Scheinheilige Nachhaltigkeit
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Im Gemeinderat von Sand in Taufers gerieten sich gestern (29. November) die Bürgerliste Taufers 2010 und die SVP-Fraktion wieder einmal ordentlich in die Haare (siehe Tonaufzeichnung der Gemeinderatssitzung ab Min. 58). Grund dafür war die Auszeichnung „KlimaGemeinde Gold“, die der Gemeinde Sand in Taufers von der KlimaHaus-Agentur verliehen wurde. Die Prämierung fand am vergangenen Dienstag (28. November) im Rahmen des alljährlichen „KlimaGemeinde Awards“ im NOI Techpark in Bozen statt.
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Entgegen genommen wurde der Preis von den ehemaligen und aktuellen Mitgliedern des Energie-Teams Kurt Egger, Annelies Maurberger, Stefano Mariucci, Sonja Abrate und Stefan Fauster. Bereits während der gestrigen Sitzung wurde Bürgermeister Josef Nöckler wie auch der Nachhaltigkeitsbeauftragte und Referent Reinhard Johannes Innerhofer heftig dafür kritisiert, dass sie nicht daran teilgenommen und den Preis persönlich in Empfang genommen haben. Gemeinderat Mariucci warf ihnen regelrecht vor, dass ihre Begründung Unsinn sei. In der anschließenden Presseaussendung bekräftigt die SVP-Fraktionssprecherin Martina Kirchler die Vorwürfe und schreibt, dass in der Gemeindeverwaltung unter Bürgermeister Josef Nöckler eine Losung ausgegeben worden sei, wonach an den Verleihungen weder der Bürgermeister noch Ausschussmitglieder teilnehmen sollten.
„Auch der Nachhaltigkeitsbeauftragte und aktuelle Leiter des Energieteams, Referent Reinhard Innerhofer, hat bei den Verleihungen mit Abwesenheit geglänzt. Bereits getätigte Anmeldungen für die Teilnahme an der Prämierung wurden wieder zurückgezogen, weitere Anmeldungen wurden ausdrücklich untersagt“, so Kirchler.
Es sei beschämend, kritisiert die Gemeindereferentin der SVP, dass die obersten Gemeindevertreter sich weigern, „einen Preis entgegenzunehmen, der ein Verdienst der gesamten Bevölkerung ist und die Gemeinde dafür auszeichnet, dass sie in Sachen erneuerbare Energien, CO2-Neutralität und vielfältigen Maßnahmen im Bereich des Klimaschutzes Vorbildcharakter hat“. Dass man die Arbeit eines Energieteams nicht wertschätze, sei bei allem Verständnis für politische Differenzen, keinesfalls nachvollziehbar. Ebenfalls auf Kritik stößt die Tatsache, dass auf den offiziellen Informationskanälen der Gemeinde sich nicht eine Silbe über diese hohen Auszeichnungen finde. „Das bestätigt, dass Bürgermeister Josef Nöckler es ernst meint, wenn er bei seiner ersten Gemeinderatssitzung dieser Legislatur verlauten lässt, dass für ihn Nachhaltigkeit das Unwort des Jahres sei und er sonst nichts davon hält“, so Kirchler, die im Namen der SVP-Fraktion die Gemeindeverwaltung dringend aufruft, die Themen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit energisch und mit Nachdruck zu verfolgen. Der Auszeichnung als Klimagemeinde Gold sei ein gebührender Platz einzuräumen und die Arbeit des Energieteams mit Tatkraft weiterzuführen.
„Das bestätigt, dass Bürgermeister Josef Nöckler es ernst meint, wenn er bei seiner ersten Gemeinderatssitzung dieser Legislatur verlauten lässt, dass für ihn Nachhaltigkeit das Unwort des Jahres sei und er sonst nichts davon hält.“
„Auszeichnung ist nicht unser Verdienst“Sowohl Innerhofer wie auch Bürgermeister Nöckler wirken überrascht über die Aussendung der SVP-Fraktion. „Ich bin davon ausgegangen, dass wir die Angelegenheit gestern klären konnten“, berichtet Innerhofer auf Nachfrage von SALTO. Man habe im Ausschuss bereits vor der offiziellen Einladung beschlossen, nicht die politischen Vertreter der Gemeinde zu den Verleihungen zu schicken – neben der Auszeichnung „KlimaGemeinde Gold“ hat die Gemeinde Sand in Taufers auch den European Energy Award Gold erhalten, der in Lörrach und Basel (Schweiz) verliehen wurde – , sondern jene Personen, die sich hauptsächlich darum verdient gemacht haben. „Ich habe als politischer Vertreter nur die Rahmenbedingungen geschaffen, die Arbeit, die mit dieser Auszeichnung honoriert wurde, wurde nicht von uns geleistet, sondern im wesentlichen von Mitarbeitern in der Vorgänger-Verwaltung“, so Innerhofer. „Was wäre passiert, wenn wir diesen Preis entgegen genommen hätten?“, kontert der Gemeindereferent und gibt sogleich die Antwort: „Die SVP hätte uns vorgeworfen, dass wir eine Auszeichnung entgegen nehmen, die uns nicht zusteht und die eigentlich ihr Verdienst ist!“ Innerhofer verweist dabei auf die Namen, die auf der Plakette aufgelistet sind. Es sind dabei nicht die Namen der Mitglieder der derzeitigen Verwaltung, sondern neben dem ehemaligen Gemeindereferenten Stefano Mariuccio (Team Leader) sind der ehemalige kommissarische Verwalter Alfred Valentin sowie weitere leitende Angestellte der Gemeindeverwaltung aufgelistet.
