Cultura | Bibliophile Fragen

„Grausame Waffen“

Kabarettist und Schauspieler Lukas Lobis spielt im Stück "Ein Hund kam in die Küche" von Sepp Mall. Und er hat die "immer gleichen Fragen" beantwortet.
Lukas Lobis
Foto: Arno Dejaco
  • SALTO: Welches Buch hat Sie in Ihrer Kindheit nachhaltiger geprägt, als Sie damals je geglaubt hätten?

    Lukas Lobis: Ich habe mit großer Vorliebe Detektivserien gelesen: Die schwarze 7, die fünf Freunde. Und da waren ja auch die ganzen Karl May Romane, Pflichtlektüre in den 70ern. Was aber hat mich geprägt? Ach ja! Ephraim Kishon, ganz klar. Den haben wir in der Mittelschulbibliothek entdeckt und dann haben wir so eine Art “Kishon Club” gegründet. Daher wohl auch mein unbändiger Drang zur Satire. Kishon hab ich geliebt…

    Welcher letzte Satz eines Romans ist und bleibt für Sie ganz großes Kopfkino? 

    Oh… Bevor ich jetzt anfange überall herumzublättern und letzte Sätze suche, die irgendwie originell klingen, konzentiere ich mich lieber auf letztens Gelesenes. Da fällt mir Robert Palfrader ein, sein letzter (Ab)Satz aus “Ein paar Leben später”: 
    “Dein Großvater hat nur zwei Fehler in seinem Leben gemacht”, sagte die jüngste Schwester vom Franz ein paar Leben später einem seiner Enkel. (Anm: Robert himself) “Der erste Fehler war: Er ist aus St. Vigil weggegangen. Und der zweite: Er ist nicht zurückgekommen.” “Ja”, dachte der Enkel, “aber wär er zurückgegangen, gäb’s mich halt nicht. Ich bin also das Ergebnis einer Fehlentscheidung. Auch nicht angenehm, das zu wissen.” Gesagt hat er aber nichts.
     

    Deshalb bin ich über die Jahre ja auch zum Feministen geworden.

  • Premiere am 3. Mai: Lukas Lobis ist im Stück "Ein Hund kam in die Küche" bei den Vereinigten Bühnen Bozen zu sehen. Es feiert am heutigen 3. Mai Premiere. Foto: silbersalz.photo

    Reimen ist doof, Schleimen ist noch doofer… Auf welches – anscheinend gute – Buch konnten Sie sich nie wirklich einen Reim machen?

    Es gab in meinem Leben eine Phase da hab ich so Sachen wie “Konsalik” oder “Johannes Mario Simmel” gelesen. Verschlungen, eher. Das tut nachträglich noch etwas weh. Aber ich versuche schon seit langem Musils “Mann ohne Eigenschaften” zu lesen und schaffe es nicht – und das ist ja wirklich ein gutes Buch, aber ich komm nicht durch. Eines Tages werde ich es wieder zur Hand nehmen und dann zieh ich es durch. Versprochen…

    Ein Fall für Commissario Vernatschio. Wie erklären Sie einem Außerirdischen die geheimnisvolle Banalität von Lokalkrimis?

    Ich finde Außerirdische hätten schon genug Verstörendes zu verdauen. Da muss man sie nicht noch zusätzlich belasten. Außer sie sind uns Irdischen nicht gut gesinnt – da ist man dann froh, wenn man solch grausame Waffen zur Hand hat.

    Gewichtig! Welchen Buch-Tipps schenken Sie noch uneingeschränkt Vertrauen?

    Denen meiner Frau. Deshalb bin ich über die Jahre ja auch zum Feministen geworden.

    Was für ein Fehlschlag! Welches Buch würden Sie auf einer einsamen Insel zurücklassen?

    Keinen Fehlschlag, dann schon eher ein Buch, dass einen später dort gestrandeten Schiffbrüchigen über lange Zeit beschäftigt. Robert Musils Mann ohne Eigenschaften wär ein heißer Tipp.

    Das Rauschen des Blätterns. Welches Buch würden Sie auf keinen Fall am E-Book-Reader lesen?

    Ich glaube man kann grundsätzlich jedes Buch auf einem E-Book-Reader lesen. Die Frage ist, ob man das will?

    Welches Buch zu Südtirol oder eines/einer Autors/Autorin aus Südtirol würden Sie unbedingt weiterempfehlen?

    Aus gegebenen Anlass: Sepp Mall, Ein Hund kam in die Küche. Dann Robert Palfrader, Ein paar Leben später und last but not least: Francesca Melandri, Eva dorme.

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