Società | Flussraum

Die Stadtoase

Das Konzept „Flussraum Bozen“ will die Bozner Flüsse Eisack und Talfer aufwerten. Klaus Unterweger, Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz, über das Projekt.
Fluss
Foto: LPA/Maja Clara
  • Es wurde immer wieder der Wunsch geäußert, die Flüsse den Bürgerinnen und Bürgern näher zu bringen“ erklärt Klaus Unterweger, Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz. Wasser habe, gerade in Städten, eine große Anziehungskraft auf die Menschen, Wasserkörper seien oft die Lebensadern, die Gemeinde Bozen sei deshalb immer wieder mit der Frage konfrontiert, wie es mit der Freizeitnutzung der Talfer und des Eisacks ausschaue, wie man sie ausbauen könne.

  • Der Eisack nahe Loretobrücke: Diese Plattform ist seit letztes Jahr als Naherholungsraum verfügbar Foto: LPA/Maja Clara
  • „Flussraum Bozen“

    Das Konzept „Flussraum Bozen“ ziele darauf ab, die positiven Auswirkungen der Flüsse auf die Stadt und das Stadtklima zu optimieren. Von 2010 bis 2020 wurden an Talfer und Eisack Revitalisierungsarbeiten durchgeführt, um die Fischpassierbarkeit wiederherzustellen und die Gefährlichkeit der Flüsse durch Umbauten der Sperren zu verringern. Diese Arbeiten haben zu einer reich strukturierten Talfer und einer Milderung des Schwall-Sunk-Verhältnisses beim Kraftwerk St. Anton geführt. Derzeit wird auch die historische Wassermauer der Talfer an der Flusspromenade restauriert.

    Das Projekt „Flussraum Bozen – Talfer und Eisack“ soll diesen Prozess fortsetzen. Es umfasse Studien zu Ökologie, Naherholung, Hochwasserschutz und erste Planungsvorschläge für Baumaßnahmen. Beteiligt sind verschiedene Landesämter, Eurac Research und die Genossenschaft Lungomare. Finanziert wird das Projekt, geltend als umwelttechnische Aufwertung, mit 165.000 Euro aus Umweltgeldern des Eisackwerk-Wasserkraftwerks St. Anton. Erste Studien wurden bereits beauftragt, und das Gesamtkonzept soll Ende 2025 fertiggestellt werden. Der Auftakt der Konzeptausarbeitung begann vorgestern (30. Juli).

  • Klaus Unterweger: Direktor der Agentur für Bevölkerungsschutz Foto: LPA/Maja Clara

    Konkret gehe es dabei unter anderem darum, wo man einfache Zugänge zu den Fließgewässern realisieren könne, ohne zu „invasiv“ zu sein. Die Fragestellungen seien aber nicht von simpler Natur, gerade in Hinblick auf die Talfer. Zum einen müsse der Schwallbetrieb des St. Anton-Kraftwerks miteinkalkuliert werden, weshalb man genau studieren müsse, welche Möglichkeiten vorhanden seien. Ähnliche Projekte wie dieses seien bereits in Brixen oder Meran umgesetzt worden wie beispielsweise die Wassertreppen an der Passer, die einen einfacheren Zugang zum Fluss gewähren würden, dies erfordere aber auch Verantwortung und entsprechende Regelungen zur Verhinderung widriger Nutzung und zur Einhaltung etwaiger Öffnungszeiten. Ein derart freier Zugang zum Wasser berge auch Gefahren, erklärt Unterweger weiter. Zu den Überlegungen geselle sich zudem der Aspekt der Flussvegetation: Ein ausgeprägtes, vielseitiges Leben befinden sich am und um das Ufer, Laich- wie Brutstätten seien in das Konzept einzubinden ebenso wie der Aspekt der Hochwassersicherheit und der Wasserqualität.

  • All diese Überlegungen sollen nun in das Gesamtkonzept rund um den Flussraum der Talfer und des Eisacks eingebunden werden, die „Quadratur des Kreises“ sei zu überwinden, um den Bürgerinnen und Bürgern „Erholungsraum zurückzugeben“, die Flüsse vermehrt den Bürgerinnen und Bürgern zu öffnen ohne den genannten Bereichen etwas wegzunehmen, dies sei das hehre Ziel. Sozusagen Erschaffung und Ausbau einer „Stadtoase“.

  • Bozen: Treffpunkt zweier Flüsse Foto: LPA/ Maja Clara
  • Hinter der Konzeptentwicklung stünden dabei mehrere Büros mit verschiedenen Schwerpunkten wie etwa Hochwassersicherheit, Vegetation, Fauna und eben auch die Freizeitnutzung. Bereits vorhandene Daten sollen als Grundbaustein dienen, um zwischen den diversen Bereichen auf einen gemeinsamen Nenner kommen zu können. In erster Linie solle für den urbanen Raum der Hochwasserschutz stehen, doch Ökologie, Naherholung und Freizeitraum sollen dabei nicht zu kurz kommen. Was dann tatsächlich möglich und umsetzbar sei, stehe sozusagen in den Sternen, aber in erster Instanz brauche es Studium und Diskussion der Experten, um überhaupt eine Bewertungsbasis und Diskussionsgrundlage zu schaffen.