Politica | Urteil

“Absolut pietätlos”

Für seine Freude über den Tod von Diego Moltrer ist Enrico Rizzi zu einer Geldstrafe verurteilt worden. “Da gibt es im Grunde nichts mehr zu sagen”, meint Thomas Widmann.
Thomas Widmann
Foto: Facebook/Thomas Widmann

Seine Freude über den Tod des damaligen Regionalratspräsidenten Diego Moltrer kommt Enrico Rizzi teuer zu stehen. 2 Monate Haft auf Bewährung und 34.000 Euro Geldstrafe lautet das Urteil, das die Trentiner Richterin Greta Mancini Ende vergangener Woche gefällt hat.

Am 17. November 2014 war der leidenschaftliche Jäger Moltrer bei einem Jagdausflug ums Leben gekommen, er erlitt einen Herzinfarkt. Es dauerte nur wenige Minuten bis sich nach dem Bekanntwerden von Moltrers Tod Enrico Rizzi auf Facebook zu Wort meldete. “Frevler, jetzt weißt du, wie sich sterben anfühlt”, schrieb der heute 27-jährige Rizzi. Einige Tage später legte der Präsident der Europäischen Tierschutzpartei noch einen Scheit nach: “So wie ich froh bin, sind auch andere Menschen froh: Für mich ist ein Jäger gestorben”, sagte Rizzi in einem Radio-Interview und erntete in den sozialen Netzwerken viel Zustimmung – zum Entsetzen der Trauerfamilie und auch der Institutionen. “Diese Äußerungen waren absolut pietätlos”, sagt der jetzige Präsident des Regionalrates Thomas Widmann heute. “Es ist egal, ob man einen Politiker mag oder nicht, Rizzis Worte nach dem Tod eines Menschen, der darüber hinaus auch noch ein institutionelles Amt bekleidet, zeugten weder von Stil noch von einer guten Kinderstube.”

Man mag zur Jagd stehen, wie man will, aber “beleidigende Slogans und Worte im Netz”, die nur dazu dienten, “kurz Berühmtheit zu erlangen oder seinen Groll loszuwerden”, waren dem Regionalratspräsidium bereits 2014 zu viel. Man ließ wissen, dass man sämtliche rechtlichen Möglichkeiten prüfen wolle um all jene zu belangen, “die schwerwiegende Äußerungen über Diego Moltrer getätigt haben”. Der Trentiner Senator Franco Panizza kündigte an, Strafanzeige gegen Rizzi stellen zu wollen. Die Familie des Verstorbenen ließ sich als Nebenkläger in das Verfahren ein. Am 3. Februar fiel dann das Urteil: Je 6.000 Euro muss Enrico Rizzi an die drei Kinder von Moltrer sowie an die Witwe zahlen, jeweils 5.000 Euro an seine Mutter und Schwester. Dazu kommen zwei Monate Haft, die zur Bewährung ausgeschrieben wurden.

“Ich bin froh, dass die Gerichtsbarkeit so geurteilt hat”, kommentiert Widmann. Kritik an den Institutionen und Dialektik seien sehr wohl willkommen, “denn die Meinungsfreiheit gilt für alle”, betont Widmann. “Aber wenn, dann in gutem Ton und nicht mit Hieben unter die Gürtellinie.” Wer nun aber denkt, dass sich Rizzi geläutert zeigt, irrt. Erneut über Facebook wendet sich der in Trapani, Sizilien, wohnhafte Tierschutzaktivist am vergangenen Freitag an die Öffentlichkeit. Er habe sich an Justiziminister Andrea Orlando gewandt und “eine umgehende Prüfung des Urteilsspruchs, der gegen mich gefällt wurde, gefordert”, berichtet Rizzi. Und weiter: “Vergognoso. Ma non finisce qui, vi assicuro che presto questa storia arriverà anche in Parlamento.” Von Läuterung oder gar Reue keine Spur. “Das muss man schon gar nicht mehr kommentieren”, meint Thomas Wimdann kühl.

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Mensch Ärgerdi… Gio, 02/09/2017 - 12:12

Der Justizminister wird etwas zu lachen haben, für Urteile ist er nämlich genau soviel zuständig wie die Post für Brieftauben. Kann Rizzi nicht einfach Rekurs einlegen wie jeder normale Mensch auch? Sogar im Parlament soll über seinen Fall gesprochen werden, wer vertritt ihn da?

Gio, 02/09/2017 - 12:12 Collegamento permanente