ZH: Was passiert mit den Beschäftigten?
Die Spitze des Eisberges ist erreicht: So kommentiert Georg Plaickner von der Fachgewerkschaft FICLA des SGB/Cisl das nachweihnachtliche Erdbeben, das der Konkurs des Hochbauunternehmens ZH ausgelöst hat. Für den krisengeschüttelten Pusterer Betrieb, der seit acht Monaten Frühjahr um einen Ausgleich gekämpft hat, ist es in Tagen um Weihnachten Schlag auf Schlag gegangen: Zuerst der Ausschluss vom Auftrag für das zweite Baulos des Technologieparks, dann die am 27. Dezember veröffentlichte Entscheidung des Bozner Landesgerichts, den Ausgleichsantrag abzulehnen und somit den größten Konkurs in der Geschichte der Südtiroler Bauwirtschaft einzuleiten.
Während Geschäftsführer Werner Zimmerhofer angesichts des „völlig überraschenden Urteils“ noch offen lässt, ob das Unternehmen mit einem Rekurs gegen die Entscheidung des Gerichts vorgeht, haben bei den Gewerkschaften die arbeitsrechtlichen Schritte für die insgesamt noch rund 90 aktiven Beschäftigten sowie weitere 50 Arbeiter und Angestellte mit offenen Außenständen begonnen. „Angesichts der ständigen Feiertage läuft alles etwas mühsam an“, sagt Gewerkschafter Georg Plaickner. Dennoch haben es bereits am 30. Dezember ein Treffen mit dem Bologneser Professor Danilo Galletti gegeben, der den Konkurs gemeinsam mit dem Meraner Wirtschaftsberater Paolo Stocker sowie dem Mailänder Carlo Pagliughi abwickeln soll. „Es liegen verschiedene Varianten auf dem Tisch“, sagt Plaickner. Was genau für die Beschäftigten getan werden kann, will er jedoch erst bekanntgeben, wen eine Entscheidung für eine der Möglichkeiten gefallen ist. Das könnte laut Plaickner bereits in der ersten Hälfe der kommenden Woche geschehen.
Ob der Konkurs der einstigen Nummer Eins in Südtirols Baubranche nun einen Domino-Effekt auslösen wird, ist für den Gewerkschafter schwer abzuschätzen. Klar ist, dass bei Außenständen von 70 bis 80 Millionen Euro auch zahlreiche heimische Bauunternehmen betroffen sind. LVH-Präsident Gert Lanz geht in einem Interview mit der Südtiroler Tageszeitung davon aus, dass diese nun „mehr oder weniger mit leeren Händen dastehen werden“. Allerdings wären bereits die im Sanierungsplan angesetzten Beträge sehr niedrig angesetzt gewesen, so Lanz, der kritisiert, dass nach acht Monaten „Zeitvergeudung“ nun wieder bei Null angefangen werden muss. Doch auch unabhängig von den Entwicklungen des ZH hält der Aderlass in der Branche angesichts der seit Jahren andauernden Krise an. Denn parallel zum Großbetrieb würde zahlreiche kleine Betriebe ihre Tätigkeit aufgeben, sagt Gewerkschafter Plaickner. „Erst am 31. Dezember hat in Bruneck ein Betrieb mit acht Beschäftigten zusperren müssen.“ Doch was bei der ZH für breite Schlagzeilen sorgt, spiele sich bei kleinen Betrieben weitgehend jenseits der Öffentlichkeit ab.