Culture | 37. Literaturtage

Literaturtage Lana 22: Krieg und Frieden

Wie vom Krieg sprechen, lautet die Grundfrage der Literaturtage Lana, die vom 30.08. bis 1.09. Schriftsteller:innen aus osteuropäischen und ex-sowjetischen Ländern versammeln.
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Foto: Literaturtage Lana 2022

Die 37. Literaturtage Lana, kuratiert von Christine Vescoli, gehen der Frage nach, welche Sprache für eine Wirklichkeit zu finden sei, die wir nach Jahrzehnten des Friedens nicht mehr für möglich gehalten haben. Offensichtlich aber gibt es keinen Grund zu meinen, der Krieg wäre vergangen. Den Krieg denken, bleibt uns bevor.

Zur Eröffnung am 30. August wird Jury Andruchowytsch, der zu den bekanntesten Autoren der Ukraine zählt, den Roman „Radio Nacht“ vorstellen. Er handelt von der Bedrohung durch Russland und von einer Zeit, in der die Hoffnungen auf radikale Veränderungen begraben werden.

In einem Videogespräch ist die russische Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja zu Gast. Mit scharfsinnigem Blick kehrt sie das Politische im Privaten hervor und wirft anhand von alltäglichen Geschichten und Schicksalen die langen Spuren des homo sovjeticus auf.

Welche bittere Erschütterung die Ereignisse in Osteuropa auslösen, bezeugen Zeile aus dem Gedichtband von Ilma Rakusa, der femme de lettre und Expertin Osteuropas, während Valzhyna Mort in maschinengestrählten Rhythmen von einem sowjetischen Lebensgefühl schreibt, das ihr Herkunftsland Belarus beherrschte.

Ein Streifzug mit Katrin Hillgruber führt durch Charkiw, eine bislang offene, vielfältige, reiche und freie Stadt. Nun verbindet sich der Namen mit Schreckensnachrichten.

Mit Yevgeniy Breyer, Dagmara Kraus und Ernest Wichner kommen eine Lyrikerin und zwei Lyriker zu Wort, die ihre Wurzeln in Polen, der Ukraine und in Rumänien haben. Wenn die imperialistische Hand Russlands die Geschicke ihrer Familien prägten, so führt alle drei die Frage nach der Sprache zum literarischen Spiel mit Mehrsprachigkeit, Dialekt oder Jargon, in dem sich eine Form von Freiheit eröffnet. 

Mit dem großen litauischen Dichter Tomas Venclova ist ein lakonischer Elegiker und moderner Klassiker Gast in Lana. In seiner Heimat Litauen erlebte er den langen Winter des Totalitarismus, wegen seiner kritischen Haltung kam er in Bedrängnis. Es folgten Exil, Reisen und Heimkehr – die Lebensthemen seiner Lyrik.