Società | Gewerbegebiet Terlan
„Keinen emotionalen Bezug zu Terlan“
Gegen die Betriebsansiedelung von Alpitronic in Terlan gibt es teils heftigen Widerstand. Dabei spielen allerdings nicht nur umweltrelevante Themen eine Rolle, wie die Sprecherin des Vereins für Kultur und Heimatpflege Etschtal, Helene Huber, erzählt. „Bisher ist das Gesellschaftsleben in Terlan im Gleichgewicht und wir möchten, dass das so bleibt“, kommt Helene Huber auf den Kern des Problems zu sprechen. Wie die Heimatpflegerin berichtet, sei das Verhältnis von Tourismus, Obst- und Weinbau, Handwerk und Dienstleistung sowie Pendlerverkehr im ländlich geprägten Terlan bis dato recht ausgewogen gewesen. Was kommt jedoch auf die Gemeinde zu, wenn sich ein prosperierender Betrieb wie Alpitronic, der in Terlan 1.000 Arbeitsplätze schaffen möchte, niederlässt? Huber befürchtet, dass dies innerhalb kurzer Zeit zu einer großen Veränderung im Dorfgefüge führen wird. Nicht nur Lkw- bzw. Warentransporte werden zunehmen, sondern auch der Pendlerverkehr und die Nachfrage nach Wohnungen, was den Preis entsprechend in die Höhe treiben wird.
„Der Wohnungsmarkt ist jetzt bereits gedeckt und es ist nicht absehbar, was hier auf uns und die nächsten Generationen zukommen wird“, so Huber, die zu bedenken gibt, dass neue Strukturen und Dienstleistungen geschaffen werden müssen, wenn nicht nur Singles, sondern auch Familien zuziehen. Eine weitere Befürchtung ist, dass sich Terlan zu einem reinem „Schlafdorf“ entwickeln könnte. Die neuen Bewohner sind dabei zwar auf dem Papier in der Gemeinde ansässig, haben aber ansonsten mit der Dorfgemeinschaft und dem Vereinsleben nichts zu tun. Zu den genannten heimatpflegerischen Argumenten komme noch der Umwelt-Aspekt der zunehmenden Bodenversiegelung hinzu, so Huber, die darauf verweist, dass in unmittelbarer Nähe des Kreisverkehrs, der im neuen Gewerbegebiet errichtet werden soll, der Trinkwasserbrunnen für die Gemeinde Terlan liegt.
Ich erlaube mir, dem Grafen zu unterstellen, dass er keinen emotionalen Bezug zum Weindorf Terlan hat. Leider ist er kein Bauer, sondern ein Geschäftsmann.
Als nicht akzeptabel bezeichnet die Sprecherin des Heimatpflegevereins denn auch die Ansiedlung eines Industriebetriebes in einem bio-dynamisch bewirtschafteten Weingut und stellt dem Besitzer, Graf Michael Goëss-Enzenberg, die Rute ins Fenster: „Ich erlaube mir, dem Grafen zu unterstellen, dass er keinen emotionalen Bezug zum Weindorf Terlan hat. Leider ist er kein Bauer, sondern ein Geschäftsmann.“ Für Huber wäre das Problem gelöst bzw. gar nicht erst vorhanden, würde der Eigentümer das Gut nicht als Gewerbegebiet verkaufen wollen. „Jetzt liegt die Verantwortung bei unseren Gemeinderäten, die entscheiden, ob das Grundstück in Gewerbegebiet umgewidmet wird. Dieses Damokles-Schwert schwebt nun über uns“, so Huber, die berichtet, dass ein Großteil ihrer Bekannten besorgt darüber sei, dass Bürgermeister Hansjörg Zelger und einige Gemeinderäte es offenbar als ihre ganz große Aufgabe sehen, die Voraussetzungen für eine Ansiedlung von Alpitronic in Terlan zu schaffen. „Ich hoffe, dass viele Gemeindevertreter unsere Sorge teilen und dass eine Mehrheit gegen die Ausweisung des Gewerbegebietes zustande kommt“, betont Huber, die erzählt, dass zunehmend junge Terlaner und Terlanerinnen dem Projekt skeptisch gegenüber stünden. Dem – auch vom Heimatpflegeverband – vorgebrachten Vorschlag eines Alternativ-Standortes beim ehemaligen Betriebsgelände der TOG kann Huber nichts abgewinnen. Ihrer Meinung nach sei das Gelände zu klein, um der gesamten Produktionskette des Betriebes Platz zu bieten, und mit einer weiteren Außenstelle sei der Firma sicher nicht gedient. Natürlich teile sie die Meinung des Heimatpflegeverbandes, dass der Leerstand auch in Terlan genutzt werden müsse, für Alpitronic gebe es jedoch idealere Standorte, wie beispielsweise in der Industriezone von Bozen und Leifers.
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"Nachhaltigkeit" meint
"Nachhaltigkeit" meint eigentlich nicht - wie LH Kompatscher offenbar - immer noch mehr Grün zu versiegeln und Landschaft zu zerstören, während eh. Produktionsareale, Kasernen dafür nicht genutzt werden. Genug ist auch mal genug. Statt immer weiter nur zu betonieren, gilt es angesichts der Klimakatastrophe endlich entgegenzusteuern und vielmehr Flächen zu entsiegeln.