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Eureka

In dieser Folge präsentieren wir das Kunstwerk von Masatoshi Noguchi, Teilnehmer und Gewinner der Open Call von BAW - Bolzano Art Weeks.
Masatoshi Noguchi
Foto: Fanny Fazekas
  • 2023 wird der Salto Artstore von der Arbeitsgruppe der BAW – Bolzano Art Weeks kuratiert. Die BAW ist ein im Netzwerk organisiertes Festival, das in Zusammenarbeit mit Institutionen, Vereinen, Kulturschaffenden und Künstler*innen aus der lokalen Szene und darüber hinaus realisiert wird. Bei seiner dritten Ausgabe im Herbst 2023 wurde ein Open Call für Künstler*innen ausgeschrieben. Neben Elisa Capellari, Dimitrii Khramov & Mariia Khramova, Caterina Nebl & Anna Marconi und Maria Walcher konnte durch das Gewinnen des Preises auch Masatoshi Noguchi ein neues Projekt umsetzen:

     

    Artstore: Warum bist du Künstler geworden? 

    Masatoshi Noguchi: Ich kann Kunst machen, ohne zu erwarten, dass ich dafür bezahlt werde; deshalb bin ich Künstler geworden. Jetzt, wo ich diese Frage auf einer Reise zur Besichtigung einigen Ausstellungen beantworte, wird mir klar, dass sich diese Eigenschaft seit meinen Teenagerjahren, als ich viel Zeit mit Kunstbüchern auf dem Boden der Schulbibliothek liegend verbrachte, nicht wirklich verändert hat. Es war eine organische Entwicklung. Meine andere Wahl wäre übrigens Mönch zu werden gewesen, anstatt Künstler.

     

    Was interessiert dich am Kunstmachen?

    Bevor ich mich für meinen Fachbereich an der Kunsthochschule entschied, war ich lange unschlüssig, ob ich Kurator oder Künstler werden sollte. Letztendlich war ich mehr daran interessiert, durch das Kunstmachen einen Dialog zu initiieren. 

    Außerdem habe ich oft das Gefühl, dass Aufwand, Forschung, Können, Wissen, Zeitaufwand oder Produktionskosten die kreativen Werke nicht wesentlich verändern, aber die Perspektive, die Haltung oder die Emotionen mich viel tiefer berühren. Das ist etwas, das sich der Logik entzieht und mich trotzdem interessiert. So etwa wie die Art und Weise, wie das Gefühl des Blues Gewicht bekommt und in Schönheit umgewandelt werden kann.


    Die Liebe hat dich nach Südtirol gebracht. Wie nimmst du die Kunstszene hier wahr?

    Als ich in Südtirol ankam, war ich überrascht von der Fülle an Kultur und der lebendigen Szene, wenn man die Größe des Landes bedenkt. Außerdem haben Personen, die ich in letzter Zeit in verschiedenen Städten getroffen habe, erwähnt, dass sie letzthin mehr über die Kunstszene in Südtirol gelesen oder gehört haben und eine stärkere Präsenz als früher wahrnehmen. Ich stimme dem zu, und wir können noch mehr tun.

     

    Du hast den BAW - Bolzano Art Week Open Call mit "Sanding memory" gewonnen und dann eine groß angelegte Installation bei Alma9 realisiert. Was genau hast du dort gezeigt? 

    Um eine Verwirrung zu vermeiden, möchte ich zuerst erklären, dass das Kunstwerk „Sanding memory“ und der Ausstellungstitel „Sanding memory“ unterschiedliche Bedeutungen haben. Das Kunstwerk „Sanding memory“ ist ein Werk, das mit einer bestimmten Art von Therapie, der so genannten Sandspieltherapie, zusammenhängt, die auf Carl Jungs Idee des kollektiven Unbewussten zurückgeht. Die Therapie bietet den Patienten die Möglichkeit, ihr eigenes Universum und ihre eigene Erzählung in dem vorgegebenen blauen Sandkasten zu erschaffen.

    Der Ausstellungstitel „Sanding memory“ bedeutet hingegen „Sanding (my) memory“, und das ist es, was ich bei der Vorbereitung der Ausstellung erlebt habe. Der Ausgangspunkt dieses Werks war die Vorstellung eines Labyrinths im eigenen Kopf, das man auch selbst gebaut hat. Der Schöpfer des Labyrinths verliert sich im eigenen Labyrinth. Diese Idee hat mein Interesse geweckt. 

