Economia | Sparkasse

Gewinn & Verlustrechnung

Die Bilanz der Sparkasse 2015 kann sich sehen lassen. Schade, dass man trotzdem auf Schönfärberei zurückgreift. Und aus einem (kleinen) Verlust einen Gewinn macht.

Der Verwaltungsrat der Südtiroler Sparkasse hat am Dienstag Nachmittag den Bilanzentwurf 2015 genehmigt. “Wir sind zufrieden mit den Ergebnissen des Geschäftsjahres 2015. Die Sparkasse hat die Trendwende geschafft. Die Resultate bestätigen die guten Ansätze der Halbjahresbilanz“, erklärte Sparkassenpräsident Gerhard Brandstätter nach der Sitzung. Auch Generaldirektor Nicola Calabrò bläst ins selbe Horn: „“Wir setzen den eingeschlagenen Weg fort. Im Jahr 2015 haben wir die Ziele, die wir uns hinsichtlich Ertragssteigerungen und Kosteneinsparungen gesetzt hatten, erreicht. Wir haben eine wichtige Kapitalstärkung der Bank vorgenommen. Die Bank ist jetzt mit einem soliden Vermögen ausgestattet und präsentiert sich mit guten Vermögenskennzahlen.“
Die Zahlen, die die Sparkassenspitze am Dienstag präsentierte, können sich durchaus sehen lassen. Der Reingewinn beträgt 4,3 Millionen Euro. Bedenkt man, dass die Sparkasse im vergangenen Jahr über 231 Millionen Euro an Verlusten gemacht hat, so kann man auf jeden Fall von einem Erfolg sprechen. Man hat es geschafft die Talfahrt zu bremsen und die Bank auf den Modus Schubumkehr zu stellen.
Schade nur, dass man trotz dieser Leistung versucht, das Erreichte in ein noch besseres Licht stellt, als es in Wirklichkeit ist.

Neuer Begriff

Gerhard Brandstätter und Nicola Calabrò verweisen mehrmals auf ein besonderes Ereignis, das der Bank außerordentliche Kosten verursacht hat. Gerhard Brandstätter: „Der unerwartet hohe Beitrag an die Bankrettungs- und Einlagensicherungsfonds von über elf Millionen Euro schmälert in diesem Ausmaß leider den Gewinn der Gruppe Südtiroler Sparkasse.
Der Hintergrund: Alle Banken Italien müssen für die Rettung der maroden mittelitalienischen Banken in einen Solidaritätsfond einzahlen. Dabei werden die Institute nach ihrer Größe und ihrem Umsatz zu Kasse gebeten.
Die Südtiroler Volksbank hat insgesamt 8,8 Millionen Euro gezahlt. In der offiziellen Pressemitteilung zur Bilanzgenehmigung der Volksbank wurde diese Zahlung erst gar nicht erwähnt.
Ganz anders bei der Sparkasse. So heißt es in der offiziellen Pressemitteilung:

„Geschäftsergebnis: Der Reingewinn der Gruppe beträgt 12,1 Millionen Euro ohne Berücksichtigung des Beitrags an die Bankenrettungs- und Einlagensicherungsfonds; der buchhalterische Reingewinn beträgt 4,3 Millionen Euro.“

Damit die Botschaft ja ankommt, geht man so weit, dass man einen neuen Begriff einführt, den es einer Banken-Bilanz eigentlich gar nicht gibt: „Den buchhalterischen Reingewinn.“
Noch gravierender dürfte aber das sein, was man nicht sagt.

Das Versteckspiel

Der Verwaltungsrat der Sparkasse hat gestern – wie vorgeschrieben - zwei Bilanzentwürfe genehmigt. Zum einen die Bilanz der Bank und zum anderen die konsolidierte Bilanz der Gruppe Sparkasse. Zur Gruppe Sparkasse gehören neben der Bank, die Sparim AG, die Sparkasse Immobilien GmbH und die Raetia SGR SPA.
Schaut man sich die Aussendungen und Aussagen genauer an, so wird schnell klar, dass die Sparkassenspitze gestern aber nur einen Bilanzentwurf vorgestellt hat. Nicht etwa jenen der Bank, sondern den Entwurf der Bilanz der Gruppe Sparkasse.
Demnach macht nicht die Bank im Geschäftsjahr 2015 einen Reingewinn von 4,3 Millionen Euro. Sondern die gesamte Gruppe Sparkasse.
Fragt man bei der Sparkasse aber genauer nach wie die Bilanz der Bank im abgelaufenen Geschäftsjahr ausschaut, bekommt man überraschender Weise keine Antwort. „Ich darf Ihnen keine Zahlen nennen“, ersucht Generaldirektor Nicola Calabrò durchaus freundlich um Verständnis. Und weiter: „Wir haben beschlossen, die Bankenbilanz erst bei der Gesellschafterversammlung zu präsentieren“.

Generaldirektor Nicola Calabrò: „Beschlossen die Bankenbilanz erst bei der Gesellschafterversammlung zu präsentieren“.

Calabrò führt dann aus, dass die Bilanz der Gruppe jene Bilanz ist, die das wahre Abbild der Sparkasse wiedergibt. „Jede große Bank präsentiert nur die Gruppenbilanz“, sagt der Sparkassen-Generaldirektor.
Schade nur, dass das bisher in der Sparkasse nie so war.

