Cultura | Neue Musik

Der lebendige Ausdruck der Gegenwart

Die Cellistin Valerie Fritz und die Pianistin Nina Gurol sind zwei außergewöhnliche Künstlerinnen. Demnächst gastieren sie in Südtirol. Ein Gespräch mit der Cellistin.
Valerie Fritz , cello
Foto: Dino Bossnini
  • SALTO: Sie wurden zum Rising Star 2025/2026 der European Concert Hall Organisation (ECHO) gewählt. Ehre und Verantwortung?

    Valerie Fritz: Beides in großem Maße und außerdem auch viel Arbeit! Insgesamt werde ich 18 Konzerte in 18 verschiedenen europäischen Konzerthäusern geben. Die Programme und meine Kammermusikpartner*innen darf ich dabei frei wählen. 

    Auf Ihrer Webseite steht nachzulesen: „Ich möchte nicht sagen, dass ein Konzert ‚berühren‘ soll, das klingt mir zu romantisch, aber ich will, dass das Publikum anders rausgeht, als es reingegangen ist.” Können Sie uns mehr darüber erzählen?

    Die Gründe, warum Menschen ins Konzert gehen, sind sehr individuell. Manche wollen sich zurücklehnen und berieselt werden, andere wollen etwas Neues erleben und wieder andere wollen sich vielleicht kritisch mit der Musik und ihren Interpret*innen auseinandersetzen. Egal, wonach gesucht wird, niemand will gleichgültig aus einem Konzert hinausgehen. Es soll irgendeine Art von Transformation stattfinden. 
     

    Ich habe das Glück, seit ein paar Monaten auf einem alten italienischen Instrument spielen zu dürfen.

  • Valerie Fritz: Bereits in ihrer Kindheit in Tirol kam die junge Musikerin mit zeitgenössischer Musik und erweiterten Spieltechniken in Berührung und entdeckte eine Leidenschaft für performative Werke, die über das reine Cellospielen hinausgehen. Foto: Dino Bossnini
  • Können Sie uns etwas über die Geschichte – oder die Eigenschaften und  Besonderheiten – Ihres Instruments erzählen?

    Ich habe das Glück, seit ein paar Monaten auf einem alten italienischen Instrument spielen zu dürfen. Es dauert eine ganze Weile, bis man sich auf ein neues Cello eingestellt hat und wir lernen uns immer noch kennen. Leider weiß ich nicht besonders viel über die Geschichte dieses Instruments, aber beim Spielen spüre ich ganz deutlich, wie viel Information im Holz und seinem Klang gespeichert sind. 

    In Eppan werden Sie im Duo mit Nina Gurol spielen. Werke von Claude Debussy, York Höller (*1944), Peter Eötvös (1944-2024) Rebecca Clarke (1886-1979) stehen auf dem Programm. Was ist der rote Faden, der sich durch den Abend ziehen wird?

    Dieses Programm werden wir Mitte April im Bayrischen Rundfunk aufnehmen und im Herbst als CD beim Label NEOS veröffentlichen. Den Anstoß dafür gab der Komponist York Höller, der sich von Nina Gurol und mir eine Ersteinspielung seines Duos gewünscht hat. Er sieht in seiner Musik viele Bezüge zum Impressionismus, daher die Kombination mit Debussy und Rebecca Clarke. 

  • Nina Gurol: In langjähriger Zusammenarbeit mit dem Komponisten York Höller brachte sie zahlreiche Werke zur Uraufführung und kuratiert ihre Programme seither in einem durchdachten Zusammenspiel von klassischem bis zeitgenössischem Repertoire. Foto: Verena Bruening
  • Ist Ihnen während oder am Rande eines Ihrer Konzerte eine lustige oder tragikomische Begebenheit passiert, über die Sie heute noch lächeln?

    Einmal sagte eine ältere Dame nach einem Konzert, in dem ich viel moderne Musik mit erweiterten Spieltechniken aufgeführt habe, zu mir: „Sie sollten nicht so mit Ihrem Instrument umgehen. Das ist ja, als würden Sie einen jungen Hund verprügeln!“ 

    Stimmen Sie mit Dostojewski überein, dass „die Schönheit die Welt retten wird“?

    Ich weiß nicht, in welchem Kontext Dostojewski das gesagt hat, aber ich denke, man sollte Musik nicht auf Schönheit reduzieren. Nikolaus Harnoncourt sagt über Musik, sie sei der lebendige Ausdruck der Gegenwart, aus genau diesem Grund fühle ich mich auch der zeitgenössischen Musik so nahe. Sie spricht oftmals mehr zu mir als klassische Werke, deren Entstehungszeit ich nur studieren, aber nicht nachempfinden kann. 

  • Valerie Fritz: Die österreichische Cellistin erforscht ihr Instrument von Elektronik bis Darmsaiten, in zeitgenössischer wie klassischer Musik. Foto: Dino Bossnini
  • Valerie Fritz & Nina Gurol

    Am Donnerstag 10.04.2025 – 20.00 Uhr
    Violoncello & Klavier
    mit Werken von: Eötvös, Clarke, Debussy, Höller
    Ansitz Zinnenberg, Berg / Eppan
    Kein Parkplatz vor Ort, kostenloser Shuttledienst ab 19.20 Uhr vom Tetterparkplatz (hinter der Bushaltestelle)
    Im Rahmen von: KulturKontakt Eppan

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