Appell für den freien Sonntag
Einstimmig wurde der Antrag des Freiheitlichen Pius Leitner im Landtag angenommen: Die Sonntags- und Feiertagsruhe sollte grundsätzlich geschützt werden und Feiertagsarbeit als Ausnahme betrachtet werden. Ein entsprechender Begehrensantrag geht nun an die Parlamente in Rom und in Brüssel. "Die Situation wird immer schlimmer," meint Veronika Stirner von der SVP-Fraktion, immer mehr Leute würden am Sonntag einkaufen. Abgesehen von der Mehrbelastung für die Mitarbeiter müsse man auch berücksichtigen, dass die Familie eine Ruhepause brauche. Die Landesregierung sollte sich in Rom einsetzen, um die Zuständigkeit für diesen Bereich zu erhalten. Ähnlich die Meinung von Parteikollege Dieter Steger: Die Sonntagsarbeit im Tourismus und in der Landwirtschaft sei traditionell begründet, im Einzelhandel jedoch müsse man den Liberalisierungstendenzen einen Riegel vorschieben.
Fast alle seien nun für den freien Sonntag, gleichzeitig seien Schlupflöcher in die Raumordnung geschlagen worden, um Benko Raum zu geben, und der Weihnachtsmarkt verlängert worden, der die Stadt ruiniere.
In der Landtagsdebatte um den freien Sonntag ging es um die Notwendigkeit der außertourlichen Arbeit bzw. die veränderten Konsumgewohnheiten. Viele Familien würden den Sonntag für den Einkauf benutzen, stellte Andreas Pöder von der BürgerUnion fest. Hier sei auch eine bestimmte Erziehungsarbeit nötig. Auch das deutsche Bundesverwaltungsgericht habe jüngst den freien Sonntag verteidigt. Als "oft sinnlosen Zeitvertreib" stellt die Freiheitliche Tamara Oberhofer den Sonntagseinkauf hin. Ein Ruhetag stehe auch am Anfang der Schöpfungsgeschichte, bemerkte Brigitte Foppa von den Grünen, ein ähnliches Ritual finde man aber in allen Kulturen, weil es einfach der menschlichen Natur folge. Sie kritisierte jene Abgeordneten, die sich für Shoppingzentren einsetzten und nun den Sonntag retten wollten.
Wasser predigen und Wein trinken: Maria Hochgruber Kuenzer berichtete von einem Großbetrieb, der zuerst die Sonntagsarbeit eingeführt habe und dann doch viele Mitarbeiter in die Lohnausgleichskasse überstellt habe. In Deutschland seien die Läden feiertags geschlossen, in Südtirol wolle man sie öffnen, aber dafür werde man einen Preis bezahlen müssen. Alessandro Urzì von Alto Adige nel cuore sprach sich gegen den Antrag aus. In seinem Beruf habe er an vielen Feiertagen gearbeitet. Die Gesellschaft ändere sich, man dürfe das Thema nicht mit Nostalgie angehen. Besonders in Zeiten der Wirtschaftskrise müsse man andere Ansätze zulassen und den Betrieben nicht Schranken aufzwingen. Im Journalismus, auf den Urzì sich beziehe, sei Feiertagsarbeit notwendig, bemerkte Riccardo Dello Sbarba, aber hier gehe es vor allem um den Handel. Derzeit gebe es einen Trend, die Menschen nur mehr als Konsumenten zu sehen, und dagegen müsse man ankämpfen. Man sollte in dieser Frage ehrlicher sein. Fast alle seien nun für den freien Sonntag, gleichzeitig seien Schlupflöcher in die Raumordnung geschlagen worden, um Benko Raum zu geben, und der Weihnachtsmarkt verlängert worden, der die Stadt ruiniere.
Die Privatinitiative für die Gestaltung von Flächen gebe es in vielen Ländern, antwortete Landeshauptmann Arno Kompatscher auf den Vorwurf von Dello Sbarba. Es sei immer noch die Stadt, die letztlich entscheide. Die EU respektiere derzeit die Sonntagsruhe sehr wohl, und viele EU-Staaten würden diese vorsehen. Die derzeitige Situation gehe auf die Liberalisierung von Monti zurück. Das Land habe sich immer wieder dagegen gewehrt. Kompatscher schlug eine Änderung des Antrags vor: Man dürfe sich nicht auf den Handel beschränken, manche Menschen müssten sonntags Arbeiten, und diese seien besser zu schützen.
Pius Leitner zeigte sich mit den Präzisierungen einverstanden. Das Argument der Nachfrage treffe nicht ganz; wenn man wisse, dass am Sonntag geschlossen sei, kaufe man vorher ein. Ein Einkaufszentrum bedeute nicht automatisch Sonntagsöffnung. In diesem Zusammenhang spiele auch die Einwanderung eine Rolle; die Einwanderer hätten eine andere Einstellung zum Sonntag. Der Antrag wurde mehrheitlich genehmigt.