Multikulturelle Schützen
Der Fall Mithad Gedik sorgt in diesen Tagen für Aufregung in Deutschland. Der türkischstämmige Muslim wurde am 18. Juli zum Schützenkönig der St.-Georgs-Schützenbruderschaft in Nordreihn-Westfalen gekürt und somit zum Sinnbild einer funktionierenden Integration. Allerdings sah dies der katholische Dachverband der Schützenbruderschaft Deutschlands etwas anders und untersagte kurzerhand die Ernennung. „Wir sind ein katholischer Verband, der laut Statut im Sinne der Ökumene auch andere Christen aufnimmt, aber eben keine Muslime, ansonsten verlieren wir unseren Status als katholischer Verband nach kanonischem Recht.“, so wird Vorstandssprecher Rolf Nieborg zitiert.
Keine Probleme mit einem solchen Fall hätte hingegen der Südtiroler Schützenbund. So zumindest die Theorie. Sowohl Landeskommandant Elmar Thaler, als auch Kurat Christoph Waldner gaben gegenüber der Tageszeitung Dolomiten am heutigen Dienstag bekannt, dass nichts gegen eine Aufnahme eines Anwärters mit muslimischem Glauben spreche. Schließlich habe man bereits 2013 ein Mitglied aus der Dominikanische Republik aufgenommen. Mögliche Bewerber müssen allerdings die Satzung der Schützen unterzeichnen, wobei sie sich auch zum zweiten Artikel verpflichten, indem es heißt: „Die Treue zu Gott, Festhalten am christlichen Glauben - überlieferter Väterglaube - und am geistig- kulturellen Erbe der Vorfahren“. Hinzu kommt, dass die Schützen jede größere Veranstaltung mit einer christlichen Messe beginnen. Fraglich also, ob sich ein muslimischer Schütze hierbei wohl fühlen könne. Wer dies allerdings mit seinem Gewissen vereinbare, sei auch bei den Schützen durchaus willkommen.
Multikulturalität und Weltoffenheit wird also bei den Schützen großgeschrieben, auch wenn der hierfür verwendete Sprachmodus der Konjunktiv ist. Ob es sich bei einem solchen Beitritt um ein reines Lippenbekenntnis handle, ist in Italien ohnehin nicht nachzuweisen, da die Religionszugehörigkeit nicht öffentlich bekannt ist.
Da hätte sich die Athesia
Da hätte sich die Athesia-Presse für ihren Artikel in den Dolomiten und in SüdtirolNews ( http://www.suedtirolnews.it/d/artikel/2014/08/05/auch-moslems-duerfen-z… ) ruhig den Titel "Auch Moslems dürfen zu den Schützen" sparen können .
Denn am Ende ist das doch das selbe, ob nun in der Satzung für die Mitgliedschaft formal die Zugehörigkeit zu einer christlichen Konfession vorgesehen ist, oder ob es mit Auflagen verbunden ist, die von einem Anders- oder Nichtgläubigen, der ehrlich zu sich und den anderen ist, nicht erfüllt werden kann.
Auch nur mit Christsein allein stosst man auch auf Grenzen, denn der Südtiroler Schützenbund ist ein durch und durch ein katholischer Verrein. Was würde wohl passieren wenn ein evangelischer Schütze sich weigern würde an einer Marienprozession teilzunehmen aus religiösen Gründen?
Es ist zwar legitim, dass es auch Verreine geben kann die konfessionsgebunden sind. Doch die Frage, die man sich aber stellen soll, ist, ob ein Verein, wo der Glauben zum Hindernis werden kann und ein Geschlecht eine untergeordnete Rolle zugesprochen wird (so darf zum Quorum, damit die Schützenfahne verwerden darf, Frauen nicht mitgezählt werden), öffentlich so stark finanziert werden soll.
In reply to Da hätte sich die Athesia by gorgias
Alle Vereine die in den
Alle Vereine die in den Dörfern und Städten aktiv zum gesellschaftlichen Leben beitragen sollten gefördert werden. Ob Fußball, Schachklub oder Schützen, es wird immer etwas geben was anderen an der eigenen Freizeitaktivität und ehrenamtlichen Engagement stört, deswegen einem Verein gleich die öffentliche Förderung zu streichen finde ich kleinkariert. Wie stellst du dir lieber Gorgias denn die öffentliche Finanzierungen für Vereine vor? Gibt es eine öffentliche Wertescala die die Werte der Gesellschaft einordnet in der man den Verein einstuft? Wer setzt diese Werte fest?
In der Praxis funktioniert das ein wenig anders: da es im jeden Ort eine Schützenkompanie gibt, genau so wie eine Feuerwehr, Musikapelle, oder Fußballverein, werden diese Vereine (in der Summe) mehr unterstützt einfach weil sie mehr Mitglieder (steuerzahlende Bürger) haben und somit mehr Interesse in deren Erhaltung liegt. Ganz einfach.
In reply to Alle Vereine die in den by Mensch Ärgerdi…
Erstens habe ich nicht gesagt
Erstens habe ich nicht gesagt die Förderungen für die Schützen wären ganz zu streichen, die Frage ist aber durchaus berechtigt ob diese in dem Maße gefördert werden sollen, in dem sie es gerade werden. Auch kann man Kriterien festlegen mit denen man die Förderwürdigkeit festlegt. So kann man auch als Kriterium festlegen in wie weit beide Geschlechter gleichberechtigt in diesen Vereinen partizipieren dürfen, auch in wie weit diese das Potential haben neue Bürger zu Integrieren und da sehe ich weit mehr Potential bei Vereinen wie Musik, Feuerwehr oder eines Fußballklubs, die in ihren Statuten nicht fast ein Glaubensbekenntnis abringen und oder beide Geschlechter gleichwertig betrachtet werden. (Beim Fußball gibt es ja auch Mädchenmannschaften).
Und noch was was die Finanzierung angeht, mögen die Schützen mit 5000 - 6000 Mitglieder zwar relativ groß sein, aber im Verhältniss zu Fußballvereinen bekommen diese pro Kopf weitaus mehr Geld. Außerdem sollte man sich fragen ob ein Verein wie die Schützen überhaupt als Kulturverein angesehen werden soll, wenn sie sich selbst als politisches Gewissen Südtirols sehen.
Die Schützen haben zweifelsfrei eine politische Agenda, dies sollte auch in ihrer Förderung berücksichtigt werden und nicht als reiner Kulturverein angesehen werden.
In reply to Erstens habe ich nicht gesagt by gorgias
Ich habe nicht die
Ich habe nicht die Berechtigung der Frage angezweifelt, ich habe darauf geantwortet. Man könnte solche Kriterien auch einbringen, die Frage ist: sollte man? Ich glaube nicht.
Ob das mit den Zahlen so stimmt wie du es darlegst möchte ich gerne schwarz auf weis sehen und zwar mit einer Kalkulation die bei jedem Verein von A bis Z alles durchrechnet (Kleidung, Organisation, Infrastruktur usw...) und vergessen wir nicht dass im Sport auch Privatsponsoren eine Rolle spielen. An der Geschichte mit der Politik könnte etwas dran sein, nur das betrifft nicht einzig und allein die Schützen.