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Nachhaltigkeitslabel Südtirol für KMU

Nachhaltiger wirtschaften und gleichzeitig wettbewerbsfähiger werden? Das Nachhaltigkeitslabel Südtirol unterstützt Unternehmen genau dabei. Im Interview erklärt Johanna Reinel, wie das Label funktioniert und welche Vorteile es bietet.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Nachhaltigkeitslabel Südtirol
Foto: IDM Südtirol - Alto Adige
  • Nachhaltigkeit ist nicht nur ein globales Thema, sondern betrifft auch Südtirols Wirtschaft direkt. Vor allem Kleinstunternehmen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen zunehmend unter Druck, umweltbewusste Maßnahmen zu ergreifen. Genau hier setzt das Nachhaltigkeitslabel Südtirol für KMU an, das am 24. Oktober gelauncht wurde. Es soll Unternehmen dabei unterstützen, nachhaltiger zu wirtschaften und gleichzeitig wettbewerbsfähiger zu werden. Johanna Reinel erklärt im Interview, wie das Label funktioniert, welche Vorteile es bringt und warum es ein wichtiger Schritt ist, um Südtirol als Vorreiter für nachhaltiges Wirtschaften zu positionieren.

  • Foto: IDM Südtirol - Alto Adige
  • Johanna Reinel ist Mitglied des Sustainability Teams bei IDM Südtirol und bringt mehr als 15 Jahre Erfahrung im Projektmanagement mit. Nach einer erfolgreichen Laufbahn im internationalen Eventbereich hat sie sich in den vergangenen Jahren verstärkt dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet. Bei IDM Südtirol spielt sie eine zentrale Rolle bei der Einführung des Nachhaltigkeitslabels für KMU und organisierte die Sustainability Days.

  • SALTO: Frau Reinel, wie kam es zur Idee eines Nachhaltigkeitslabels für KMU in Südtirol?

    Johanna Reinel: Die Idee ist ursprünglich im Tourismus- und im Destinationsmanagement entstanden. Im Jahr 2023 ist das Nachhaltigkeitsprogramm für den Tourismus gestartet, das den touristischen Destinationen einen roten Faden gibt, wie sie sich nachhaltiger entwickeln können. Damit Destinationen wie auch Unterkunftsbetriebe ihren Fortschritt Richtung Nachhaltigkeit anerkennen lassen können, hat IDM Südtirol gemeinsam mit vielen Partnern wie Tourismusorganisationen, Wirtschaftsverbänden, Betrieben sowie Expertinnen und Experten das Nachhaltigkeitslabel Südtirol entwickelt.

    Nun wollen wir dieses Label auch Kleinstunternehmen, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in Südtirol zugänglich machen, damit wir Südtirol als nachhaltigen Wirtschaftsstandort unterstützen und positionieren können.  Ausgearbeitet wurde es von IDM Südtirol in Partnerschaft mit dem lvh.apa Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister sowie weiteren externen Partnern aus der Wissenschaft und Praxis. Für die Umsetzungsphase wurden alle weiteren Wirtschaftsverbände des produzierenden Gewerbes sowie des Dienstleistungsgewerbes und des Handels mit einbezogen, um gemeinsam den Südtiroler Betrieben aller Sektoren eine flächendeckende Lösung anbieten zu können.

    Das Nachhaltigkeistlabel bietet klare Wettbewerbsvorteile.

    Welchen konkreten Vorteil bietet das Nachhaltigkeitslabel für KMU?

    Das Nachhaltigkeitslabel bietet diesen Unternehmen in Südtirol klare Wettbewerbsvorteile. Es wird künftig nicht nur das Vertrauen der Kunden stärken, die zunehmend auf nachhaltige Geschäftspraktiken achten, sondern auch die Attraktivität des Unternehmens als Arbeitgeber erhöhen. Das Label fungiert als „Roadmap“, die Betrieben hilft, ihre Stärken und Schwächen im Bereich Nachhaltigkeit zu erkennen und gezielt weiterzuentwickeln. Es sorgt dafür, dass sie den wachsenden EU- und Landesvorgaben entsprechen, etwa in Bezug auf Klimaschutz. Zudem kann die Einführung nachhaltiger Maßnahmen zu Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen führen, beispielsweise durch eine verbesserte Treibhausgasbilanz.

     

    Gibt es Beispiele von Unternehmen, die von diesem Label profitieren oder schon profitiert haben?

    Im Tourismus ja, da haben wir im Moment 10 Destinationen und derzeit 136 touristische Betriebe, die das Nachhaltigkeitslabel tragen. Das Label für KMU wurde am 24. Oktober gelauncht und wir haben auch bereits die ersten Unternehmen mit dem neuen Nachhaltigkeitslabel ausgezeichnet.

  • Die ersten Unternehmen mit dem Nachhaltigkeitslabel Südtirol für KMU. Auf dem Foto sind zu sehen (von links): Hannes Mussak (lvh-Vizepräsident), Marco Galateo (Landeshauptmannstellvertreter und Wirtschaftslandesrat), Maria Schwienbacher (Tischlerei Schwienbacher KG), Christina Zacher (Zacher OHG), Verena Unterberger (Alema Bau GmbH) und Michael Ruedl (Ruedl OHG), Andreas Pircher (Konsortium ARO), Erwin Hinteregger (CEO IDM Südtirol), David Smaniotto (Konsortium ARO), Simon Frenes (Malbo GmbH), Hansi Pichler (Präsident IDM Südtirol), Ferdinand Sprenger (Massivholzmöbel Sprenger Ferdinand) und Luis Walcher (Landesrat für Tourismus und Landwirtschaft). Foto: IDM Südtirol - Alto Adige
  • Warum ist Nachhaltigkeit so wichtig für die Wirtschaft in Südtirol?

