Richtung 8. März
Wird es wirklich ein 8. März nach der/post Pandemie sein? Ist es an der Zeit, den Blick auf die Rückkehr zur Normalität zu richten? Und wie wird diese "Post-Covid-Normalität" für die Frauen, für die Arbeitnehmerinnen, Arbeitslosen und Erwerbslosen aussehen?
Es ist auffällig, dass die durch die Pandemie verursachte gesundheitliche, wirtschaftliche und soziale Krise sich vor allem auf die Beschäftigung von Frauen ausgewirkt und die Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern verstärkt hat. Letztes Jahr schlug die Internationale Arbeitsorganisation Alarm: Covid droht, die "bescheidenen Fortschritte" der letzten Jahrzehnte bezüglich Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz zunichte zu machen. Und so ist es auch: der jüngste Bericht des Weltwirtschaftsforums zeichnet ein Bild der Ungleichheit zwischen Frauen und Männern, das erst in 135 Jahren angeglichen werden kann, und es wird 267,6 Jahre dauern, bis sich diese Lücke endgültig schließt.
Demselben Bericht zufolge sind die meisten Frauen in den unmittelbar von der Pandemie betroffenen Sektoren, wie dem Tourismus oder dem Gaststättengewerbe beschäftigt. Während der schlimmsten Monate des letzten Jahres wurden viele Arbeitsverträge nicht verlängert, während andere Frauen Teilzeitarbeit beantragten, um ihre Eltern oder Kinder zu betreuen. Ein Szenario, das wir aus nächster Nähe beobachten können, die Astatdaten bestätigen, dass auch in Südtirol im Vergleich zu 2019, also vor dem Auftreten der Covidpandemie, bei den Frauen ein starker Rückgang der befristeten Stellen (-1.267; -4,1%), der vor allem auf die Krise im Tourismussektor zurückzuführen ist (-1.505 oder -11,6% im Hotel- und Gaststättengewerbe) zu verzeichnen war. Es gab ebenso, wiederum im Vergleich zu 2019, einen Anstieg der Anzahl an Frauen in Teilzeitarbeit (+189; +0,4%). Derzeit arbeiten in der Provinz Bozen 45,2 % der erwerbstätigen Frauen in Teilzeit, aber nur 6,98 % der Männer.
Bei den 35- bis 44-jährigen Frauen steigt die Zahl der Teilzeitbeschäftigten. 62,8 % der Südtirolerinnen und Südtiroler entschieden sich in der Tat für eine Teilzeitbeschäftigung zur Pflege und Betreuung von Familienangehörigen und 12,6 % aus anderen familiären Gründen.
Diese Entscheidung hängt auch vom Alter der Arbeitnehmerinnen und von deren Familiensituation ab: jüngere Frauen beantragen eine Teilzeitbeschäftigung, um ihre Arbeit besser mit den familiären Bedürfnissen vereinbaren zu können, vor allem, um sich um ihre Kinder zu kümmern, während ältere Frauen sich für einen solchen Arbeitsvertrag entscheiden, um sich um versorgungsbedürftige Angehörige zu kümmern.
"Es ist ein kulturelles Erbe, dass Frauen sich um Kinder, Hausarbeit und ältere Menschen kümmern, hauptsächlich deshalb bleibt der Teilzeitvertrag ihre primäre Wahl, mit den daraus resultierenden Einschränkungen für ihr Einkommen, ihre Ausbildung und ihre berufliche Laufbahn. Die Hausarbeit und die Pflege von Familienangehörigen, die so genannte "unbezahlte Arbeit", stellt eine echte Einschränkung für die berufliche Emanzipation der Frauen dar. Für Männer hat die Gründung einer Familie und die Elternschaft weniger Einfluss auf ihre Arbeit, und die Zeit, die sie dafür aufwenden, wodurch eine Kluft zwischen den beiden Geschlechtern entsteht. Männer beantragenTeilzeitarbeit vor allem aus Studiengruenden, der Ausbildung wegen, oder wegen ihres Engagements in einem zweiten Beruf. Wenn die Zahlen darauf hindeuten, dass junge Frauen zur Teilzeitarbeit neigen, um ihre Familien zu versorgen, und ältere Frauen wieder in den Beruf zurückkehren, stimmt etwas nicht.
Laut Saadia Zahidi, Generaldirektorin des Weltwirtschaftsforums (WEF), "müssen wir uns auf die Entwicklungs- und Pflegewirtschaft konzentrieren und die richtigen Lösungen für die Kinderbetreuung und die Pflege älterer Menschen anbieten, um aus diesem Szenario herauszukommen. Wenn unsere Kultur so bleibt, dass wir keine kostenlosen Hilfs- und Pflegedienste anbieten, bleibt auch die Kluft zwischen den Geschlechtern weiterhin bestehen".
Es ist notwendig, darüber nachzudenken, welche Zukunft wir in Südtirol für die junge Generation fördern wollen: Die Vereinbarkeitsmaßnahmen können dazu beitragen, eine gerechte Aufteilung der privaten und familiären Pflichten zu fördern, um den Frauen eine gleichberechtigte Teilnahme am Arbeitsmarkt zu ermöglichen.
Heute haben wir die Gelegenheit, laut Ann Lind, der schwedischen Außenministerin, eine echte Gleichstellungsperspektive aus den Erkentnissen der Pandemiezeit zu formulieren und.zu investieren.
Schlusswort:
"Wir konzentrieren uns auf konkrete Lösungen, wie die Verringerung der Gesamtzahl der Stunden, die für familiäre Betreuungsaktivitäten aufgewendet werden, durch einen besseren Zugang zu qualitativ hochwertigen Betreuungseinrichtungen und Infrastrukturen, die Zeit, aber auch Geld sparen und die Wahlmöglichkeiten für Familien erleichtern.
Flexible Arbeitsregelungen, bei denen beide Partner ihre Arbeitszeiten kombinieren können, um sich um die Familie zu kümmern, ohne dass einer von ihnen benachteiligt wird.
Verkürzte Arbeitszeiten bei gleichem Lohn, eine Idee, die nicht neu ist, da sie bereits von mehreren EU-Ländern umgesetzt wird".
Dies sind nur einige Vorschläge eines langen, mühsamen Dialoges, der konkret sein muss.
Trotz einer von allen Sozialpartnern und den zuständigen Dienststellen 2015 unterzeichneten Vereinbarung der Provinzen zur Unterstützung der Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, gab es keine wesentlichen Änderungen.
Nur wenn wir die Kultur bei Frauen und Männern, aber auch bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern ändern, Vorschläge einbringen, umsetzen und durch Handeln lernen, ohne jemals vom eingeschlagenen Weg abzukommen, werden wir eines Tages sagen können, dass wir erfolgreich waren.