Society | Sanitätsbetrieb

„Das EDV-System ist vorsintflutlich“

Team K-Landtagsabgeordneter Franz Ploner warnt vor einem schnellen Umstieg auf die neue Elektronische Gesundheitsakte (EGA). Vor allem ältere Menschen stelle die Erklärung für das Einverständnis vor Herausforderungen.
ärztliche Untersuchung
Foto: LPA/Claudia Corrent
  • Mit 1. September zieht der Südtiroler Sanitätsbetrieb laut Auskunft von Gesundheitslandesrat Hubert Messner endgültig den Stecker für die Softwareplattform IKIS, das im Osten des Landes verwendet wird. Dies ist mittlerweile unumgänglich aufgrund der staatlichen Datenschutz-Bestimmungen. Franz Ploner, Team K-Landtagsabgeordneter, zeigt sich besorgt: „Ab kommendem Sonntag werden sich etwa die Hälfte von Südtirols Hausärztinnen und Hausärzten, 125 an der Zahl, und rund 190.000 Patientinnen und Patienten, vornehmlich im Gesundheitsbezirk Brixen und Bruneck, vereinzelt aber auch am Ritten, in Gröden und im Vinschgau einiges einfallen lassen müssen, um an einen ärztlichen Befund  gelangen zu können. Kinderärztinnen und Kinderärzte sowie die in Seniorenwohnheimen arbeitenden BasismedizinerInnen trifft die Maßnahme genauso.“

    Zu diesem Zeitpunkt ein Instrumentarium wie die Elektronische Gesundheitsakte (EGA) einzuführen, das noch in den Kinderschuhen stecke, sei „schlichtweg verantwortungslos“. Das EDV-System des Sanitätsbetriebes sei „weiterhin vorsintflutlich“

  • Franz Ploner: „Vor allem für viele ältere Menschen und deren Angehörige ein schier unzumutbares Unterfangen.“ Foto: Seehauserfoto

    Der Team K-Abgeordnete warnt: „Lange Wartezeiten in den Haus- und Kinderarztpraxen und BasismedizinerInnen, die gezwungen sein werden, ihre Patientinnen und Patienten ins Krankenhaus zu schicken, um den Befund dort abzuholen - dies steht uns wohl bevor.“ Das IKIS-System, das in den Krankenhäusern von Fachärztinnen und Fachärzten, in den Hausarzt- und Kinderarztpraxen sowie vom ärztlichen Personal in den Altersheimen Verwendung fand, erlaubte beispielsweise innerhalb desselben Tages der Blutabnahme Einsicht in Akutparameter und beschleunigte damit auch eine Akutbehandlung. 

    Landesrat Huber Messner hingegen erklärt: „Als Arzt weiß ich um die Wichtigkeit möglichst schnell und vollständig über den Gesundheitsstand einer Patientin oder eines Patienten Bescheid zu wissen. Wenn das medizinische Fachpersonal Zugriff auf die Elektronische Gesundheitsakte erhält, kann schneller behandelt werden, was schließlich vor allem dem Patienten oder der Patientin zugutekommt.“ 

  • Hubert Messner: „Als Arzt weiß ich um die Wichtigkeit möglichst schnell und vollständig über den Gesundheitsstand einer Patientin oder eines Patienten Bescheid zu wissen.“ Foto: Seehauserfoto

    Für den Umstieg auf die EGA braucht es laut Datenschutz-Bestimmungen das „Einverständnis zur Konsultation“. Das kann jede und jeder selbstständig online abgeben: Der Zugriff dazu erfolgt über die digitalen Identität SPID, über den Elektronischen Personalausweis (Carta di Identità Elettronica, CIE) oder über die aktivierte Bürgerkarte

    Auch bei den Verwaltungsschalter der Gesundheitssprengel und der Krankenhäuser sowie bei den Hausärzten und den Kinderärzten freier Wahl kann man dieses Einverständnis abgeben. Dies kann jederzeit und ohne Konsequenzen auf die Erbringung von Gesundheitsleistungen widerrufen werden. Es ist zudem möglich, auch nur einzelne Dokumente zu „verdunkeln“, wenn man nicht will, dass das medizinische Fachpersonal dieses Dokument einsehen kann. Der ehemalige Primar und Landtagsabgeordnete Franz Ploner erklärt: „Vor allem für viele ältere Menschen und deren Angehörige ein schier unzumutbares Unterfangen.“