Wo bleibt die Wertschätzung?
Eines vorweg: Dieser Artikel entstand als Zusammenarbeit der ErgotherapiestudentInnen.
Weil der aktuelle Mangel an medizinischem Fachpersonal ein akutes Problem darstellt, beschloss die Landesregierung an einer Erhöhung der Attraktivität der Ausbildung an der Claudiana zu arbeiten: Eine Erhöhung des Taschengeldes für Praktikumsstunden von 3 Euro im ersten bzw. 5 Euro im zweiten und dritten Jahr auf 15 Euro soll dies sichern. Vielleicht kann eine Steigerung der Studiums-Attraktivität durch finanzielle Anreize davon ablenken, dass die Arbeitsbedingungen im hiesigen Sanitätsbetrieb eventuell nicht ideal sind, scheint man sich zu denken.
Diese Reaktion auf die bessere Vergütung in Österreich, wo Krankenpflege-Studenten an Fachhochschulen 600 Euro monatlich erhalten, soll Südtirols Stellung als "die besten der besten" festigen. Wie das Presseamt der Provinz auf seiner Website erklärt, entsprächen diese Vergütungen in Summe „einem etwas höheren Betrag als die 600 Euro monatlich, welche Studierende an österreichischen Fachhochschulen erhalten.“
Und während diese Nachricht tatsächlich sehr erfreulich für alle Studierenden ist, stößt sie bei den von dieser Regelung vergessenen Studenten an der Claudiana auch auf Unverständnis, zumal sie ihre Praktikumsstunden weiterhin für 3 Euro im ersten und 5 Euro in den folgenden zwei Jahren absolvieren werden. Personen sollen sich weiter für diese Ausbildungen und diese Berufe entscheiden, während die Studienkosten für alle, genauso wie für Krankenpflege, gleich hoch bleiben und diese Vergütungen für die von diesem Beschluss ausgeschlossenen Studiengänge in Summe im Laufe der drei Jahre teilweise nicht einmal ausreichen, die Studiengebühren zu begleichen. Laut Landespresseamt erklärte Landeshauptmann-Gesundheitslandesrat Kompatscher: "Mit der Erhöhung des Taschengeldes möchten wir Südtirol als Studienstandort und insbesondere das universitäre Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe Claudiana attraktiv und konkurrenzfähig gestalten." Dabei wurde aber augenscheinlich sehr eindimensional gedacht; wie könnte der Studienstandort attraktiver werden, wenn bestimmte Ausbildungen, dieses Mal Krankenpflege, anderen (zahlenmäßig unterlegenen) Studiengängen gegenüber bevorzugt werden? Alle Studierenden der Claudiana verfolgen dasselbe Ziel: In einer nicht allzu fernen Zukunft die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitbürger*innen zu fördern. Dass die Arbeit im Sanitätsbetrieb kein Zuckerschlecken ist, war wohl jedem klar, doch dass diesen Berufen schon während des Studiums fehlende Wertschätzung entgegengebracht wird, ist noch einmal eine Lektion für sich. Die Landesregierung hat's gut gemeint, aber nicht ganz zu Ende gedacht. Krankenpflegenden in Ausbildung ist jeder Cent von Herzen zu gönnen, doch schwingt bei diesem Beschluss eine Nachricht mit: Die übrigen Studierenden können scheinbar gerne ins Ausland verziehen.
Toll gschrieben!
Toll geschrieben!
In reply to Toll gschrieben! by Mara Von Dellemann
Um noamol klor zu stellen:
.
leider erst heute gefunden
leider erst heute gefunden…schade.
Die Landesregierung ist momentan nur im Stande eine populistische Notlösung aus dem Ärmel zu zaubern (die dann auch gar nix bringt, sprich die Einschreibezahlen an der Claudiana für Krankenpflege sind so mies wie nie: https://www.claudiana.bz.it/media/site/fed65fdaa4-1695101615/krankenpfl…) während (fast) alle anderen Studiengänge mehr Bewerber als Plätze aufweisen können.
Die zu späte Umsetzung der bereits vor Monaten angekündigten Erhöhung durch den Landeshauptmann und das schlaftrunkene Verhalten der Claudiana bei der Bewerbung der Studiengänge und den Informationsveranstaltungen (Ankündigungen meist nur wenige Tage vor den Events) zeigt wie schusselig hier alle am Werke sind…aber zumindest zahlt ja NUR der normale Bürger/Patient/Steuerzahler drauf wenns im Öffentlichen arg happert…