Società | Missbrauch

„Nicht nachvollziehbar“

Missbrauch! Ein sehr schwieriges und heikles Thema. Vor Kurzem hat die Diözese Bozen-Brixen das weitere Vorgehen abgesteckt. Kritik kommt vom Theologen Robert Hochgruber.
Ugolini Bischof Muser
Foto: Diözese Bozen-Brixen
Vor Kurzem haben Bischof Ivo Muser und Generalvikar Eugen Runggaldier mit dem diözesanen Fachbeirat für Prävention das weitere Vorgehen bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen abgesteckt. Überschaubare und konkrete Schritte sind geplant, die ersten Projekte werden im Herbst vorgestellt, erklärte Bischof Ivo Muser, der beim Treffen mit dem diözesanen Fachbeirat für Prävention bekräftigt hat, dass die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle in der Kirche ein wichtiges Anliegen der Diözese ist. Das Leid, das Betroffenen und Mitbetroffenen durch Priester zugefügt wurde, werde von der Ortskirche ernst genommen und anerkannt, so Muser. Die Diözese übernehme außerdem die Verantwortung, dass den Betroffenen Gerechtigkeit zuteil wird. Generalvikar Eugen Runggaldier wurde damit beauftragt, gemeinsam mit dem diözesanen Dienst für den Schutz von Minderjährigen und schutzbedürftigen Personen sowie mit dem Fachbeirat die Aufarbeitungsschritte zu planen und auf den Weg zu bringen.
 
Genaueres Hinschauen wichtig
 
Das bereits im Auftrag des Bischofs erarbeitete Projekt für eine Studie soll als Grundlage für die Durchführung konkreter Schritte dienen. „Die bisher geleistete Arbeit ist bereits Teil der Aufarbeitung. Mir ist es wichtig, dass wir jetzt einen Schritt nach dem anderen setzen. Zum Beispiel sollen die bisher gemeldeten Fälle differenziert und eingehend betrachtet werden. An einigen Orten ist sicher ein genaueres Hinschauen wichtig, um Missbrauchsdynamiken zu verstehen und Folgerungen für die Präventionsarbeit abzuleiten. So sind wir in kurzer Zeit imstande, den Pfarreien und Einrichtungen vor Ort standardisierte Hilfen zur Verfügung zu stellen und Weiterbildungen anzubieten“, betont Bischof Muser.
 
Die Aufarbeitung wird durch unabhängige Fachleute und auf wissenschaftlicher Basis erfolgen. Dafür wird mit entsprechenden Einrichtungen Kontakt aufgenommen und verbindliche Vereinbarungen getroffen. Die dafür nötigen Ressourcen werden von der Diözese zur Verfügung gestellt, die Öffentlichkeit soll laufend über den Stand der Aufarbeitung informiert und die ersten konkreten Projekte im Herbst vorgestellt werden. 
 
 

Analyse bereits jetzt notwendig

 
Verwundert und enttäuscht über diese, seiner Meinung nach, unnötige Verzögerung zeigt sich der Theologe Robert Hochgruber. In seinem offenen Brief ersucht er Bischof Muser wie auch den Fachbeirat, mit zwei Projekten noch in diesem Frühjahr zu beginnen, und zwar mit der Analyse von dem, was an sexuellem Missbrauch in der Diözese geschehen ist, und mit der Einrichtung eines Betroffenenbeirates.
 
 
 
„P. Hans Zollner SJ hat im Rahmen einer von der Diözese organisierten Tagung am 4.3.2022 in Bozen deutlich gemacht, dass als erster Schritt in Richtung Aufarbeitung eine Analyse von dem, was geschehen ist, notwendig ist. Daraufhin müsste das Bekennen der Vergehen sich und anderen gegenüber stattfinden. Das sollte zu Schritten in eine Wiedergutmachung führen. Damit könnte deutlich werden, dass die Kirche etwas gelernt und sich verändert hat. Die Analyse, Herr Bischof Muser, halte ich jetzt schon für nötig und möglich. Darauf aufbauend könnten im Herbst die weiteren Schritte und die neuen Projekte vorgestellt werden“, schreibt Hochgruber, der die Einrichtung eines Betroffenenbeirates, den es in fast allen deutschen Diözesen gibt, für nötig hält.
 
Dieser lange Zeitraum ist für mich nicht nachvollziehbar
 
„Sehr geehrter Herr Bischof, das Konzept für eine Studie in Südtirol, erarbeitet im Laufe des vergangenen Jahres, wurde von Ihnen zunächst abgelehnt. Ende Jänner 2022 erklärten Sie, dass es als Basis für ein neues Konzept dienen würde, das zu einer gründlichen Aufarbeitung führen sollte. Am 4. März fand die Tagung mit P. Hans Zollner statt. Nun erklären Sie, dass die ersten Projekte im Herbst vorgestellt werden sollen. Dieser lange Zeitraum ist für mich nicht nachvollziehbar und erneut eine Ankündigung ohne konkreten Inhalt“, kritisiert der Theologe und bittet die Verantwortlichen, den Mut und die Kraft aufzubringen, der Wahrheit in die Augen zu schauen: „Leiten Sie bereits jetzt neue konkrete Schritte der Aufarbeitung in die Wege.“

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