Franz Thaler - Eine Erinnerung
Vor gut 30 Jahren habe ich Franz Thaler bei einem Besuch im Sarntal kennengelernt. Die Begegnung mit dem Federkielsticker hat mir einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Denn in seiner Bescheidenheit schilderte Thaler seine KZ-Haft und seine Verfolgung durch das Nazi-Regime fast so nüchtern wie eine beliebige andere Episode aus seinem Leben. Emotionen offen zu zeigen, gehörte nicht zu seiner Art. Ich war damals Vorstandsmitglied der Südtiroler Pressevereinigung und nach der Begegnung reifte in mir die Idee, Thaler für den Pressepreis vorzuschlagen. Es war kein einfaches Unterfangen. Die italienischen Kollegen schienen zunächst kaum angetan von der Idee, den Preis an einen Sarner Federkielsticker in Tracht zu vergeben. Doch nach längerer Überzeugungsarbeit gab Thalers KZ-Haft schliesslich den Ausschlag und was mir zwei Jahre vorher schon mit Claus Gatterer gelungen war, gelang auch mit Thaler.
Dieser zeigte sich von der Aussicht auf einen öffentlichen Auftritt nicht gerade begeistert, konnte aber eine gewisse Genugtuung nicht verhehlen. Er wisse nicht, ob er sich diesen Preis verdient habe. Zur Verleihung des Preises in Schloss Maretsch erschien Thaler mit seiner Familie, nahm in der ersten Reihe Platz und liess die Würdigung über sich ergehen, zu der mit seinem Sarner Landsmann Luis Kofler auch ein Mitglied der Landesregierung erschienen war. Doch das Blitzen in seinen Augen verriet Genutuung. Anschliessend gewährte er im gewohnten Dialekt seines Tales mehrere Zeitungs - und Fernsehinterviews. Die Verleihung des Pressepreises vor 32 Jahren machte Thaler erstmals einer breiten Südtiroler Öffentlichkeit bekannt und markierte damit auch seine späte Rehabilitierung als NS-Opfer. 1988 erschien dann Thalers Erinnerungsband als Sonderdruck der Kulturzeitschrift Sturzflüge, der ihn im In- und Ausland bekannt machte und zu weiteren Ehrungen führte.