Società | Sanität

Wie geht es dem Gesundheitssystem?

Die jüngste “Bersaglio-Studie” stellt dem Südtiroler Gesundheitssystem ein durchwegs gutes Zeugnis aus. “Sorgenkind” bleibt für den Sanitätsbetrieb die Durchimpfungsrate.
Gesundheits-Check
Foto: Pixabay

Noch 2016 präsentierte Gesundheitslandesrätin Martha Stocker den Report groß auf einer Medienkonferenz. Heute, zwei Jahre später, reicht eine Pressemitteilung aus dem Südtiroler Sanitätsbetrieb, um die Ergebnisse der “Bersaglio-Studie” kundzutun. Alljährlich beurteilt das Institut für Management der Hochschule Sant’Anna in Pisa das Leistungsvermögen und die Effizienz, kurz den Gesundheitszustand regionaler Sanitätssysteme in ganz Italien.
Seit 2010 lässt sich auch die Autonome Provinz Bozen ihr Gesundheitssystem auf Herz und Nieren prüfen – freiwillig, wie die Autonome Provinz Trient und die Regionen Apulien, Basilikata, Friaul-Julisch-Venetien, Kalabrien, Lombardei, Marken, Toskana, Umbrien und Veneto.
Insgesamt prüfen die Forscher von Sant’Anna über 300 Indikatoren anhand derer festgestellt wird, wo Stärken und Schwächen der jeweiligen Gesundheitssysteme liegen und wie sie sich im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt haben.

“Dieser Informationsaustausch und der Vergleich zwischen den beteiligten Regionen ist sehr wichtig”, meint die Gesundheitsexpertin im Südtiroler Sanitätsbetrieb (Sabes) Isabella Mastrobuono. “Denn wir können alle voneinander lernen und uns dadurch noch weiter verbessern.” Und auch wenn Südtirol bei vielen Indikatoren ganz vorne mit dabei ist, ja bei manchen italienweit sogar Spitze, “können noch Bereiche optimiert werden”, so Mastrobuono.

Vergangenen Freitag (1. Juni) wurden die Ergebnisse der “Bersaglio-Studie” für 2017 in Venedig vorgestellt. Und für den Südtiroler Sanitätsbetrieb sind sie “erfreulich”.


“Bei nahezu der Hälfte der angewandten Indikatoren konnten Verbesserungen erreicht werden”, meldet der Sanitätsbetrieb. Insgesamt wurden in Südtirol 89 Indikatoren untersucht: Bei 47,2 Prozent wurden im Vergleich zum Jahr davor Verbesserungen festgestellt, 16,9 Prozent sind unverändert geblieben und bei 36 Prozent gab es Verschlechterungen – darunter etwa bei den Gesundheitskosten pro Kopf, die in Südtirol höher als im restlichen Italien sind. “Dies ist aber vor allem auf die höheren Personalkosten aufgrund des zweisprachigen Ärzte- und Pflegepersonals, die kapillare Struktur mit sieben Spitälern und den 20 Sprengelsitzen in Wohnortnähe sowie auf die technische Ausstattung und die hohe Qualität der Dienste zurückzuführen. Also allesamt für Patienten und Patientinnen sehr positive Gründe”, so der Erklärungsversuch aus dem Sanitätsbetrieb.

Ein wahres “Sorgenkind” hingegen sei auch dieses Jahr wie üblich hervorgetreten, betonen die Verantwortlichen des Betriebes: die Durchimpfungsrate, die im Vergleich zum restlichen Italien “weiterhin unter dem Durchschnitt bleibt”.

Abgesehen davon wollen sich Sabes-Generaldirektor Thomas Schael & Co. auf die positiven Nachrichten konzentrieren: Zu den absoluten Stärken des hiesigen Sanitätsbetriebs gehören laut der Analyse der Sant’Anna-Hochschule die onkologischen Vorsorgeuntersuchungen und die Versorgung von Krebspatienten. “In diesem Bereich ist Südtirol absolute Spitze”, bekräftigt Isabella Mastrobuono, die bei der Vorstellung der jüngsten “Bersaglio-Studie” in Venedig dabei war.
Exzellent beurteilt wurden auch die Indikatoren “Diagnostische Angemessenheit”, “Effizienz bei Medikamentenverschreibung”, “Finanzwirtschaftliches Gleichgewicht”, “Qualität der Prozesse”, “Mutter-Kind-Betreuung” sowie “Angemessenheit der verschriebenen Diagnostik”.

“Ich bin sehr stolz darauf, dass Südtirol unter den zwölf Regionen und autonomen Provinzen, die am ‘Bersaglio’-Projekt teilnehmen, bezogen auf die Wartezeiten für einen krebschirurgischen Eingriff an erster Stelle steht”, freut sich Thomas Schael. “Ebenfalls ganz vorne steht Südtirol sowohl bei der Bewertung der Qualität der onkologischen Versorgungswege als auch bei der Schnelligkeit des Zugangs zur Palliativversorgung.”

In diesem Zusammenhang wolle er auch das “Krebsinfo”-Portal erwähnen, so Schael. Auf diesem Portal erhalten Krebspatienten und ihre Familien Informationen, die den Umgang mit der Krankheit erleichtern und helfen, sich den Herausforderungen zu stellen, die eine derartige Diagnose mit sich bringt. “Ziel ist es, den Nutzern zuverlässige und wissenschaftlich abgesicherte Informationen zu bieten”, erklärt Schael, der das seit Kurzem in Betrieb genommene Portal als “weiteren Schritt in Richtung digitale Patientenbetreuung” bezeichnet. “Patientinnen und Patienten erhalten detaillierte Informationen von Fachleuten und können die verschiedenen Behandlungsschritte besser verfolgen. Sie werden aber auch darüber informiert, welche zusätzlichen Leistungen angeboten werden.”