Economy | IDM
Ebners Marktplatz
Foto: upi
Es ist jetzt fast ein Jahr her.
Auf der Gesellschafterversammlung der IDM wurde Klartext geredet. Das Thema: Ein geplantes Prestigeprojekt.
Die IDM will einen besonderen Südtiroler Onlineshop eröffnen. Unter dem Titel „Südtirol Marketplace“ soll eine Online-Plattform geschaffen werden, auf der der Erwerb von Produkten und Dienstleistungen weit über die Tourismusbranche hinaus gebündelt wird. Der Gast soll auf dem Internet-Markplatz die gesamte Palette der Südtirol-Marken-Produkte präsentiert bekommen und auch erwerben können. Ebenso soll man Tickets für den öffentlichen Verkehr oder für Veranstaltungen kaufen können. Vor allem aber soll der Marketplace zur offiziellen Buchungsplattform Südtirols werden. Demnach sollen die Menschen nicht mehr über die internationalen Buchungsplattformen, wie Booking.com ihren Urlaub buchen, sondern über diese Plattform.
Seit Frühjahr 2020 arbeitet die IDM inzwischen am Südtirol Marketplace. Das Projekt ist dabei nicht unumstritten. Der Hauptkritikpunkt sind die hohen Kosten. Denn allein die Programmierung, Implementierung und der Bau des Südtiroler Markplatzes wird rund 18 Millionen Euro kosten.
Das Team K hat sich jetzt in einer Landtagsanfrage über den Stand der Dinge erkundigt. „Die Eigentümer haben bislang keine Mittel für das Südtirol Marketplace bereitgestellt“, antwortet Landeshauptmann Arno Kompatscher auf die entsprechende Frage. Der Grund für die Verzögerung: „Die Eigentümer haben ihre Zustimmung zur Gesamtfinanzierung des Südtirol Marketplace noch nicht erteilt.“
Doch hier sagt der Landeshauptmann nur die halbe Wahrheit.
Ebners Verzögerungstaktik
Denn auf der IDM-Gesellschafterversammlung vor einem Jahr wurde die Finanzierung klar vereinbart. Die IDM-Gesellschafter sind bekanntlich das Land (60 Prozent) und die Handelskammer (40 Prozent). Arno Kompatscher erklärte damals, dass das Land das Projekt Marketplace nur dann finanzieren werde, wenn die Wirtschaft auch dahintersteht. Das heißt: Die Handelskammer muss mitfinanzieren. Der Landeshauptmann nannte in seiner Rede auch Zahlen. Das Land werde 80 Prozent der Kosten übernehmen, wenn die Handelskammer im Gegenzug die restlichen 20 Prozent finanziert. „Wenn die Handelskammer zustimmt“, sagte der Landeshauptmann damals, „bin ich auch bereit diese Abmachung schriftlich zu bestätigen“.
Doch das Problem: Die Handelskammer hat bis heute nicht zugestimmt. Mehrmals wurde die Beschlussfassung im Kammerrat oder im Ausschuss auf die Tagesordnung gesetzt, dann aber immer wieder vertagt. Als man sich in der Handelskammer schließlich konkret mit dem Projekt befasst hat, wurde beschlossen, dass noch eine Reihe von Punkten bei der Umsetzung des Projekt zu vertieften sind, bevor man der Finanzierung zustimme.
Es ist ein Spiel auf Zeit. „Mir kommt vor, dass man das Projekt bewusst verzögern will“, sagt selbst ein Mitglied des Kammerrates zu Salto.bz.
Hinter dieser Verzögerungstaktik kann man durchaus, geschäftliche Interessen vermuten. Interessen, die vor allem den Präsidenten der Handelskammer Michl Ebner betreffen.
Geschäftliche Interessen
Denn eines ist von vornherein klar: Das Großprojekt des IDM Marketplace wird zur gefährlichen Konkurrenz für allen Südtiroler Onlineplattformen, die in diesem Segment bereits arbeiten.
Genau hier aber werden die Geschäftsinteressen des mächtigen Athesia-Konzern berührt.
Seit langem hält die „Athesia AG“ an der Plakat- und Werbefirma „First Avenue“ die Mehrheit. Im vergangenen Jahr hat der Ebner Konzern die Beteiligung auf 90 Prozent aufgestockt. Gleichzeitig hat der Athesia-Konzern begonnen unter dem First-Avenue-Dach seine Onlineportale zu sammeln.
So gibt es die Plattform „Shopping.st“, wo man von „Bekleidung, hofeigenen Produkten, Sportausrüstung, Schmuck, Spielzeug, Wein und alles was die Region zu bieten“ hat, kaufen aber auch verkaufen kann. Oder die Plattform „Restaurants.st“, auf der man nicht nur die besten Restaurants und die angesagtesten Bars finden, sondern auch den Südtiroler Lieferservice. Ebenso vertreibt First Avenue die App „Cippy“, bei der es um Rabatte, Einkäufe und Gutscheine für Events geht. Die Athesia-Tochter hat zudem mit der „alpinmag“ (Präsentation von Touren) und der Plattform „Tippthek“ auch zwei Gäste-Infosysteme im Angebot.
Der geplante IDM-Marketplace ist für alle diese Initiativen des Ebner-Konzerns eine direkte Konkurrenz.
Ist es deshalb ein Zufall, dass die Handelskammer die Entscheidung über die Finanzierung des IDM-Projektes seit über eine Jahr hinauszögert?
Wohl kaum.
Dass diese Verzögerungstaktik bisher aufgeht, liegt auch daran, dass Handelskammerpräsident Michl Ebner auf mächtige Verbündete zählen kann. Auch der HGV ist mit dem IDM-Marketplace alles andere als glücklich. Der Verband hat seit Jahren mit der Plattform „bookingsuedtirol.com“ eine eigenes Buchungsportal aufgebaut. Die IDM-Plattform macht auch dem HGV mit öffentlichen Geld hier Konkurrenz.
Während man in der Handelskammer noch die Details des Südtirol Marketplace abklären will, sind die Athesia-Vertreter derweilen in ganz Südtirol unterwegs, um Kunden für ihre Onlinegeschäfte zu akquirieren.
Auch so kann man die Interessen der Südtiroler Wirtschaft vertreten.
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"Kaufhaus Österreich"
"Kaufhaus Österreich" reloaded?
18 Millionen Euro (!!) für eine eigene Buchungsplatform mit öffentlichem Geld finanziert... bei uns wächst das Geld wohl noch auf den Bäumen? Ich vermute da kassieren ein paar Softwarehäuser aber ordentlich ab. Da kann man dem Ebner ja fast danken sollte er das Projekt verzögern.
Österreich hat das "Kaufhaus Österreich" nur 1,2 Millionen gekostet, wurde aber bereits wegen Unbrauchbarkeit wieder eingestellt.
Ich bin dafür Michl Ebner den
Ich bin dafür Michl Ebner den höchsten Orden des Landes zu verleihen!
Leute, die von Software nichts verstehen, dafür aber 18 Millionen fremdes Geld ausgeben, gehören nicht nur gebremst, sondern entlassen.