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Ebners Etsch

Foto: Salto.bz
Vier Millionen. Um diese Summe gehen die Vorstellungen von Verkäufer und Käufer noch auseinander. „Es ist nur mehr eine Frage der Zeit bis man sich einigen wird“, sagt ein Trentiner Unternehmer, der in die Verhandlungen Einblick hatte.
Der Eroberungsfeldzug der Athesia AG geht weiter. Nachdem Michl Ebner & Co mit dem Kauf des Alto Adige den Südtiroler Zeitungsmarkt beider Sprachgruppen beherrschen, setzt man im Weinbergweg jetzt an den Sprung zum regionalen Zeitungskoloss zu machen. Denn die Athesia AG ist sehr nahe daran auch die führende Trentiner Tageszeitung „L´Adige“ zu kaufen.
Trentiner Problemkind
Lange vor der Übernahme des Alto Adige war klar, dass Athesia nur dann die italienische Tageszeitung kaufen wird, wenn sich auch im Trentino neue Geschäftsfelder auftun. Dass die Athesia Druck GmbH im vergangenen Frühjahr ihre Trentiner Gratisblättchen „Qui Trento“, „Qui Rovereto“ und „La Finestra“ überraschend eingestellt hat, war ein klares Vorzeichen, dass der Ebner-Verlag seine Strategie in der Nachbarregion neu ausrichten wird.
Der Hintergrund: Der Alto Adige und seine Betreibergesellschaft SETA Spa haben seit Jahren ein Sorgenkind: den „Trentino“. Die Trentiner Ausgabe des Alto Adige dümpelt seit vielen Jahren dahin. Die offizielle Auflage liegt zwar bei über 7000 Zeitungen, doch in Wirklichkeit verkauft man kaum mehr als 3.000 Stück am Tag. Weil die Trentino-Redaktion trotz einer radikalen Verkleinerung immer noch zu teuer ist, denkt man in der SETA schon länger über einer Schließung des Schwesternblattes in der Nachbarprovinz nach. Mit der Übernahme der Mehrheit durch Athesia dürfte diese Flurbereinigung demnächst umgesetzt werden.
L´Adige zum Verkauf
Denn inzwischen steht auch der Platzhirsch am Trentiner Zeitungsmarkt zum Verkauf. Der 1945 gegründete „L´Adige“ ist das was der Alto Adige für Südtirol war. Die führende Tageszeitung im Trentino hat eine verkaufte Auflage von 25.000 Zeitungen am Tag.
Am 2. Oktober hat L´Adige-Chefredakteur Pierangelo Giovanetti in einem Leitartikel das öffentlich gemacht, was in der Branche seit langem kursiert: Seine Zeitung steht zum Verkauf. L´Adige wird von der „Società Iniziative Editoriali SPA“ herausgegeben. Das Unternehmen und die Zeitung gehören der Grafenfamilie Gelmi di Caporiacco. Die in London beheimateten Verleger hatten ursprünglich auch den Bozner „Il mattino“ im Portefeuille und waren lange Jahre 50-Prozent-Eigner des „Corriere dell Alto Adige“.
1996 starb der eigentliche Verleger Francesco Gelmi di Caporiacco, so erbten seine beiden Geschwister Marina Mattiazzo Gelmi di Caporiacco und ihr Bruder Sergio die Zeitungen. Aus Altersgründen verkaufen sie jetzt ihre Zeitungen.
Der „Corriere dell Alto Adige“ wurde bereits im vergangenen Jahr von der RCS-Gruppe erworben. Jetzt verkaufen die Gelmis auch den L´ Adige.
Der ursprüngliche Preis: 18 Millionen Euro. Inzwischen ist man in den Verhandlungen auf 14 Millionen Euro heruntergegangen. Nach Informationen von salto.bz sind Michl Ebner und seine Athesia jene Interessenten, die bisher am meisten bieten: 10 Millionen Euro.
Dahinter liegt eine Trentiner Untenehmergruppe um die Stiftung der Sparkasse von Trient und Rovereto. Sie haben aber nur 7 Millionen Euro geboten.
Athesia dürfte ihr Angebot aber nochmals nachbessern. Dann ist der Deal gelaufen.
Trentiner Türöffner
Michl Ebner hat bei dieser geplanten Übernahme im Trentino einen mächtigen und einflussreichen Verbündeten. Der Herr der Athesia tritt in der Nachbarprovinz nur allzugern mit Giovanni Bort auf. Bort ist das Trentiner Pedant des Südtiroler Handelskammerpräsidenten. Der Hotelier ist Präsident der Trentiner Handelskammer, sowie Präsident der Confcommercio Trentino und der „UNAT - Unione Albergatori Trentini“.
Bort ist für Ebner und die Athesia eine wichtiger und mächtiger Türöffner im Trentino. Vor allem jetzt beim Kauf des L´Adige.
Der Deal wäre aber auch ganz nach dem Geschmack des amtierenden Alto-Adige-Chefredakteurs Alberto Faustini. Der Trentiner Journalist wollte nach dem Verkauf des Alto Adige eigentlich wieder zurück zum Gruppo Espresso. Denn es ist üblich, dass die Chefredakteure im Finegil-Pool bleiben und dann in Führungspositionen der Gruppe eingesetzt werden. Doch das Mutterhaus schlug Faustini die Tür zu.
Alberto Faustini ist eng mit seiner Heimat dem Trentino verbunden. Eine Einstellung der Trentiner Ausgabe seiner Zeitung wäre für ihn auch eine persönliche Niederlage. Mit der Übernahme des L´Adige durch Athesia oder die SETA SPA hingegen, würde er plötzlich zum absoluten Top-Player auf dem regionalen Zeitungsmarkt aufrücken. Auch die Schließung des Trentino kann man so leichter verkaufen.
Branchenkenner gehen davon aus, dass der Verkauf des L´Adige noch vor Weihnachten über die Bühne geht.
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