Die Tradition

Seit Jahrzehnten beschließt und präsentiert der Verwaltungsrat der Sparkasse im März die Bilanzentwürfe der Bank und der Gruppe. Weil das öffentliche Interesse auf dem Geschäftsgang der Bank liegt, wurde bisher immer nur die Bankenbilanz vorgestellt.
In der offiziellen Pressemitteilung zum Bilanzentwurf 2013 heißt es:  „Obgleich des guten operativen Ergebnisses hat dies zu einem Geschäftsverlust von 37,8 Millionen Euro geführt.“
Gemeint ist die Bank. Denn weiter unter heißt es lapidar: „Zusätzlich zum Bilanzentwurf der Südtiroler Sparkasse AG hat der Verwaltungsrat auch den Bilanzentwurf der Gruppe Südtiroler Sparkasse erstellt.“
Zahlen gibt es in der Aussendung keine. 2013 war das letzte Jahr der Sparkassenführung um Norbert Plattner. Auch Plattner & Co hätten durchaus lieber die Gruppenbilanz vorgestellt, denn dort findet sich ein deutlich kleinerer Verlust von 28,4 Millionen Euro. Doch der damaligen Führung der Sparkasse dürfte klar gewesen sein, dass diese Art der Kommunikation eine Augenauswischerei gewesen wäre.
Vor allem aber hat auch die aktuelle Sparkassenführung bisher an dieser ungeschriebenen Tradition festgehalten. Am 24. März 2015 genehmigte der derzeit amtierende Verwaltungsrat den Bilanzentwurf 2014. In der damaligen Pressemitteilung heißt es:„Dies hat zu einem Geschäftsverlust in Höhe von -231,1 Millionen Euro im Jahr 2014 geführt.
Auch hier ist allein die Bank gemeint. Denn in der Gruppenbilanz 2014 steht ein noch größerer Verlust: 234,5 Millionen Euro. Doch auch diese Zahlen waren es vor einem Jahr anscheinend nicht Wert der Öffentlichkeit mitgeteilt zu werden. In der damaligen Pressemitteilung von Gerhard Brandstätter und Nicola Calabrò steht nur:

„Neben dem Bilanzentwurf der Südtiroler Sparkasse AG hat der Verwaltungsrat auch die Konzernbilanz der Gruppe Südtiroler Sparkasse verabschiedet.“

Mehr gab die Gruppe damals nicht her. Dass ein Jahr später alles anders ist und man die Welt plötzlich umkehrt, indem man nur mehr von der Gruppenbilanz spricht und die Bilanz der Bank bewusst hinterm Berg hält, hat in Wirklichkeit einen konkreten Hintergrund.

Operation Waltherplatz

Es ist eine durchaus gängige Machart, dass Unternehmen auf völlig legitime Operationen zurückgreifen, die auch dazu dienen die eigene Bilanz etwas aufzuhübschen. Auch in der Sparkasse hat diese Art der Bilanzakrobatik durchaus Tradition. So hat man die Bilanz der Gruppe Sparkasse in den vergangenen 15 Jahren mehrmals deutlich verbessert, in dem die Sparim AG – meistens kurz vor Jahresende – Immobilien verkauft hat. Der Mehrerlöse steigerten indirekt den Reingewinn der Gruppe.

Sparkassen-Haus am Waltherplatz: Verkauf schiebt die Sparkasse in die Gewinnzone.

Ähnlich ist es auch im Jahr 2015. Im Dezember hat die Sparim das Haus am Waltherplatz verkauft. Käuferin ist die Stiftung Sparkasse. Der Kaufpreis liegt bei 40 Millionen Euro. Damit verdient die Sparim Einiges. Weil der Verkauf aber erst 2016 über die Bühne geht, schlagen die Mehrerlöse erst in der Bilanz 2016 zu Buche.
Dennoch schiebt diese Operation die Gruppe Sparkasse bereits 2015 in die Gewinnzone. Noch im Dezember 2015 wurde in Vorvertrag zwischen Sparim und Stiftung unterzeichnet. Dieser Vorvertrag hat zu einer Aufwertung der Sparim-Immobilie in der Bilanz geführt. Sparkassen-Generaldirektor Nicola Calabrò sagt auf Nachfrage zu salto.bz: „Diese Neubewertung schlägt in der Gruppenbilanz mit 5,8 Millionen Euro zu Buche“.

Rechnet man diese Aufwertung weg, kann man auch abschätzen, was in der Bilanz der Bank stehen dürfte.
Ein Verlust zwischen 0,5 bis 1,5 Millionen Euro.

Damit aber wird klar, woher der Bilanzgewinn der Gruppe Sparkasse kommt. Und warum man heuer plötzlich die Gruppenbilanz entdeckt hat. Rechnet man diese Aufwertung weg, kann man auch abschätzen, was in der Bilanz der Bank stehen dürfte. Ein Verlust zwischen 0,5 bis 1,5 Millionen Euro.
Nach einem Loch von 231 Millionen Euro ist auch das ein Erfolg.
Aber das ist der amtierenden Bankenführung anscheinend zu wenig.