Was ist Scheiße wert?
Es ist eines der letzten Tabuthemen der westlichen Gesellschaft: das stille Örtchen und was darauf vorgeht. “Heilige Scheiße!”, mag sich nun manch einer denken und fragen: Warum über das tägliche Geschäft reden? Johanna Perret weiß, weshalb: “Unser Kot hat Superkräfte, aber kaum jemand weiß davon und durch die Tabuisierung ist es schwer, das Thema anzusprechen.” Perret stieß bei der Recherche für ihre Masterarbeit im Studiengang Ökosoziales Design an der Uni Bozen stieß auf das Thema, aus dem das Projekt “Holy Shit – auf ein Wörtchen über das stille Örtchen” entstand – ein Projekt “über das versteckte Potenzial hinter einem Thema, das normalerweise nur schwer an die Öffentlichkeit dringt: Unsere Scheiße hat Superkräfte. Denn in unseren Fäkalien steckt mehr, als die Meisten vermuten würden”. Und zwar? “Neben der Energiegewinnung oder medizinischen Erkenntnissen”, so Perret, “ist es vor allem das Nährstoff-Recycling, das innerhalb eines geschlossenen Ressourcen-Kreislaufs Probleme unserer Zeit lösen kann: Wasserverschwendung und -verschmutzung, die Degradation der Böden oder schwindende natürliche Phosphor-Vorräte sind eng mit der Tabuisierung rund um unseren Stuhlgang verbinden”.
Wie aber nun das Ganze an die Öffentlichkeit herantragen? Wie kommuniziert man Scheiße? Darüber hat sich Johanna Perret gemeinsam mit lokalen Partnern Gedanken gemacht und die Sozialgenossenschaft blufink und den Rittner Holzspezialisten Lobis Elements für ihr Projekt “Holy Shit” gewinnen können.
Wie genau diese Themen adressiert werden können und welches ökonomische, ökologische und soziale Potenzial hinter alternativen Sanitärlösungen steckt (auch und vor allem für Südtirol) ist in einer Pop-Up-Ausstellung zu sehen, die noch bis zum 13. November in der Gärtnerei Schullian läuft. “Zu sehen und auch zu benutzen ist ein mobiles Kompostklo – eine Toilette, die als nachhaltige Alternative zum Chemieklo für den temporären Einsatz auf Events konzipiert ist und die gleichzeitig das Thema anschaulich vermittelt”, heißt es in einer Aussendung.
Ursprünglich war die Ausstellung nur bis 4. November geplant gewesen, doch aufgrund der positiven Reaktionen – auch im Rahmen eines Going Together mit Vertretern aus Politik, Forschung, Vereinen und Veranstaltungsplanung, das vergangenen Samstag stattfand – hat man beschlossen, sie um eine Woche zu verlängern. Anschließend wird der Prototyp der alternativen Toilette im Steghof in Naturns zu sehen und zu benutzen sein. Vom 17. bis 19. November – dem World Toilet Day.