Environment | Stromversorgung
Gelungenes Pilotprojekt
Foto: Pixabay
„Für den staatlichen Netzbetreiber Terna war es absolutes Neuland“, sagt Arno Kompatscher. Sichtlich stolz fügt er hinzu: „Es war ein Pilotprojekt, das gelungen ist und jetzt auch national umgesetzt werden soll“.
Es herrscht augenscheinliche Zufriedenheit auf dieser Pressekonferenz zu Jahresende zur Verlegung der Hochspannungsleitung im Eisacktal. Am Dienstag hat die Landesregierung die Machbarkeitsstudie zur Neuordnung der Stromnetze genehmigt. Am Mittwoch wurde das „Jahrhundertprojekt“ auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Neben dem Landeshauptmann mit dabei: Umwelt- und Energielandesrat Giuliano Vettorato, der Präsident des Gemeindeverbandes Andreas Schatzer, der Präsident der Bezirksgemeinschaft Eisacktal Walter Baumgartner, der Brixner Bürgermeister Peter Brunner und der Direktor der Landesagentur für Umwelt- und Klimaschutz Flavio Ruffini.
Besonderes Augenmerk wurde dabei auf den Beteilgungsprozess der Gemeinden und der Bevölkerung gelegt. Sowohl Landeshauptmannstellvertreter Giuliano Vettorato wie auch Abteilungsdirektor Flavio Ruffini unterstrichen in ihren Ausführungen: „Dieser partizipative Prozess ist noch nicht abgeschlossen“.
Die Neuordnung
Der Ausgangspunkt für das Projekt ist der Brennerbasistunnels (BBT). Wie Landeshauptmann Kompatscher ausführte, wollte der staatlichen Stromnetzbetreiber Terna anfänglich dafür eine neue Stromleitung durchs das Eisacktal bauen. In einem gemeinsamen Rahmenabkommen zwischen Terna, den italienischen Schienenbetreiber RFI und dem Land Südtirol konnte man dann aber einen ganz anderen Weg festlegen. „Wir haben wir durch einen einzigartigen breiten Beteiligungsprozess und die gute Zusammenarbeit aller Akteure eine absolut positive Lösung erreicht, optimieren die bestehenden Infrastruktur und bekommen anstelle von sechs nur mehr zwei oberirdische Leitungen", fasst Arno Kompatscher das Ergebnis zusammen.
Laut Machbarkeitsstudie werden im Eisacktal 260 Kilometer an alten Stromleitungen abgebaut. Aus den sechs Trassen mit je einer Leitung von 132 Kilovolt werden im unteren Eisacktal zwei Trassen, eine davon mit einer Leitung mit 220 Kilovolt und eine weitere unterirdische Kabelleitung mit 132 Kilovolt. Im mittleren Eisacktal werden aus fünf Trassen mit je einer Leitung zu 135 Kilovolt in Zukunft zwei Trassen, eine davon mit einer Leitung mit 220 Kilovolt und eine weitere unterirdische Kabelleitung mit 132 Kilovolt. Im oberen Eisacktal werden aus bisher drei Trassen mit je einer Leitung zu 135 Kilovolt künftig zwei Trassen, eine davon mit einer Leitung mit 220 Kilovolt und eine weitere unterirdische Kabelleitung mit 132 Kilovolt. Insgesamt werden rund 200 Millionen Euro in das Vorhaben investiert. Die unterirdischen Leitungen laufen in Abstimmung mit dem Ressort für Mobilität weitgehend unter der Brennerstaatsstraße.
Die Bürgerbeteiligung
Energielandesrat Giuliano Vettorato hob ganz besonders den breiten partizipativen Prozess hervor, den die Techniker der Terna und des Landes in den vergangenen zwei Jahren zur Erstellung dieser Machbarkeitsstudie durchgeführt haben. „In 40 Treffen mit den Gemeinden wurden die besten Lösungen gesucht“ sagte Vettorato. Insgesamt 900 Menschen haben an den sieben von der Terna angebotenen Planungswerkstätten teilgenommen, wo sie die Trassenverläufe sogar selbst zeichnen konnten. Insgesamt 150 Vorschläge wurden laut Landesrat ausgewertet und soweit möglich integriert.
"Aber der Prozess geht jetzt weiter: Mit der Genehmigung der Neuordnung der Stromnetze zur Versorgung des BBT durch die Landesregierung gestern ein weiterer Schritt gemacht, und nun muss das Umweltministerium in Rom OK für die Neuordnung geben", sagt Vettorato.
Die Problemzonen
Auf der Pressekonferenz räumte man den Beispielen in denen es zu einer deutlichen Verbesserung der Situation kommen wird, breiten Raum ein. Gleichzeitig verschwieg man aber keineswegs die Problemzonen. So erklärte Agenturleiter Flavio Ruffini: „In Barbian haben wir eine besonders schwierige Situation“. Dort würde eine unterirdische Verlegung der Stromleitungen unter der Brennerstraße nicht möglich sein. Zudem muss auf der anderen Seite eine zweite Linie gebaut werden, um bei einer möglichen Unterbrechung die Versorgungssicherheit aufrecht zu erhalten.
Nachdem der Fall des Barbianer Bauern Harald Gasser viel Staub aufgewirbelt hat, erklärte Ruffini anhand eines Schaubildes die genaue Situation rund um Barbian. „Wir haben hier die Anregungen wirklich ernst genommen“.
Auch Landeshauptmann Arno Kompatscher ging indirekt auf den Hilferuf des Barbianer Biobauern ein. Aber in einer ganz anderen Art. Kompatscher und Ruffini erinnerten daran, dass man in Sachen Magnetfeldern in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht habe. Die bestehenden Leitungen würden 10 Mikrotesla abstrahlen, während es bei den neuen, weit stärkeren Leitungen nur mehr 3 Mikrotesla wären. Vor allem sei der italienische Grenzwert, dies strengste Regelung in ganz Europa. „In Deutschland gilt alsGrenzwert von 100 Mikrotesla, während es in Italien 3 Mikrotesla sind“, hieß es auf der Pressekonferenz. Man habe am Ende jene Trasse gewählt, die den geringsten Schaden anrichtet.
Viel Lob kam von den Gemeindeverwaltungen in Richtung Land und Terna. Wobei für alle Beteiligten klar ist, dass der Planungsprozess noch nicht beendet ist und es bis zur Verwirklichung durchaus noch Verbesserungen im Projekt geben soll.
Harald Gasser und auch andere Betroffene können demnach noch Hoffnung schöpfen.
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Dass die neue Strom-Trasse
Dass die neue Strom-Trasse mit ihrer Höchstspannung über die Felder des wackeren Barbianer Bauern Gasser gehen soll, bedauere ich sehr. Da dieser Bergbauer viel international anerkannte landwirtschaftliche Innovation konkret in und für Südtirol umsetzt, würde er sich mehr Rücksichtnahme verdienen !