Culture | Musik

Singing Südtirol

Gesungen wird landauf und landab. In professionellen Freizeitchören lebt Südtirols Singtradition neu auf. Ein Porträt über den 2004 gegründeten Chor „Choriosum“, über die Riesenfreude am Singen und am Dirigieren.

Jung war er, der Jüngste der Choriosen, als Hannes Knollseisen 2006 die Leitung des Chors übernahm. Der damals 26jährige diplomierte Landwirt zögerte nicht lang, als er gebeten wurde „Choriosum“ anzuführen. „Die haben mir wirklich vertraut, ich hatte als Chorleiter keine Erfahrung, wusste nicht mal wie man einen Vierviertel-Takt dirigiert“, gibt Knollseisen ganz unverhohlen zu. Dass er die etwa 30 Damen und Herren aus ganz Südtirol mit viel Geschick, Umsicht und musikalischem Einsatz in den letzten Jahren zu lenken wusste, zeigt unter anderem die Auszeichnung „Sing- und Swing-Meisterchor 2011“. In Dortmund verliehen, ist das Festival der bedeutendste Wettbewerb für Pop- und Jazzchöre im deutschsprachigen Raum. „Das war eine Riesenfreude, mega!“, schwärmt der Bozner Chorleiter.

Mehr als Singen

Vor noch zehn bis fünfzehn Jahre siedelten Chöre vor allem im Kirchenbereich an, galten als trocken und langweilig. Heute ist Chorsingen mehr als in, „wenn man auf youtube schaut gibt es sehr viele tolle Jugendchöre“, erzählt Knollseisen, der am Konservatorium in Bozen Geige studierte. „In Amerika hat jede High School ihren Chor.“ Diesen Zulauf spürt auch Choriosum, erzählt der Chor-Obmann und Choriosen-Sänger Reinhard Feichter:  „Es gibt viele, die mitsingen möchten. Wir machen in der Musik neue Winkel auf, ich glaube, das macht uns attraktiv.“ Nicht zu vergessen das Gemeinschaftsgefühl, denn Chor ist weit mehr als nur singen. Mit Wortwitz, Theatralik und musikalischen Überraschungen stehen die Choriosen ab 6. April wieder auf der Bühne. Diesmal mit dem Thema „Die 4 Elemente des Lebens“. Sieht man ihn auf der Bühne, möchte man meinen, Knollseisen sei das Chorleiten schon lange vertraut, im Blut liegt's ihm gewiss. “Ich hab's mir selber beigebracht, viel in youtube reingehört, Seminare belegt. Chorkonzerte hab ich nie besucht, die fand ich immer langweilig. Deshalb ist mir die Vielfalt so wichtig.“

Ziegel und Mörtel

Vielfalt in der Musik, Balance im Chor. Das muss ein guter Chorleiter im Gefühl haben.  Individualität ja, aber immer in Hinblick auf ein harmonisches, stimmliches Ganzes. Knollseisen beschreibt diese so: „Es gibt Stimmen im Chor, die sind sehr charakteristisch. Ich sag immer, das sind die Ziegel. Dann gibt es Stimmen, die ausgleichen, das sind eher schüchterne, zurückhaltende. Und die sind der Mörtel. Ich muss im Stande sein, eine gute Mischung herzustellen, denn der Mörtel ist genauso wichtig wie der Ziegel.“

Geplante Konzerttermine:

Brixen, Sa, 6. April, 20 Uhr, Sozialwiss. Gymnasium Josef Gasser, Aula Magna

Bruneck, So, 7. April, 20 Uhr, Ragenhaus

Bozen, Fr, 12. April, 20 Uhr, Klass. Lyzeum W. v. d. Vogelweide, Aula Magna

Meran, Sa, 13. April, 20 Uhr, Nikolaussaal

Bozen, Fr, 19. April, 20 Uhr, Eurac