    Wenn wir uns nicht zügig mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und Fortschritte machen, gefährden wir die Zukunft für kommende Generationen. Nur durch gemeinsames Handeln und gezielte Veränderungen können wir unsere wunderschöne Landschaft und die damit verbundenen Vorteile bewahren. Mit dem Nachhaltigkeitslabel Südtirol für KMU haben wir nun eine Initiative gefunden, die die wichtigsten Wirtschaftsverbände Südtirols einbindet. Dadurch erhoffen wir uns einen starken Hebel und einen spürbaren Einfluss, um gemeinsam nachhaltige Verbesserungen zu erzielen.

     

    Welche positiven Auswirkungen fördert dieser Hebel für die Umwelt und für die Lebensqualität in Südtirol und für die Menschen in Südtirol?

    Das Nachhaltigkeitslabel hat zahlreiche positive Auswirkungen auf Umwelt, Lebensqualität und die Menschen in Südtirol. Es fördert nicht nur die wirtschaftliche Stabilität der Unternehmen, sondern regt auch dazu an, Maßnahmen umzusetzen, die langfristig wirtschaftlichen Erfolg sichern. Im ökologischen Bereich liegt der Fokus auf der Reduktion von Treibhausgasemissionen und dem Schutz der Umwelt. Soziale Aspekte spielen ebenfalls eine zentrale Rolle, wie etwa die Förderung sozialer Gerechtigkeit, die Schließung des Gender Pay Gaps und die Stärkung der Teilzeitmodelle. Zudem werden regionale Wirtschaftskreisläufe gestärkt, indem Partnerschaften gefördert und innovative Lösungen, wie die Wiederverwertung von Abfällen, vorangetrieben werden.

    Ihrem Entwicklungsstand entsprechend, können Unternehmen auf unterschiedlichen Stufen in das Label einsteigen.

    Wenn ein Unternehmen das Nachhaltigkeitslabel für KMU bekommen möchte, wie sieht die praktische Umsetzung aus?

    Wenn ein Unternehmen das Nachhaltigkeitslabel bekommen möchte, gibt es mehrere Wege. Je nach Ausgangssituation des Unternehmens bieten wir verschiedene Ansätze. Hat das Unternehmen schon eine anerkannte Nachhaltigkeitszertifizierung, kann es darauf aufbauen. Häufig aber starten Unternehmen mit einem von IDM oder den Wirtschaftsverbänden begleiteten Nachhaltigkeits-Assessment. Damit wird der Ist-Stand des Unternehmens im Hinblick auf Nachhaltigkeit analysiert. Darauf aufbauend wird dann ein Maßnahmenplan entwickelt. Ihrem Entwicklungsstand entsprechend, können Unternehmen auf unterschiedlichen Stufen in das Label einsteigen. Insgesamt gibt es drei Stufen, wobei Level 3 die höchste Stufe ist, die erreicht werden kann. Über das Vergabeportal der Homepage reichen Unternehmen die erforderlichen Dokumente ein, die einer Prüfung unterzogen werden. Nach erfolgreicher Prüfung wird das Label für einen festgelegten Zeitraum verliehen. Dies stellt sicher, dass der Betrieb sich kontinuierlich weiterentwickelt und der Transformationsprozess hin zu mehr Nachhaltigkeit fortgeführt wird. Alle notwendigen Informationen sind auf unserer Webseite zu finden.

     

    Was sind die nächsten Schritte und Ziele bei der Weiterentwicklung des Labels?

    Ein wichtiger Meilenstein war der offizielle Launch des Labels am 24. Oktober. Mit diesem Schritt möchten wir möglichst viele Betriebe in das Programm aufnehmen und gezielt unterstützen. In diesem Rollout des Nachhaltigkeitslabels Südtirol konzentrieren wir uns auf KMU aus bestimmten Sektoren wie Handwerk, Einzelhandel und Dienstleistung. Die Auswahl der Betriebe erfolgt über festgelegte ATECO-Codes, die im Handelsregister der Handelskammer eingetragen sind. In den nächsten Schritten wird das Label dann schrittweise für weitere Wirtschaftssektoren und größere Unternehmen in Südtirol zugänglich gemacht, um eine noch breitere Basis zu schaffen.

  • Unser Einsatz für ein nachhaltigeres Südtirol

    Der Begriff „Nachhaltigkeit“ umfasst zahlreiche Herausforderungen: von der Förderung regionaler Kreisläufe über Biodiversität bis zur grünen Mobilität. IDM arbeitet gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und verschiedenen Institutionen an diesen Themen. Dazu gehören beispielsweise Initiativen wie das 2023 eingeführte „Nachhaltigkeitslabel Südtirol“, das auch auf andere Sektoren außerhalb des Tourismus ausgeweitet wird, Maßnahmen zum Besuchermanagement, die Förderung regionaler Erzeugnisse und viele weitere.

    Entdecke alle Projekte aus dem Jahr 2023 in unserem Tätigkeitsbericht.