Economia | Energiewende
Ökologisch und wirtschaftlich
Foto: Fischereiverband
Der Fischereiverband kontert auf den Vorschlag von Handelskammer Bozen und Südtiroler Energieverband (SEV), zehn neue Wasserkraftwerke in Südtirol zu bauen. Die Projektideen seien erstens zum Teil veraltet und zweitens würden sie größtenteils nicht die Gewässerökosysteme fördern. Gleichzeitig legt der Verband sieben eigene Wasserkraftprojekte auf den Tisch, die ökologisch als auch wirtschaftlich den Vorschlägen von SEV und Handelskammer vorzuziehen seien.
Die Stellungnahme im Wortlaut
Dass Wasserkraft in der Regel fischökologisch äußerst negative Auswirkungen hat, belegen unzählige Studien weltweit. Mit den „glorreichen Sieben“ präsentiert der Fischereiverband Südtirol sieben Ausbauprojekte für die Südtiroler Wasserkraft, deren Umsetzung tatsächlich zu einer ökologischen Verbesserung der betroffenen Gewässerökosysteme führen würde. Ganz nebenbei entspricht die zusätzlich erzeugte Energie größenordnungsmäßig der aktuellen Produktion der rund 860 Kleinkraftwerke Südtirols zusammen!
Mitte November wurde in der Handelskammer Bozen eine Studie zum Ausbau des noch vorhandenen Potentials der Wasserkraft in Südtirol vorgestellt. Bei diesem Plädoyer für eine Renaissance der Wasserkraft wurden zehn „neue“ Projektideen präsentiert, die zum Teil schon vor Jahren eingereicht und von den damaligen Entscheidungsträgern abgelehnt wurden. Dabei wurde der Eindruck vermittelt, mit dem Ausbau der heimischen Wasserkraft könne die Energiekrise bewältigt und die Strompreise entsprechend reduziert werden. Genau darin liegt der Widerspruch und vor allem die gezielte Fehlinformation. Denn die grundlegende Annahme dieser Studie ist die potenzielle Strompreisentwicklung im Lichte der jüngsten Kurssprünge auf dem Weltmarkt. Dabei wurde im selben Atemzug versprochen, die neuen Wasserkraftwerke würden selbstverständlich die Ökologie der Gewässer eher verbessern als verschlechtern.
Der Zeitpunkt für diese PR-Aktion der Wasserkraftlobby wurde nicht zufällig gewählt. Derzeit läuft die Ausarbeitung des neuen Landesgesetzes zur Regelung der Vergabe der Konzessionen für Großkraftwerke. Nun soll der Druck auf die Entscheidungsträger verstärkt werden, den Neubau von Kraftwerken über die bestehende gesetzliche Regelung hinaus zu ermöglichen. Dies ist ein Frontalangriff auf den erst kürzlich verabschiedeten Gewässerschutzplan des Landes. Für den Fischereiverband ist dies einmal mehr pure Spekulation auf Kosten unserer Gewässer. Denn immer, wenn es etwas zu verdienen gibt, soll der globale Klimaschutz den Bau neuer lokaler Kraftwerke rechtfertigen.
Die Analyse
Als zukunftsgerichteter Fischereiverband stellen wir uns nicht partout gegen eine Optimierung und Effizienz-Steigerung der bestehenden Wasserkraft in Südtirol. Unsere diesbezügliche Position ist glasklar: Bringt die Optimierung neben einer Produktionssteigerung auch einen ökologischen Nutzen, begrüßen wir sie. Schadet der Ausbau einem Gewässer, lehnen wir ihn ab!
So können wir uns über komplett aus der Zeit gefallene Projektideen aus der Studie der Handelskammer wie die Ableitung der Passer zwischen St. Leonhard und Meran, des Eisacks bei Bozen oder zwischen Freienfeld und Franzensfeste und der Rienz zwischen St. Lorenzen und Vintl nur wundern. Dass diese vor allem aus ökologischen Gesichtspunkten bereits einmal abgelehnten Kraftwerksprojekte wieder vorgeschlagen werden, zeigt, wie wenig den Auftraggebern der Studie die Ökologie am Herzen liegt.
Lediglich die beiden Schwallweiterleitungswerke zwischen Glurns und Laas sowie vom Kraftwerk St. Anton bis zur Mündung in den Eisack können fischökologisch begrüßt werden. In beiden Fällen würde ein Bau eines solchen Werks eine wesentliche Verbesserung des betroffenen Gewässerökosystems und somit der Fischfauna mit sich bringen. Denn die betroffenen Gewässer sind durch den Schwall bereits bestehender Kraftwerke stark beeinträchtigt. Leider wurde dieser ökologische Mehrwert in der reinen Rentabilitäts-Studie der Handelskammer ökonomisch gar nicht bewertet. Deshalb verwundert es kaum, dass diese beiden Projekte in genannter Studie als unrentabel eingestuft werden.
Neben diesen beiden Projekten können durch den Neubau oder die Zusammenlegung bestehender Kraftwerke bedeutende Verbesserungen am fischökologischen Zustand von fünf weiteren Gewässerstrecken erreicht werden. Was die Rentabilität dieser Wasserkraftwerke anbelangt, können wir nur auf das bereits erwähnte neue Landesgesetz zur Vergabe der Großkonzessionen verweisen. Dort ist sicherzustellen, dass die Ökologisierung von Projekten entsprechend bewertet wird und Umweltgelder entsprechend verwendet werden.
Die folgenden „glorreichen Sieben“ würden entlang der Hauptgewässer des Landes entweder zu einer Sanierung des Schwalls oder zu einer Wiederherstellung der Durchgängigkeit führen. Zugleich würde deren Stromproduktion überschlagsmäßig jener aller rund 860 bestehenden Kleinkraftwerke Südtirols entsprechen! Sie werden in Fachkreisen seit längerem diskutiert. Als Fischereiverband Südtirol werden wir uns dafür einsetzen, dass sie so bald als möglich verwirklicht werden.
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BRAVO! Leitgedanke muss sein
BRAVO! Leitgedanke muss sein: dass umweltfreundliche und nachhaltige Wasserkraft die Entwicklung gesunder Flüsse und sich selbst erhaltender Fischpopulationen unterstützen sowie gleichzeitig andere erneuerbare Energiequellen ergänzen und ausgleichen kann. Dies betrifft auch die Verbesserung schon bestehender Kraftwerke.
Damit auch künftige Generationen unsere Gewässer in einem ‚guten Zustand‘ vorfinden“.