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Schlanderser Trick

Die Gemeinde Schlanders will mit einem Handstreich den Marmor-Abtransport aus dem Göflaner Bruch legalisieren. Der Direktor des Nationalparks Hanspeter Gunsch bremst.
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Foto: vinschgerwind
In die Gemeindekasse von Schlanders trudelt jährlich zusätzliches Geld ein. Geld, für das die Gemeinde keinen Finger rühren muss. Denn die Gemeinde ist vertraglich für den Abtransport des Marmors aus dem Göflaner Wantl verpflichtet und erhält dafür die vor mehr als 10 Jahren festgesetzte Summe von 60 Euro pro Kubikmeter transportiertem Marmor.
Der Marmor wird seit 12 Jahren per LKW vom Wantlbruch über die Forststraße nach Göflan und von dort in das Lager der Göflaner Marmor GmbH von Burkhard Pohl gebracht. Über die Forststraße deshalb, weil bislang keine Einigung mit der Lasa Marmo erzielt worden ist, den Göflaner Marmor auch über die Seilbahn und dann über die Schrägbahn nach Laas und von dort nach Schlanders zu bringen. In den Sommermonaten hatte bisher der jeweils zuständige Landesrat für das Forstwesen eine provisorische Ausnahmeregelung erlassen. Zuerst war das Luis Durnwalder und jetzt ist es Arnold Schuler.
Und seit jeher bemühen sich die Schlanderser und die Fraktion Göflan um eine endgültige Lösung: Die Forststraße soll irgendwie für den Marmortransport freigegeben werden. Mit Tricks und Kniffs – die Straße wurde von der Gemeinde einmal kurzerhand als Gemeindestraße klassifiziert, was von der Landesregierung angefochten und wieder rückgängig gemacht worden ist. Heuer versucht es die Gemeinde Schlanders über eine Bauleitplanänderung: die Forststraße soll in eine Gemeindestraße umgewidmet werden, weil man die Werkskantine für Tätigkeiten im Bereich Bildung und Forschung nutzen möchte.
 
 
Der Nationalpark Stilfserjoch bzw. der Südtiroler Anteil davon, dessen Verwaltung seit kurzem mit eigenem Amt in der autonomen Provinz erfolgt, hat der anvisierten Bauleitplanänderung ein negatives Gutachten ausgestellt.
Im Gutachten nennt der geschäftsführende Direktor des Amtes für den Nationalpark Stilfserjoch Hanspeter Gunsch Ross und Reiter:
Die Struktur der vormaligen Werkskantine (...) zugänglich zu machen, zielt mit hoher Wahrscheinlichkeit darauf ab, die betroffene Straße als endgültige Lösung für den Marmorabtransport im Bauleitplan als Gemeindestraße eintragen zu können.“
 
Ein höheres Verkehrsaufkommen sei die Folge, und es hätte wohl auch zu Folge, dass die Laaser im Zuge einer par condicio ebenfalls eine Gemeindestraße fordern. Zudem sei bereits eine Baukonzession für eine Materialseilbahn erlassen worden. Für den Nationalpark, so schreibt Gunsch in seinem 7-seitigen Gutachten, sei eine Seilbahn die ökologisch sinnvollste Lösung.