Federica Mogherinis Stern geht auf
Maria Elena Boschi ist der Medienstar des jungen Kabinetts von Premier Matteo Renzi. Wo immer die Ministerin für Reformen auftaucht, wird sie sofort von Fotografen umringt. Ihre Kollegin Federica Mogherini repräsentiert das genaue Gegenteil. Die Außenministerin liebt die Unauffälligkeit und Diskretion, verabscheut jede Form von Glamour.
Als einzigen Schmuck trägt die 41-Jährige meist eine dezente Perlenkette. In der Economy-Class zu fliegen, hält die Tochter eines prominenten Regisseurs und Bühnenbildners für selbstverständlich. Federica Mogherini studierte Politikwissenschaften in Aix-en-Provence und an der römischen Sapienza-Universität, wo sie mit einer Diplomarbeit über das Verhältnis zwischen Religion und Politik im Islam promovierte. Sie ist mit einem engen Mitarbeiter des römischen Ex-Bürgermeisters Walter Veltroni verheiratet und Mutter zweier Töchter im Alter von vier und neun Jahren.
Schon früh engagierte sie sich in der sozialdemokratischen Jugendbewegung. 2003 rückte sie im Partito Democratico zur Verantwortlichen für die Außenpolitik auf. Ihre Ernennung zur Chefin der italienischen Diplomatie galt als eigentliche Überraschung in Renzis Kabinett. Ihre Vorgängerin, die ehemalige EU-Kommissarin Emma Bonino, die wegen ihrer langen Erfahrung als unersetzlich galt, erfuhr am Telefon von ihrer Absetzung. Die 65-jährige Menschenrechtlerin machte gute Miene zum bösen Spiel und bot der Nachfolgerin an, ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Böswillige Kommentatoren verwiesen darauf, dass in Italiens Geschichte nur ein Außenminister noch jünger war als Mogherini: Benito Mussolinis Schwiegersohn, Graf Galezzo Ciano. Denen, die auf ihre Unerfahrenheit verweisen, hält sie entgegen, dass ein "Generationswechsel nicht mit 40 Jahren Berufserfahrung vereinbar" sei. Seit Jahren pflegt Mogherini enge Kontakte zu den US-Demokraten. Auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier gehört zu jenen Vertrauten, auf deren Unterstützung sie jetzt hoffen durfte. Regierung Die EU hat Mogherini am Freitag für die Nachfolge der bisherigen EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton für die nominiert. Einigen osteuropäischen Staaten gilt die Italienerin für den Spitzenposten als zu russlandfreundlich und "zu unreif". Ein Vorwurf, den Mogherini mit einem Lächeln quittiert: "Unreif? Für eine Frau in meinem Alter ist das ein Kompliment." Mogherini hat kaum diplomatische Erfahrung. Bis vor einem halben Jahr war die PD-Abgeordnete auch in Italien weitgehend unbekannt. Daß sie jetzt zur Außenbeauftragten und Vizepräsidentin der EU-Kommission aufsteigen konnte, ist ein bemerkenswerter Erfolg. Für Federica Mogherini und für ihren letzthin eher glücklosen Sponsor Matteo Renzi.