Society | Gesundheit

Ethik im Fernsehblatt

Das Landesethikkomitee macht eine Medien-Kampagne. Ausschließlich in den Athesia-Medien. Es ist eine Direktvergabe des Gesundheitsassessorates.
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Foto: Athesia Druck GmbH
Die Anzeige auf Stol fällt auf.
Unter dem Titel „Das Ethikkomitee informiert“ heißt es: „Die Suche nach einem Impfstoff gegen CoViD-19: die Rolle der Solidarität.“  Darunter sind dann drei Absätze zu lesen, geschrieben in einem Mediziner-Deutsch, das eher an einen amtlichen Beschluss erinnert, als an eine bezahlte Werbeanzeige.
Am Ende heißt es; „Nähere Informationen finden Sie online unter: „Ethik und Gesundheit“, Südtiroler Landesverwaltung“. Der Link führt auf die Homepage des Landesethikkomitees.
 
 
 
Das Landesethikkomitee ist ein Gremium, das die Landesregierung zu ethischen Fragen im Gesundheitswesen berät. Bei den 12 Mitgliedern des Komitees handelt es sich um Fachleute im medizinischen, rechtlichen und theologischen Bereich sowie im Bereich der Krankenpflege und der Berufsethik, insbesondere Medizinethik und Sozialethik. Zudem sind die Seniorenwohnheime und die Patientenorganisationen im Komitee vertreten.
Das Landesethikkomitee wird mit Beschluss der Landesregierung ernannt und hat eine Amtsdauer von drei Jahren. Das Komitee besteht aus Präsident Herbert Heidegger, seinem Stellvertreter Georg Marckmann und den Mitgliedern Clara Astner, Alberto Bondolfi, Thomas Lanthaler, Martin M. Lintner, Bernadetta Moser, Giuliano Piccoliori, Irmgard Spiess, Marta Tomasi, Helene Trippacher und Paola Zimmermann.
 

Die Kampagne

 
Die bezahlte Anzeige ist Teil einer Kampagne, die das Gesundheitsassessorat bezahlt. Die Kampagne läuft vom 25. Oktober 2019 bis zum 31. Dezember 2020 und kostet 25.217,40 Euro. Allein die Tatsache, dass ein amtliches Ethikkomitee zur Verbreitung seiner Informationen bezahlte Werbeanzeigen schaltet, dürfte eine unübliche Vorgangsweise sein. Dazu kommt aber noch eine Südtiroler Besonderheit dazu. Der Informationskurs in Sachen Ethik findet ausschließlich in den Medien des Hauses „Athesia“ statt. Und dort in der Fernsehbeilage.
 
 
Am 9. April 2019 hat das Landesethikkomitee die Durchführung einer Medienkampagne beschlossen. Im Herbst 2019 hat das Amt für Gesundheitsordnung hat per Dekret und Direktauftrag im Herbst 2019 eine „Ermächtigung zur Beauftragung für den Platzankauf in deutschsprachigen Medien zur Durchführung einer Informationskampagne des Landesethikkomitees (Zeitraum 2019-2020)“ erlässen
Im Dekret heißt es dann
 
  • festgestellt, dass zu diesem Zwecke ein Medienplan entworfen wurde, der vorsieht in regelmäßigen Abständen (ca. alle zwei Monate) einen Beitrag zu veröffentlichen, der eine breite Bevölkerungsschicht erreichen soll;
  • festgestellt, dass das „Dolomitenmagazin“ mit einer Auflage von ca. 63.000 Exemplaren und einem weitest geschätzten Leser/innenkreis ca. 259.000 Personen erreicht;
  • festgestellt, dass das “Dolomitenmagazin” als Wochenzeitschrift mit integriertem Fernsehprogramm mindestens eine Woche in den Haushalten aufliegt und immer wieder von den einzelnen Familienmitgliedern Einsicht genommen wird;
  • festgestellt, dass die Medienpräsenz durch die Schaltung auf die online Plattform (STOL), die 130.000 Leser und Leserinnen erreicht, abgerundet wird.
 
Denselben Beschluss gibt auch für die Zeitschrift „Monitor“, der Fernsehbeilage des Alto Adige, der ebenfalls dem Athesia-Konrzern gehört.  Zudem werden die Anzeigen auf Alto Adige Online veröffentlicht. Im Dekret ist von dort von einer Auflage der Zeitschrift „Monitor TV di Alto Adige“ von ca. 15.600 Exemplaren und von der online Plattform (altoadige.it), „die mindestens 500 Leserinnen und Leser erreicht“, die Rede. Wahrlich eine beeindruckende Reichweite.
Die Frage wie ethische diese Verteilung von Steuergeldern ist, wird man Präsident Herbert Heidegger und seinen MitstreiterInnen stellen müssen.
Demnach informiert das Gesundheitsassessorat ausschließlich über den Medienkoloss Südtirols und dessen Fernsehblätter und Online-Portalen Südtirols Bevölkerung. Dabei dürfte die Frage interessant sein, ob die Werbung in der Fernsehbeilage mehr dem Ethikkomitee nützt oder dem Athesia-Verlag?
Auch die Frage wie ethische diese Verteilung von Steuergeldern ist, wird man Präsident Herbert Heidegger und seinen Mitstreitern stellen müssen. Und dem Gesundheitsassessorat, das den „Medienplan“ für diese Kampagne erstellt hat.
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Michael Kerschbaumer Fri, 10/30/2020 - 15:30

Eine ethische und moralische Frage an Dr. Heidegger und an die Theologischen Vertreter: "Positiv schnellgetestete Patienten bleiben ihrer Meinung nach weiter am Boden und dürfen nicht unsere Notfallcharter in Anspruch nehmen??"

Fri, 10/30/2020 - 15:30 Permalink