Gespräche- innovative, ganzheitliche Stadtplanung
Die Initiative hat nun die Reihe der Treffen mit den verschiedenen Verantwortlichen, wie in der Pressekonferenz von Ende Juli angekündigt, begonnen: das erste Treffen fand mit Bürgermeister Spagnolli statt, bei dem die Möglichkeit erörtert wurde, eine Brücke zu einer neuen innovativen – weil gesamtheitlichen - Art der Stadtplanung zu schlagen, die vom Masterplan 2009 und ARBO sowie Strategieplan 2015 aus startet.
Es wurde festgestellt, dass es notwendig ist, die Stadt Bozen mit all ihren Problemen als Landeshauptstadt zu betrachten und gleichzeitig den Bürgern mehr Lebensqualität in ihren verschiedenen Stadtvierteln zu garantieren. Dazu müssen wir uns zuerst bewusst werden, was Bozen braucht, wo die Stadt hin will: diese liegt in einem Talkessel, wir haben nur begrenzte Möglichkeiten, die Mobilität zur Stadt und in ihr zu verbessern. Der öffentliche Verkehr muss noch ausgebaut werden, aber in engem Einklang mit der Stadtplanung selbst, nicht parallel dazu wie bisher.
Um diese neue Perspektive auf die Stadtentwicklung zu ermöglichen, wurde über neue Möglichkeiten gesprochen, den Bürgern und interessierten Investoren eine eventuelle Mitarbeit anzubieten:
über ein sogenanntes Stadtlabor und Arbeitsgruppen sollten folgende Schritte getätigt werden:
- Analyse der Probleme und Qualitäten der einzelnen Stadtviertel (eine erste Erkundung über die Radrunden, Treffen mit Stadtviertelräten).
Auch mit den umliegenden Gemeinden muss gesprochen werden, da das Verkehrsproblem nicht alleine von der Gemeinde Bozen gelöst werden kann!
-Tagung mit interessanten Stadtplanern, die aus ihrer Sicht als Außenstehende die Situation einschätzen und die richtige Richtung anzeigen.
- Workshop mit Fachleuten, die bereits positive Beispiele von Partizipation und PPP aufweisen können.
Eine grundsätzliche Erkenntnis wurde festgelegt: „Wenn man Städte für Autos und Verkehr plant, bekommt man Autos und Verkehr. Wenn man für Menschen und Plätze plant, bekommt man Menschen und Plätze“. Fred Kent (Stadtentwickler) und weiters wurden folgende Punkte erörtert:
- Abänderung des Art. 55 quinquies: die Verantwortlichen müssen die Möglichkeit haben, das öffentliche Interesse von Anfang an im Sinne der gesamten Stadt zu hinterfragen und nicht nur den kurzfristigen finanziellen Vorteil für die Gemeindekasse zu sehen.
- das neue Stadtviertel ARBO muss für die Stadtentwicklung weiterhin die Vorfahrtsspur erhalten und darf nicht zerstückelt werden: die Eisenbahn braucht dort ihr funktionierendes Einkaufszentrum (über Größe von 20.000-23.000 mq brutto kann noch diskutiert werden), um ihre Bahnhofs-Struktur zu erhalten/finanzieren. Dass das 2. Einkaufszentrum (weitere 20.000 m² brutto), das im Areal gleich neben dem Bahnhof vorgesehen war, in eine Kongresszentrum umgewandelt wurde, scheint positiv für die Stadt zu sein.
- Es wurde über die provisorische Verschiebung des Busbahnhofs in das Bahnhofs-Areal(Rittnerbahnstrasse) gesprochen, diese erklärte die Initiative als ein „no-go“, die viele zusätzliche Spesen, schlechtere Situation für Benutzer der öffentlichen Mittel, mehr Verkehr und Erpressbarkeit von Seiten der RFI bringe. Das könnte auch den Rechnungshof auf den Plan bringen, die Bevölkerung würde sich dagegen wehren.
- Zum Thema Einkaufszentrum wurde festgestellt, dass es notwendig sei, sich zu fragen, woher wohl die neuen Käufer kommen sollten: es wurde festgestellt, dass bereits in Kürze die Verdoppelung vom Twenty Realität wird: wie bereits angekündigt, gibt es dort außer den zusätzlichen Verkaufsflächen 6-8 neue Kinosäle,(man hat sich bereits im selben Moment gefragt, wie das Cineplex seine Besucherzahlen beibehalten kann - vom Capitol spricht niemand, dieses ist aber als wichtige innerstädtische Einrichtung zu erhalten) einige Restaurants und Bars sowie 500 m² Kinderspielfläche. Die Südtiroler Familien werden aufgefordert, nach Bozen zum Shoppen und Erleben zu kommen. Das bedeutet verstärktes Verkehrsaufkommen, für das es kein Konzept zur Bewältigung der Probleme gibt. Bevor weitere größere Strukturen in Bozen geplant werden, müssen unbedingt die Verkehrsbedingungen geändert werden (auch in München und Luzern wurden vorher Haltestellen der Stadtbahnen gebaut, bevor über neue Stadtteile, Gewerbezonen oder Einkaufszentren gesprochen wurde). Die Nahversorgung in Stadtvierteln und umliegenden Dörfern hingegen, die Lebensqualität garantieren kann, muss über unterschiedlichste Initiativen gestärkt werden, wie auch die Confesercenti kürzlich verlangt hat.
- Überlegung zur Südtirolerstrasse: wenn von „degrado“ gesprochen wird, geht es wohl hauptsächlich um die langjährige Baulücke nördlich der Handelskammer, die schnellstens geschlossen werden müsste. Der Park hingegen, der nicht verbaut werden soll, kann mit dem bereits vorhandenen Geld durch kleine Eingriffe wie Flächen für Schach-und Bocciaspiele oder eine kleine Arena zum Sitzen und Treffen für die Bürger an der Stelle des alten Teiches wieder zu einem Treffpunkt im Grünen im Herzen der Stadt werden.
Das Treffen wurde mit dem gemeinsamen Wunsch beendet, so schnell wie möglich eine konstruktive Arbeit zu beginnen, eventuell auch unter Begleitung durch einen eigenen Gestaltungsbeirat. (nach dem Muster des Beirates für Baukultur oder den Gestaltungsbeiräten, die es in Österreich bereits seit langer Zeit gibt)