Politics | Schülertransport

Für den Schulstart gerüstet?

Am 7. Januar wird der Präsenzunterricht an den Oberschulen wieder aufgenommen. Die dafür erforderliche Potenzierung des öffentlichen Nahverkehrs ist noch im Werden.
Nahverkehr
Foto: (c) SAD

Die am Montag stattgefundene Aussprache zwischen der Ministerin für Infrastruktur und Verkehr, Paola De Micheli, und dem Landesrat für Mobilität und Transport, Daniel Alfreider, bestätigt die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichtes in den Südtiroler Oberschulen zu 75%. Während im restlichen Staatsgebiet die Oberschulen mit 50% Präsenzunterricht starten und erst nach einer Woche zu 75% Präsenzunterricht übergehen, seien die Schülertransporte in Südtirol gerüstet, um den Personenandrang zu bewältigen, so Alfreider.

Die große Frage dabei: Ist ein sicherer Schülertransport zu gewährleisten? Während die Frage bis dato verneint werden musste, soll nun ein diesbezüglicher Plan für Januar bereitliegen. Laut Alfreider soll dieser noch vor Jahresende an die zuständigen Minister weitergeleitet werden. Wie aus der Pressemitteilung der Landesregierung vom 22. Dezember hervorgeht, habe das Ressort und die Abteilung Mobilität in Zusammenarbeit mit Schulen und Konzessionären (SAD, SASA und das Konsortium LiBus) ein Mobilitäts- und Sicherheitskonzept für den Schulstart erarbeitet. Die Planung sehe landesweit circa 180 Zusatzbusse mit ungefähr 400 Zusatzfahrten vor.

 

Sicherer Schülertransport ab 7. Januar?

 

Sind die dafür nötigen Busse und das entsprechende Personal vorhanden? Der Präsident des Konsortiums LiBus, Markus Silbernagl, erklärt, dass die von LiBus vertretenen Unternehmen diesbezüglich auf eigene Ersatz- und Reisebusse zurückzugreifen werden. Diese würden ausreichen, um die für den öffentlichen Nahverkehr vorgesehene Auslastung von 50% nicht zu überschreiten und somit einen sicheren Personentransport zu gewährleisten. Auch verfügen sie über die nötige Ausstattung, um für den Liniendienst, in den auch der Schülertransport eingebunden ist, verwendet zu werden. Der Ausfall der Fern-, Reise- und Skibusse erlaube zudem die Umverteilung des eigenen Personals, um die Zusatzfahrten ab Januar zu ermöglichen. Dafür anfallende Kosten werden vollständig vom Amt für Mobilität gedeckt, so Silbernagl.

Schwieriger gestaltet sich die Antwort bei SAD und SASA. Aufgrund ihrer Unternehmensstruktur dürften sie nicht auf eigene Fern- und Reisebusse zurückgreifen können. Sowohl der Leiter der Straßen und Festinstallationsdienste der SAD, Helmuth Moroder, als auch der Präsident der SASA, Francesco Morandi, wollten zur Frage nach der Bereitstellung von Bussen und Personal noch keine Auskünfte geben. Auf Nachfrage von salto.bz betont Moroder: "Wir arbeiten auf Hochtouren”. Morandi verweist auf die für 5. Januar angesetzte Pressekonferenz des zuständigen Landesrates.

 

Auch die gerechte Verteilung der Schüler auf die verschiedenen Transportmittel dürfte einige Schwierigkeiten mit sich bringen. Während LiBus diesbezüglich auf ein differenziertes Anfahren der Haltestellen entlang der Strecken setzt, verweist Moroder vor allem auf die Eigenverantwortung der Schüler und Schülerinnen. SAD stelle die Zusatzfahrten zur Verfügung, die Oberschüler hätten ihren Beitrag nun durch verantwortungsbewusstes Handeln zu leisten.

