Wechselspannung

Andrea Lanzingher ist der Superstar. Der perfekt zweisprachige Bozner ist seit 1. August 2008 Generaldirektor der „Etschwerke Trading GmbH“. Lanzingher war in den letzten Jahren derjenige, der das Geschäftsergebnis der „Etschwerke AG“ ordentlich nach oben schraubte.
Im Stromhandel hatte der findige Manager eine gesetzliche Lücke gefunden und verschafft dem kommunalen Strombetreiber damit an der Strombörse Millionengewinne. Inzwischen hat die staatliche Regulierungsbehörde diesem Handel zwar einen Riegel vorgeschoben, dennoch läuft das Handelsgeschäft für die Etschwerke immer noch sehr gut.
Andrea Lanzingher lässt sich seine Arbeit auch ordentlich entlohnen. Innerhalb von drei Jahren hat sich sein Gehalt fast verdoppelt. 2012 kassierte der Etschwerke-Trading-Geschäftsführer ein Jahresbrutto-Gehalt von 133.440 Euro. Ein Jahr später stieg die Entschädigung auf 191.353,31 Euro. Im abgelaufenen Jahr 2014 schnellte Lanzinghers Gehalt sogar auf 226.172,55 Euro.
Der Direktor der Etschwerke-Tochter gehört damit nicht nur zu den Südtiroler Spitzenverdienern, sondern er verdient auch mehr als der Finanzdirektor und der technische Direktor der gesamten SEL-Holding zusammen.
Etschwerke-Trading-Chef Andrea Lanzingher: Verdient fast das Doppelte des SEL-Generaldirektors.
Auch in der Landesenergiegesellschaft hatten einige Führungskräfte jahrelang äußerst gut verdient. SEL-Generaldirektor Maximilian Rainer bekam vor seinem tiefen Fall rund 245.000 Euro im Jahr.
Nach dem SEL-Skandal schraubte man die Entschädigungen aber deutlich zurück. SEL-Generaldirektor Alberto Stuflesser verdiente im vergangenen Jahr 131.673,18 Euro. Das ist mehr oder weniger die Hälfte dessen, was der Generaldirektor der Etschwerke AG bekommt. Bereits 2012 erhielt Siegfried Tutzer 234.510 Euro. Danach gab es in der Bozner Zwölfmalgreinerstraße keinen Direktor mehr, der ein ganzes Jahr blieb. 2013 wechselten sich Tutzer und Nicolo Calabrò ab. Die beiden Direktoren zusammen bekamen 269.848.53 Euro. Im vergangenen Jahr blieb Calabrò nur bis November. Dann wechselte er zur Südtiroler Sparkasse. Seine Entschädigung für knapp elf Monate: 222.507,99 Euro.
Es ist kein Zufall, sondern eine Konstante: Die Führungskräfte der Etschwerke verdienen das Doppelte ihrer Kollegen in der SEL AG.
Der Finanzdirektor der SEL, Paolo Vanoni, erhielt 2013 ein Brutto-Jahresgehalt von 98.789,93 Euro. Im abgelaufenen Geschäftsjahr waren es dann 116.977,09 Euro. Wenn man bedenkt, dass Vanoni einer der Hauptakteure beim Rückkauf des 40-Prozent-Enelanteile an der „SE Hydropower“ war, dann dürfte das Gehalt mehr als gut angelegt sein.
Sergio Marchiori, Technischer Direktor der Sparte Thermische Energie verdient bei der SEL 2014 107.444,19 Euro. Der Einzige im SEL-Führungskader, der ein etwas höheres Gehalt hat, ist Luis Amort. Der Generaldirektor der „SELnet GmbH“ erhielt 2014 ein Jahresgehalt 166.963,57 Euro.
Aber auch hier zeigt der Vergleich, wie luxuriös die Gehälter des Führungskaders bei den Etschwerken ausfallen.
Sein gleichrangiges Gegenüber ist Andreas Bordonetti, Generaldirektor der „Etschwerke Netz AG“. Bordonetti bekam bereits 2012 ein Jahresgehalt von 171.082 Euro, 2013 waren es dann 194.006,60 Euro und im abgelaufenen Jahr kletterte sein Gehalt auf 226.172,55 Euro.
Zwei SystemeAuffallend ist, dass bei allen Führungskräften der Etschwerke die Entschädigung in den vergangenen Jahren rapide angestiegen ist. Das liegt auch am System. Denn die Etschwerke-Spitzen erhalten ein Grundgehalt und zusätzlich eine variable Vergütung, die sich am Geschäftsergebnis orientiert.
In der SEL hingegen gibt es solche variablen Gehaltsfaktoren nicht mehr.
Mit der Fusion zwischen SEL und Etschwerken gilt es jetzt diese beiden Gehaltsschemen auszubalancieren.
Wie viel werden die Direktoren in der neuen gemeinsamen Stromgesellschaft verdienen? Wird die Richtschnur die SEL oder die Etschwerke AG sein?
Das Organigramm wurde betriebsintern bereits vorgestellt. Noch ohne Namen. Eine Frage ist: Wie viel werden die Direktoren in der neuen gemeinsamen Stromgesellschaft verdienen? Wird die Richtschnur die SEL oder die Etschwerk AG sein?
Weil die neue Gesellschaft weit größer als die SEL heute sein wird, dürften die Entschädigungen angehoben werden. Doch in die Gehaltsstufe der Etschwerke will man dabei nicht kommen.
Das heißt aber auch: Bleibt Andrea Lanzingher in der neuen Gesellschaft für den Stromhandel zuständig, könnte es sein, dass er in Zukunft weniger Gehalt bekommt.