    Die architektonischen Sandmodelle, wie eine Stadtmauer, Pyramiden und ein Turm (im Bau oder im Abriss), wurden gebaut, um Räume im eigenen Unterbewusstsein zu schaffen, die den Schöpfer selbst schützen, einschränken oder einsperren. In der Mitte der Architekturmodelle stand ein Sandkasten aus weißen Fliesen. Dies ist ein Sandkasten und gleichzeitig ein Brunnen für das Wasser, das den Sand formt.

     

    Wie beschreibst du die Erfahrung von "Sanding (your)memory"?

    Ich habe den Ausstellungsraum als einen unsichtbaren Keller betrachtet , in dem das Unterbewusstsein oder Menschen am Rande wohnen. „Liquid(flood upstairs)„ und „Liquid(source)“ sind Geldmünzen, die wie ein Fluss, der von oben in den Untergrund sickert. Die Serie „Atlas“ handelt hingegen von dem was den Boden und das horizontale Gleichgewicht hält.

    Durch das Arbeiten an der Ausstellung erkannte ich eineVerbindung zwischen meiner alten Praxis und der aktuellen. Meine alte Praxis war viel skulpturaler und beschäftigte sich mit dem Verborgenen, Unsichtbaren und Unzugänglichen im Kontext von Mythologien. Später war mein Fokus mehr auf Ermüdung, übersehene Anstrengungen und unsichtbare Menschen und Aktivitäten gerichtet. Es war ein sehr schöner Moment, in dem ich meine Arbeiten aus einer anderen Perspektive wiederfand und neu miteinander verknüpfte. Das Konzept des Unsichtbaren ging von der spirituellen Ebene zu den greifbaren Aspekten von mir und meiner Umgebung über.

     

    Im Zusammenhang der Ausstellung hast du auch "Eureka" geschaffen und ausgestellt. Woraus besteht das Werk und worum geht es darin?

    Reinigungssets kommen in meinen Werken relativ häufig vor und haben auch mit meiner eigenen Erfahrung als Arbeiter im Restaurant zu tun. Auch haben sie einen Blues-Charakter, der mich bei so vielen meiner Werke begleitet. 

    In der Arbeit „Eureka“ gibt es auch noch eine Anspielung auf ein paar andere Arbeiten von mir, bei denen ich mit der Weltkarte gearbeitet habe. Der Anblick auf einen Globus bringt Themen wie Machtgefälle, Handelsketten, Ressourcen, Kolonisation oder den globale Süden hervor und zeigt uns unsere eigene Verortung auf der Weltkarte. "Eureka" ist wie ein Geistesblitz aus dem Keller, der durch seinen eigenen Auftrieb aus dem Boden hervortritt. Eureka bedeutet "Ich habe es gefunden!"

     

    Was werden wir in Zukunft von dir sehen?

     

    Ich denke, dass die Entwicklung meiner Tochter (2 Jahre alt) mein Interesse an Pädagogik und Farben geweckt hat. Meine kontinuierliche Praxis mit organischem Material zu arbeiten, in Verbindung mit Pädagogik, sowie kulturellen und spirituellen Bedeutungen von Farben in verschiedenen Kulturen sind derzeit meine Interessen. Wie ich oben erklärt habe, könnten sie auch mit dem Thema der Unsichtbarkeit in Verbindung stehen.

  • Werkangaben

    Eureka Foto: Tiberio Sorvillo

    Künstler*in: Masatoshi Noguchi

    Titel des Werks: Eureka

    Jahr: 2023

    Material: leuchtender Globus, Kehrschaufel, Sand

    Dimension: 102x35x24 cm

    Auflage: 4+1

    Preis: 950 Euro + Mwst

  • SALTO hat mit dieser digitalen Galerie einen speziellen Raum für Künstler aus dem Euregio-Tirolo-Gebiet geschaffen.
    Die Kunstwerke werden exklusiv im Artstore von SALTO präsentiert.

    Artstore ist ein Projekt, das von der Kulturvereinigung BAU entwickelt wurde. Ab Januar 2023 liegt die Kuratorenschaft in den Händen von BAW - Bolzano Art Weeks. BAW ist ein Festival für zeitgenössische Kunst, das in einem Netzwerk mit Institutionen, Vereinen, Veranstaltern und Künstler*innen aus der lokalen, nationalen und internationalen Szene organisiert wird. In ihrer zweiten Ausgabe im Jahr 2022 fanden mehr als 150 Veranstaltungen in Galerien, Museen, Ateliers, unabhängigen, öffentlichen, privaten und temporären Räumen statt.

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    Foto: SALTO