Sowohl LiBus als auch SAD und SASA verneinen jedoch jegliche Schwierigkeiten. Laut Silbernagl sei die Rechnung sogar relativ einfach: Bei einer Wiederaufnahme des Präsenzunterrichtes zu 75% und der vom Staat vorgesehenen Maximalauslastung der öffentlichen Verkehrsmittel von 50% gehe es schlicht und einfach darum, die nötigen Zusatzfahrten zu berechnen. Die dafür einberufene Taskforce aus Vertretern der Landesregierung, Schulen und Konzessionären habe zeitnah reagiert, um die nötigen Maßnahmen für einen sicheren Schülertransport im Rahmen der vom Staat vorgesehenen Beförderungskapazität ab 7. Januar zu gewährleisten.

 

Warum erst jetzt?

 

Ob ein sicherer Schülertransport ab 7. Januar gewährleistet werden kann, bleibt zu hoffen; die Frage, warum der öffentliche Nahverkehr sich erst jetzt den Herausforderungen stellt, die der Schülertransport in Zeiten der Pandemie birgt, unbeantwortet. 

Laut Silbernagl reagiere die Landesverwaltung mit der angestrebten Potenzierung auf die für Januar geplante Wiedereinführung des Präsenzunterrichts an den Oberschulen sowie die im Dekret des Ministerpräsidenten vom 3. Dezember festgelegte Maximalauslastung des öffentlichen Nahverkehrs von 50%. Auch im Sommer seien Potenzierungen durchgeführt worden. Diese seien aber nur in geringerem Maße nötig gewesen, da die staatlich festgelegte zulässige Auslastung der Busse im Herbst noch bei 80% lag.

 

Empörung unter Nichtkonzessionären

 

Wie aus einer gemeinsamen Pressemitteilung des ASGB und des Konsortiums der Südtiroler Mietwagenunternehmer (KSM) hervorgeht, macht sich währenddessen der Unmut unter Nichtkonzessionären weiter breit. Das KSM pocht schon seit April darauf, dass ihre Wagen samt Fahrern für Ersatzdienste zum Einsatz kommen. Der Umstand, “dass trotz der anhaltenden Monopolsituation im außerstädtischen ÖPNV, welche seit Jahrzehnten von Direktvergaben ohne Preisverhandlungen geprägt ist, die aktuellen Linienkonzessionäre nach den Nightlinerdiensten nun auch den Auftrag für die Zusatzfahrten in Form einer Direktvergabe erhalten”, wird mit Kopfschütteln zur Kenntnis genommen. Viele private Beförderungsdienste, die auf geeignete Transportmittel und ortskundige Fahrer für den Schülertransport zurückgreifen könnten, stünden unverschuldet vor dem Aus. Trotzdem hat sich die Landesverwaltung dagegen entschieden, auf private Beförderungsdienste für den Schülertransport zurückzugreifen. Sowohl ASGB als auch KSM fordern diese Entscheidung zugunsten der gefährdeten privaten Beförderungsunternehmen zurückzunehmen.

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Nadine Laqua Thu, 12/31/2020 - 09:09

Es hat ohne Oberschüler nicht funktioniert und wird auch mit den Zusatzbussen nicht funktionieren. Bis 23.12. waren gewisse Linien zu Stosszeiten mit Mittel- und Berufsschülern überfüllt (z. Bsp. Citybusse Brixen, Linie Brixen-Bruneck), das wird sich nun weiter verschärfen. Die Busfahrer können weder die Maskenpflicht noch die Abstandsregeln kontrollieren und sind schon gar nicht dafür zuständig wer wann mit welchem Bus fährt oder ggf. auf einen Zusatzbus wartet. Die Idee von Alfreider ist ja nett, aber leider völlig realitätsfern.
Oberschüler kommen mit dem Fernunterricht gut zurecht. Was es bedeutet, sie jetzt wieder täglich im ganzen Land zirkulieren zu lassen, kann man sich mit ein bisschen Hausverstand ganz leicht vorstellen. Ich finde man kann es der "Generation Sorgenfrei" durchaus zumuten, noch einige wenige Monate von zu Hause aus zu lernen. Maturanten, Abschlussklassen und Schüler mit Förderbedarf sollen hingegen vermehrt Präsenzunterricht haben dürfen.

Thu, 12/31/2020 - 09:09 Permalink