Politica | Bozen

“Eine reine Erfindung”

Christoph Baur dementiert, dass er als Vizebürgermeister und Stadtrat zurücktreten wird. Er vermutet hinter der Nachricht die “Enttäuschung gewisser Journalisten”.

Bekommt Bozen einen neuen Vizebürgermeister und einen neuen Stadtrat für Urbanistik? Glaubt man dem Bericht, den die Tageszeitung Alto Adige am Freitag (5. August) auf Seite 18 veröffentlicht, gibt es innerhalb der SVP einen Plan, Christoph Baur in Kürze zu ersetzen. Der SVP-Vizebürgermeister soll zurücktreten, sein Amt als Urbanistikstadtrat an Werner Frick, der seit Kurzem als Baurs Sekretär tätig ist, abgeben und den Vizebürgermeisterposten an Luis Walcher übergeben. Die Gründe dafür sollen in der ungeduldigen und unberechenbaren Natur des aktuellen Vizebürgermeisters zu finden sein. So die Informationen, die der Autor des Artikels, Paolo Campostrini, von einem “bestens informierten” SVP-Exponenten erhalten haben will. “Ein Gerücht”, an dem nichts dran sei, heißt es aus der SVP. “Alles Blödsinn”, sagt Christoph Baur.

salto.bz: Herr Baur, im Alto Adige wird heute über einen möglichen Rücktritt Ihrerseits berichtet…
Christoph Baur: Das, was im Alto Adige steht, habe ich noch nicht gelesen, habe es aber im Radio gehört. Keine Ahnung, wie das zustande kommt.

Bestätigen Sie, dass Ihr Rücktritt im Raum steht?
Selbstverständlich nicht. Das ist eine reine Erfindung.

Haben Sie einen Verdacht, wer die Nachricht in Umlauf gebracht hat? Und warum?
Mich würde es freuen, wenn Sie den Herrn Campostrini anrufen könnten und draufkommen würden, wer das ist.

Sie haben keine Ahnung?
Nein. Wissen Sie, ich habe auch relativ wenig Zeit und ehrlich gesagt auch wenig Lust über Interna der Partei zu sprechen.

Machen Sie Ihre Arbeit als Politik-Neuling, der es gleich zum Vizebürgermeister geschafft hat, gerne?
Sie gefällt mir sehr gut.

Keinerlei Enttäuschungen wie sie im Alto Adige vermutet werden?
Ich befürchte eher, dass bestimmte Journalisten enttäuscht sind. Weil sie gesehen haben, dass ich das, was ich angekündigt habe, auch wahr mache.

Was da wäre?
Dass ich nicht weiß Gott welche Interna ausplaudere. Ich habe im Gemeinderat öffentlich erklärt, dass ich zu bestimmten Akten von Privaten, die auf meinem Tisch liegen, nichts sage bevor nicht der Private selbst eine Mitteilung bekommen hat.

Von welchen Akten sprechen Sie?
Von Bauakten. Da habe ich mich verpflichtet, auch der Presse gegenüber nichts zu sagen. Der Bürger, der einen Antrag stellt, soll die Antwort zuerst von der Behörde bekommen bevor er davon in der Zeitung liest. Transparenz, wie sie auch im Ethikkodex festgehalten ist, den ich unterschrieben habe – weil ich ihn wichtig finde –, ist kein absoluter Wert. Sondern es gibt auch das Recht des Bürgers auf Vertraulichkeit.

Das scheint einigen zu missfallen…
Ich habe das durchgezogen und werde es auch weiterhin durchziehen. Auch wenn es unter den Journalisten auf Unverständnis stößt. Ich habe sicher kein Interesse daran, bei gewissen Spielchen mitzuspielen.

Inzwischen hat auch Christoph Baurs Partei reagiert. Der Fraktionssprecher der SVP im Bozner Gemeinderat, Sebastian Seehauser meldet sich am Freitag Vormittag mit folgenden Worten zu Wort: “Der Sommer ist heiß und scheint einige Märchen zu produzieren. In Wahrheit arbeiten wir als SVP-Fraktion wunderbar zusammen und haben noch viel vor. Daher wird sich in der SVP-Konstellation im Gemeinderat ganz sicher nichts ändern. Christoph Baur ist unser Vize-Bürgermeister und wird es auch bleiben.