„Was wäre passiert, wenn wir diesen Preis entgegen genommen hätten?“
Mariucci habe die Auszeichnung in Bozen entgegen genommen, werfe der Gemeinde nun aber vor, dass sie sich dem verweigern wolle bzw. dass sie sie nicht annehmen wolle. „Wir sind sehr stolz darauf, dass Sand in Taufers die erste Land-Gemeinde Südtirols ist, die diese Auszeichnung erhalten hat. Wir werden weiter in diese Richtung arbeiten“, stellt Innerhofer klar. Bei den Vorwürfen seitens der SVP handle es sich um falsche Anschuldigungen und die Wortmeldungen der SVP-Funktionäre seien nicht mehr als Provokationen, „und jetzt provozieren sie halt weiter. Wir werden es ausstehen“.
Alles scheinheiligWie Gemeindereferent Innerhofer ist auch Bürgermeister Josef Nöckler der Überzeugung, dass es falsch gewesen wäre, hätte er selbst oder sein Gemeindereferent die Auszeichnungen entgegen genommen. Man wollte mit der Entsendung jener Personen, die den Preis wirklich verdient haben, sprich die Personen im Energy-Team, nicht nur einen anderen Weg gehen, sondern sich auch nicht zum Vorwurf machen lassen, dass man sich als neue aktuelle Gemeindeverwaltung und erst seit Mai 2023 im Amt mit fremden Federn schmücken wolle. „Ich denke, dass zur Verleihung der Auszeichnung in der Schweiz genau die besten Leute der Gemeinde geschickt wurden, welche am meisten auf diese Auszeichnung hingearbeitet haben.“
Auf den Vorwurf angesprochen, dass er nichts von Nachhaltigkeit halte, erklärt Nöckler, dass dieser Satz bei der ersten Gemeinderatssitzung gefallen, in der Presseaussendung aber völlig aus dem Kontext gerissen sei. „Ich habe damals erklärt, dass wir zwar alle von Nachhaltigkeit reden, wenn es jedoch um das eigene Verhalten und die vielen Entscheidungen von Politikern geht, dann erkennt man die Scheinheiligkeit hinter diesem Wort“, so Nöckler, der als Beispiel die Festveranstaltungen nennt. So werden bei jedem Fest Unmengen an Plastikmüll produziert, will die Gemeinde etwas dagegen unternehmen, Vorschriften diesbezüglich ändern bzw. die Lizenzen verweigern, komme es zu Widerstand. Dasselbe Spiel habe man bei der Geschwindigkeitsreduzierung, Verkehrsvermeidung oder dem Vorschlag der Installation von Speed Check-Boxen.
„Alles scheinheilig – und deshalb verlieren wir als Politiker unsere Glaubwürdigkeit.“
„Wenn ich als Bürgermeister aktive Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung ergreifen will oder den Verkehr einschränken möchte, so ist plötzlich jeder dagegen“, betont der Tauferer Bürgermeister. Kommendes Jahr soll in der Gemeinde Sand in Taufers ein großes Unimog-Treffen stattfinden. „Auch hier stehe ich mit meiner Meinung alleine und muss mich der Mehrheit beugen. Wenn jedoch ein solches Treffen in einer KlimaGold-Gemeinde stattfinden kann, dann ist das einfach nur noch scheinheilig.“ Wende man sich an die zuständigen Sachverständigen oder auch an die Bezirksgemeinschaft, welche die Klimazertifizierung für alle Pustertaler Gemeinden vorantreibt, erhalte man nicht mehr als schwammige Auskünfte und werde mit dem Problem allein gelassen. „Alles scheinheilig – und deshalb verlieren wir als Politiker unsere Glaubwürdigkeit.“
Gott, ist die Politik tief…
Gott, ist die Politik tief gesunken. Ein einziges Kasperletheater.
