Best Blogs 2015
Sie gehören genauso zu salto wie die Redaktion. Unsere Blogger, unsere Community oder um im Deutschen zu bleiben: all jene Menschen, die sich die Zeit nehmen, das Portal durch ihre Gedanken, ihr Wissen und ihre Erfahrungen zu bereichern. Wir brauchen keinen Jahreswechsel und kein Google Analytics, um dies zu würdigen. Denn es vergeht keine Woche im Jahr, in der wir nicht aufs Neue überrascht oder begeistert über Beiträge sind, die im Bereich Blogs & Community veröffentlicht werden. Trotzdem ist der Abschluss eines Jahres eine gute Gelegenheit, um noch einmal ein paar jener Blogs in Erinnerung zu rufen, die auch die salto-LeserInnen besonders geschätzt haben.
Die allermeisten Klicks, und dabei sprechen wir von vielen tausenden LeserInnen, haben zwei Beiträge bekommen, die auch repräsentativ für das gesehen werden können, was die salto-Herausgeber von Beginn mit dem Anliegen verfolgt haben, eine Plattform für BürgerInnen-Journalismus zu schaffen: Unter dem Titel „Vom Hockeytormann zum vermeintlichen Gewalttäter“ rückten die Blogger Sylvia Pöhl und Manuel Profunser das falsche Bild zurecht, das von der auflagenstarken Tageszeitung Österreich über einen in Wien randalierenden jungen Südtiroler Eishockey-Spieler gezeichnet worden war. „Danke an alle Einheimischen“ war dagegen ein wichtiger Zwischenruf von Harry Dierstein auf dem Höhepunkt rassistischer Aufwiegelung auf der Facebook-Seite „Iats reichts“. Zwei Beiträge, in denen Zivilcourage, Medien- und Gesellschaftskritik und - im Fall des Hockeyspielers - eine der Kernstärken von partizipativem Journalimus zum Tragen kommen: das Wissen jener Menschen, die an der Quelle sitzen, die direkt oder indirekt am Geschehen beteiligt sind oder Experten in einem Fachgebiet sind – und deshalb eine wichtige Ergänzung zum professionellen Journalismus darstellen können.
Alternative Geldsysteme
Einer dieser nicht nur innerhalb von salto geschätzten Experten ist der Sozialwissenschaftler Thomas Benedikter. Zwei seiner Beiträge, die im abgelaufenen Jahr besonders breit gelesen und diskutiert wurden, beschäftigen sich beide mit Alternativen zu unserem Geldsystem: „Island Vorreiter einer neuen Geldordnung“ und „Ein neues Geldsystem ohne Zinsen?“. Direkt von der Uni Bozen kam dagegen ein weiterer Blog, der auf viel Interesse stieß: Von wegen „Krautwalsch“. Wissenschafts-Journalistin Siegrid Hechensteiner fasst darin zusammen, warum die bunte Sprachmischung im Süden Südens laut Sprachwissenschaftlern der Universität eine eigenständige Dialektform ist. Ein interessanter Input zu einem der Kernthemen eines zweisprachigen Portals wie salto. Das klarerweise auch jenen Platz für ihre Meinung bietet, die einer Mehrsprachigkeit nicht nur Positives abgewinnen können – wie beispielsweise der frühere Generalsekretär der Südtiroler Freiheitlichen Michael Demanega in seinem Beitrag Gemischtsprachig & italophil ausführte.
Vielgelesen werden auf unserem Portal auch alle Beiträge zur Jugendkultur im Land. Auf breite Zustimmung stieß dabei ein Kommentar des Konzertveranstalters und Kulturarbeiters Thomas Kobler. In Meran hat man aufgehört zu träumen betitelte er eine Beitrag, in dem er in Sachen Freiraum und Initiativen für junge Menschen hart mit den Entscheidungsträgern der Kurstadt ins Gericht ging.
