Cultura | Salto Weekend

Fotografie und Lyrik

Neun Fotografinnen und Fotografen sowie eine Autorin präsentieren in "andernorts altrove" Sprachbilder und Bildsprachen. Am Montag wird die Ausstellung in Bozen eröffnet.
margit_santer
Foto: Margit Santer

Andernorts kann eine Grenze, aber auch ein Übergang sein. Andernorts ist nicht immer weit entfernt, sondern manchmal gerade jetzt in der Gestimmtheit unseres Gegenübers zu finden.


Jenseits der Grenze spielen sich vielschichtige Szenarien ab, hierzulande und in der Fremde. Es gelten dort andere, neue Maßstäbe. Dass andernorts mitten im Leben ist und nicht nur an deren Rändern, dass es manchmal auch im eigenen Dasein, mitten in der eigenen innerpsychischen Wirklichkeit zu finden ist, darüber will die Ausstellung fotografisch und poetisch philosophieren.  


Es sind neu zu erschließende Orte mit all ihren Möglichkeiten und zu entdeckenden Eigenheiten. Es sind Räume, die wir nur zeitweise bewohnen, wo das Fremdheitsgefühl niemals weichen mag.


Es ist das Wasser, das keinen Anfang und kein Ende erkennen lässt und der Nebel, der unsere Sicht auf die Welt begrenzt. Es ist die transparente Folie, die sich wie ein Hauch um die Körper legt, unsere Sinne trügt, das Draußen und Drinnen verwirrt. 


Es ist die massive Betonwand, das Dunkelgrün einer Thuja Front vor dem Einfamilienhaus.  Es sind Menschen, die sich verbergen und verhüllen, Kapuzen über ihre Köpfe stülpen.


Es ist auch die sich entziehende und neu konstruierte Erinnerung an einen Menschen, der Vater einer fernen Kindheit. 


Und es ist der Stacheldraht, die Überwachungskamera, die unsichtbare Schusslinie zwischen Konsumwelt und Armut, die Zeitbombe einer Naturkatastrophe und schließlich ist es der Stein, der unser Leben endgültig begrenzt.


andernorts raucht es
warm aus kaminen der
wind drückt den rauch
schürt feuer im haus
der liebe komm nur
fremder nimm platz es
geschieht dir nichts

sind immer nur
flüchtige orte ein
zeitsturm verweht
und alles mit uns
geht aufwärts und
abwärts im
rhythmus bleibt nur
der herzschlag so
lange

Erika Wimmer Mazohl

 


Das Thema der beteiligten Künstlerinnen und Künstler ist ein schwebendes, ein mit Wörtern nicht ganz zu fassendes. Es ist dort und es ist hier, draußen und drinnen. Weit weg und ganz nah. Es lässt das menschliche Dilemma ahnen, das mit unserer Identität verbunden ist, die eine Grenze braucht, um ICH sagen zu können und Grenzen öffnen muss, um DU sagen zu können.

 

posti sono
impervi quasi
accollati complesso
epidermico stato teso
legato stretto come
la corda al capretto
pozzo il secchio
pieno di nervi
in cerca di aria

prelevato
dalle stelle
dal buio dell'universo
la cosa il fuso
rame inciso e solo
un paio di monete
tutto plana precipita
eppure
si rialza

Erika Wimmer Mazohl