Habt ihr keine anderen…
Habt ihr keine anderen Probleme in der Gemeinde zu lösen?
Oppositionsarbeit sollte…
Oppositionsarbeit sollte sich nicht darauf beschränken, das Haar in der Suppe zu suchen.
Es ist nachzuvollziehen,…
Es ist nachzuvollziehen, dass das Energie-Team und die Vorgängerverwaltung von der Gemeinde enttäuscht sind, weil für den Erfolg viel Mühe und Anstrengung notwendig war und dieser dann auch zu feiern/honorieren ist. Andererseits ist es doch vielfach ernüchternd wenn immer noch, wie der Bürgermeister zurecht sagt, tatsächlich noch über (Wegwerf)Plastik auf Festen diskutiert werden muss, die andernorts bereits abgeschafft wurden und was auch bei uns höchst an der Zeit wäre.
BM Nöckler hat vollkommen…
BM Nöckler hat vollkommen recht. Alle brüsten sich mit dieser Plakette, doch wenn es um Einzelinteressen geht, will niemand etwas davon wissen. Siehe auch die Gemeinden in den Skigebieten. Die Silberplakette am Rathaus wird nachts von den Schneekanonen und Nachtpisten taghell ausgeleuchtet.
In reply to BM Nöckler hat vollkommen… by Ali Gross
Bin ganz Ihrer Meinung! Viel…
Bin ganz Ihrer Meinung! Viel „bla bla bla“ vonseiten der SVP-Politiker aber wenn es um die Umsetzung von echten Klima-Maßnahmen geht , hat am Ende doch immer die Wirtschaft das große Sagen und die Umwelt sprich die Natur hat das Nachsehen!
Ein Beispiel: Brixen wurde 2018 wegen seiner naturverträglichen Entwicklung als Alpenstadt des Jahres ausgezeichnet. Und was passiert ein Jahr später: die Firma PROGRESS kauft den Auwaldrest in der Industriezone und will an seiner Stelle ein 3D-BETON-Drucker Gebäude bauen. Und die Gemeinde Brixen macht sofort mit und unterstützt das Projekt voll.
Bei der Vorstellung des neuesten Projektes am Progress Sitz im vergangenen Juli war sogar ex-Bürgermeister Peter Brunner anwesend und zeigte sich begeistert vom Vorhaben. Und letzthin stand öfters in den Medien dass der neo Landtagsabgeordnete nun sogar Urbanistik Landesrat werden soll! Wenn dies wirklich geschieht dann muss Landeshauptmann Kompatscher sofort die Vorgabe „netto null Neuverdiegelung bis 2040“ aus dem Landesklimaplan streichen!
Grund: Brunner gilt als großer „Betonierer“ und während seiner Amtszeit wurde Brixen vom Umweltinstitut ISPRA sogar als Gemeinde mit der größten Bodenversiegelung Südtirols in den Jahren 2016/17 „ausgezeichnet!!
NB. Der Auwald in der Brixner Industriezone ist ein sehr wichtiger CO2 Speicher und zudem ein wertvolles Habitat von 64 gezählten Vogelarten, darunter sogar von 7 Arten der Roten Liste, siehe auch:
https://www.umwelt.bz.it/aktuelles/neuigkeiten/archiv/ug-eisacktal-offe…
Ja genau so ist es....alles…
Ja genau so ist es....alles ein Kasperltheater und wir zahlen dafür noch Eintritt.
Scheinheilige verdrehte Südtiroler Politik.
Von Umweltschutz mit sinnlose Auflagen bis zum Wort Nachhaltigkeit, was im Wortschatz mehr benützt wird als ,,Ciao,,, und viele viele Tatsachen, die schon seit langen gekippt sind.
Ich würde mal vorschlagen nicht nur zu brotteln sondern auch mal was bewirken, sollte man endlich diesen Wahnsinn unserer Politik ein Ende setzen. Der Beginn startet bei jeden von uns im Inneren und bei all diesen Kasperltheater nimmer mit tien, beginnenden bei Konsum, Lotterien wo jemand einen Luxusurlaub gewinnt, wo dann der Geldtopf für die ,,Armen,, gespendet wird. Also, dass muss sich mal jemand bildlich vorstellen....der fromme Bürger der mit sein Los gespendet hat, darf als Gewinner ins Luxushotel! Ich weiß nicht ob ich weinen oder lachen soll.
Es ist so vieles lächerlich und beschämend.
PS
Ein Kompliment für den Bürgermeister und hoffe dass viele endlich begreifen, dass nichts für das Wohl des Bürges gedacht ist. Alles nur verdrehtes um dort zu gelangen was wirklich im Sinn ist.
Wie geht es eigentlich den Brenner Basis Tunnel:)