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Operation Edison

Der Überraschungscoup: Die SEL AG übernimmt jetzt auch die Anteile der Edison in der Hydros und in der SELedison. Damit wird die Heimholung der Energie Wirklichkeit.

Die Verhandlungen laufen seit rund fünf Monaten. Und man hat absolutes Stillschweigen vereinbart. Deshalb will sich (noch) offiziell niemand äußern. Das Geschäft ist zu delikat. Doch die Rahmenvereinbarungen sind längst unterschrieben.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die SEL AG ist dabei – im Namen der neuen Südtiroler Energiegesellschaft - einen Überraschungscoup zu landen: Man übernimmt die Anteile der Edison an der Hydros Gmbh (40 Prozent) und an der SELedison AG (42 Prozent).
Es ist ein Millionen-Geschäft, das in mehreren Phasen ablaufen soll. Salto.bz ist in der Lage die Grundzüge der Operation nachzuzeichnen.

Die Vorgeschichte

2005 war die Sel AG in die Delmi AG eingestiegen. Man zahlte für 10 Prozent über 180 Millionen Euro an den Energieriesen. Delmi hatte damals zusammen mit dem französischen Energiekonzern EDF die Mehrheit an der Edison AG übernommen. Der SEL-Einstieg war vor allem ein strategischer Schritt. Man wollte damit mit der Edison in Südtirol enger ins Geschäft kommen. Eine Rechung, die aufgegangen ist.
2008 gründen Edison und Sel in Bozen gemeinsam die Hydros GmbH. An der Hydros, die sieben Großkraftwerke in Südtirol übernimmt, ist die SEL zu 60 Prozent und die Edison zu 40 Prozent beteiligt.
Bereits im Jahr 2000 hatte man die SELedison AG gegründet, die seitdem die beiden Vinschger Kraftwerke Kastelbell und Glurns führt. In dem Unternehmen halten, neben der SEL (27 Prozent), der Etschwerk AG (8 Prozent), der Selfin GmbH (15 Prozent), auch die Vinschger Gemeinden 8 Prozent. Hauptaktionär ist aber immer noch Edison mit 42 Prozent.


Hydro-Kraftwerk Waidbruck: Ende der Edison-Beteiligung?

Im Dezember 2011 kommt es aber zu einer Umstrukturierung auf dem italienischen Strommarkt. Inzwischen war der Energiekonzern Edipower SPA entstanden und die Delmi Beteiligung der SEL wurde in eine 6,75-Prozent-Beteiligung an Edipower umgewandelt.
Gleichzeitig aber fällt über die Jahre hinweg der Wert der Beteiligung beträchtlich. Die SEL verliert um die 79 Millionen. Was vor allem von den Südtiroler Grünen im Landtag mehrmals energisch kritisiert wird. Aber nicht nur die Grünen fordern den Ausstieg der SEL aus der Edipower. Auch der Vinschger SVP-Kammerabgeordnete Albrecht Plangger hat bereits vor Jahren die Forderung erhoben: Man solle die Edipower-Anteile mit der 40-Prozent-Beteiligung der Edison an der Hydros tauschen.
Jetzt könnte genau das und noch ein bisschen mehr Wirklichkeit werden.

Der Deal

Vor wenigen Wochen hat der Mailänder Energieversorger A2A Spa seinen Halbjahresbericht veröffentlicht. A2A ist inzwischen der Hauptaktionär der Edipower Spa. Im Bericht ist auch ein Rahmenvertrag angeführt, den die A2A mit den anderen Edipower-Gesellschaftern und der SEL AG am 23. Juni 2015 abgeschlossen hat. Darin ist festgehalten, dass die Gesellschafter alle Edipower-Anteile an die A2A abgeben.
Damit wird besiegelt, dass die SEL Ag aus dem zweitgrößten italienischen Energiekonzern aussteigt. 

 


A2A Bericht zur Halbjahresbilanz (Ausriss): Term sheet für Operation.

Für die Edipower-Beteiligung, deren Wert inzwischen um die 105 Millionen liegt, soll der Südtiroler Energieversorger aber nur indirekt Geld erhalten. Denn der Deal sieht vor, dass die SEL AG im Gegenzug von A2A ein Paket von zehn Kraftwerken bekommt, die in der Provinz Pordenone in Friaul liegen. Diese Kraftwerke aber interessieren vor allem die Edison.
Deshalb wird die SEL AG diese Kraftwerke an die Edison AG weitergeben. Edison wiederum wird für die Übernahme der SEL zwei Beteiligungen in Südtirol überlassen. Die 42 Prozent an der SELedison AG und die 40 Prozent an der Hydros GmbH.
Das Dreiecks-Geschäft liegt zwar noch nicht in trockenen Tüchern, doch man ist sich grundsätzlich handelseinig. Die Verhandlungen spießen sich derzeit nur mehr an einigen finanziellen Details. Innerhalb der nächsten sechs Wochen sollten die Verträge aber unterzeichnet werden.

Heimholung der Energie

Von Anfang an in die Verhandlungen mit der Edison-Spitze eingebunden ist Landeshauptmann Arno Kompatscher. Nach dem Rückkauf der Enel-Beteiligung, der Lösung des gordischen Knotens der Konzessionsvergabe und der Fusion von Sel und Etschwerken, könnte das für den Landeshauptmann in Sachen Energie ein krönender Abschluss werden.
Seit zwei Jahrzehnten redet man von der Heimholung der Energie. Jetzt könnte diese Vision aber endlich Wirklichkeit werden. Kompatscher hätte dann in zwei Jahren das geschafft, worüber andere 15 Jahre lang geredet haben.

„Arno Kompatscher hätte dann in zwei Jahren das geschafft, wovon andere 15 Jahre lang geträumt haben.“

Aber auch für den neuen Südtiroler Energiebetrieb wäre der Deal wie ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Die Übernahme der Edison-Anteile würde den Ebita (Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) des Südtiroler Energieversorgers um rund ein Drittel erhöhen.