Schwule Bürgermeister
Dass Entscheidungsträger von Südtiroler Gemeinden, oder genauer gesagt der Gemeinde St. Christina, heute offen ihre Homosexualität leben können, fand dagegen ein weiteres sehr aktives Mitglied der salto-Community eine Betrachtung wert. In „Schwuler Bürgermeister“ widmet Sepp Bacher sich nicht nur Moritz Demetz selbst, sondern weist auch auf den unterschiedlichen Umgang hin, den Südtirols Medien mit dessen sexueller Orientierung an den Tag legten.
Jede Menge interessante Blog-Beiträge gab es auch zu heißen Eisen des Jahres 2015. Für viel Amüsement sorgte Oliver Hopfgartner mit einem humorvollen wie originellen Beitrag zur Diskussion über die Geburtenabteilungen: der Idee einer mobilen Geburtenabteilung. Die intensive Diskussion über das Benko-Projekt wurde auf salto von einem Blick von außen bereichert: In „Bozen und der goldene Käfig“ machte die zur Zeit in Holland lebende Architekturstudentin Veronika Mayr unter anderem einen interessanten Vergleich zwischen dem Bozner Bahnhofspark und dem Istanbuler Gezi Park.
Unwillige Bürgermeisterkandidaten
Mehr Licht auf das Rätsel der ausgehobenen Meraner IS-Zelle warf Blogger Jimmy Milanese mit einem Porträt des verhafteten Abdul Rahman Nauroz, das er auf Basis von Gesprächen mit dessen Nachbarn verfasste. Ein „Abdul“ kommt auch in einem der humorvollen wie scharfsinnigen Beiträge vor, die Parlamentarier und Wissenschaftler Francesco Palermo regelmäßig auf salto veröffentlicht: In „Il Sindaco Abdul“ erklärte er im vergangenen August, warum er trotz intensivem Werben von verschiedenen Seiten nicht Bürgermeister von Bozen werden will.
Besondere Freude macht uns salto-JournalistInnen auch die tolle und ehrenamtliche Unterstützung, die so manche mittlerweile pensionierte Berufskollegen und Kolleginnen auf salto leisten. Eine treue Fangemeinde hat die ehemalige Rom-Korrespondentin Oktavia Brugger. In einem ihrer meistgeklickten Beiträge des vergangenen Jahres, Black-Out in Rom, schafft sie gar eine Verbindung zwischen ihrem alten Leben in der italienischen Hauptstadt und ihren aktuellen Beobachtungen in ihrer neuen Wahlheimat Istanbul. Gewissermaßen ihr langjähriges männliches Pendant in Rom: Gerhard Mumelter. Am meisten Interesse hat der langjährige Italien-Korrespondent 2015 allerdings nicht mit seinen Hintergründen zur italienischen Innenpolitik, sondern mit einem Blogbeitrag über die umstrittene Rockband Frei-Wild geweckt, in dem die Thesen des Jugendkultur-Experten und Buchautors Klaus Farin über die Band auf den Punkt brachte.
Alte Hasen
Ein weiterer großer Name des Südtiroler Journalismus, den wir als salto-Blogger gewinnen konnten: der langjährige Chefredakteur der italienischen RAI-Redaktion Maurizio Ferrandi, der in Beiträgen wie „La domenica degli altri“ differenzierte Überlegungen zu aktuellen Diskussionen wie der Sonntagsöffnung einbringt. Last but not least jemand, der seit Beginn fixzu diesem Portal gehört: Gabriele Di Luca, lange Mitglied der Redaktion, das den salto-LeserInnen dank seiner Schreib-Leidenschaft auch nach der Rückkehr zu seinem Brotberuf nicht abhanden gekommen ist. Erkennbar ist sein unverwechselbarer Stil bereits im Vorspann von einem seiner beliebtesten Stücke des Jahres 2015 zum Thema zeitgenössische Kunst: „Tentativo non troppo snob di spiegare al popolo quello che non potrà comunque capire“.
Was bleibt da noch zu sagen? Happy New Year, liebe salto-BloggerInnen. Wir freuen uns auf ein gemeinsames 2016!