Politica | Strommarkt

Energiekrise in Italien vorerst zu Ende

Da die Gasspeicher zu 82 Prozent gefüllt sind, soll die Stromerzeugung aus Kohle und Mineralöl heruntergefahren werden. Das teilte Umweltminister Pichetto Fratin mit.
Die Energiekrise scheint in Italien vorläufig zu Ende zu sein. Die Stromerzeugung aus Kohle und Mineralöl soll zugunsten der erneuerbaren Energien heruntergefahren werden. Das hat Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin gestern (5. Juli) mitgeteilt. Er habe die wichtigsten Betreiber und Behörden angewiesen, die Stromerzeugung aus Mineralöl und die Produktion im Kohlekraftwerk Monfalcone zur Gänze einzustellen. Der Betrieb der übrigen Kohlekraftwerke soll auf ein Minimum reduziert werden.
 
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Gilberto Pichetti Fratin: „Wenn der aktuelle Gaspreis gleichbleibt, können wir also die Kohlephase hinter uns lassen.“ (Foto: ANSA.it / Fabio Frustaci)
 
„Wir haben 82 Prozent unserer Speicher überschritten und sehen dem kommenden Herbst und Winter einigermaßen gelassen entgegen. Wenn der aktuelle Gaspreis gleichbleibt, können wir also die Kohlephase hinter uns lassen“, so Pichetto Fratin gegenüber den Medien. Der Gaspreis ist durch den Krieg in der Ukraine zwischenzeitlich sehr gestiegen. Bis Anfang Juni sank er zwar auf das Preisniveau von vor zwei Jahren, in den vergangenen Tagen verteuerte er sich am europäischen Markt aber wieder stark.
 
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Energiebilanz 2021: Italien selbst produziert laut den Daten von ARERA einen Großteil mit Erneuerbaren, nämlich 27.635 Ktep im Jahr 2021, importiert wurde für den Energieverbrauch aber ein Vielfaches. (Grafik: ARERA / Ismaele Pianciola / salto.bz)
 
Umweltminister Pichetto Fratin unterzeichnete die Vereinbarung mit Terna, die Regulierungsbehörde für Energie, Netze und Umwelt (Arera) und den Energiedienstleister (Gestore Servizi Energetici - GSE) für die Umstellung der Stromerzeugung aus Kohle, Heizöl, flüssigen Biobrennstoffen und fester Biomasse. „Kurz gesagt“, so Pichetto Fratin gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA, „sollten wir die Ölkraftwerke abschalten und die Kohlekraftwerke so wenig wie möglich in Betrieb halten, um die nationale Energiesicherheit stets zu gewährleisten. Die von der Regierung eingeleitete Diversifizierungspolitik hat es uns ermöglicht, das Ziel, bis zum 30. September 2023 700 Millionen Kubikmeter Gas einzusparen, bereits im Voraus zu erreichen.“ Dies dank „der Ende Juni bereits zu 82 Prozent gefüllten Speicher und der verstärkten Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen.“
 
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Energieimport: Im Jahr 2021 wurden laut den Daten von ARERA 143.863 Ktep importiert. (Grafik: ARERA / Ismaele Pianciola / salto.bz)
 
Der italienische Umweltminister äußerte sich zudem zur Infrastruktur der Wasserspeicher- und Wasserkraftanlagen: „Die meisten der italienischen Aquädukte stammen aus den 50er, 60er und 70er Jahren. Wir müssen deshalb einen Plan für die Regenwassernutzung aufstellen. Spanien sammelt 37 Prozent, wir sammeln 11 Prozent des Regenwassers.“ Das liege daran, dass die Politik in den letzten Jahrzehnten keine Investitionen in diesem Bereich getätigt hat.