welche wieder in hybrider Form abgehalten werden kann. Die Konferenzen 2020 in Portugal und 2021 in Mexiko City mussten beide aufgrund von hohen
Corona-Neuinfektionen online durchgeführt werden.