Welcher Zug für den Vinschgau?
Elektrifizierung oder Wasserstoff? Die Frage nach dem künftigen Antriebssystem für die Vinschgerbahn scheidet die Geister im Land. Bereits Ende 2014 beschloss die Landesregierung, die derzeit mit Diesel betriebene Bahn mit Elektromotoren auszustatten. Trotzdem beharren die SVP-Landtagsabgeordneten Sepp Noggler und Albert Wurzer auf eine Machbarkeitsstudie zum Betrieb mit Wasserstofftechnik. Am frühen Donnerstag Abend wurde der entsprechende Antrag mit 27 Ja und 5 Nein angenommen. Vorausgegangen war der Absegnung im Landtag eine kontroverse Debatte, im Plenum selbst, aber auch abseits davon.
Wasserstoff-Hick-Hack
Als Ende August dieses Jahres die Initiative von Noggler und Wurzer bekannt wurde, meldete die Umweltschutzgruppe Vinschgau starke Zweifel an. “Nachdem uns weltweit keine ähnliche Bergbahn bekannt ist, die mit Wasserstoff betrieben wird, müsste die Vinschger Bahn als Wasserstoff-Experiment herhalten”, befürchteten die Umweltschützer. Sie forderten mit Nachdruck, die Elektrifizierung der Bahn “ohne jegliche Verzögerung”, die sich durch die “solch riskante Wunschvorstellungen” ergeben würden, voranzutreiben. Tags drauf die Entwarnung von Sepp Noggler. “Die Umweltschutzgruppe Vinschgau hat keinen Grund, sich wegen einer eingehenden Prüfung aller Alternativen bei der Umstellung der Vinschgerbahn von Diesel auf erneuerbare Energien zu fürchten”, schrieb der Vinschger Landtagsabgeordnete. Im Gegenteil – man müsse sich freuen, entspräche er doch ganz der Green Economy. Umgehend der Konter der Umweltschutzgruppe, die die Reaktion Nogglers als “unsachlich und teilweise irreführend” bezeichnete. Man erinnere ihn an den Beschluss der Landesregierung zur Elektrifizierung der Bahn und mutmaßte: “Wahrscheinlich hat Sepp Noggler diesen schon wieder vergessen.”
Doch so schlecht dürfte das Langzeitgedächtnis des SVP-Abgeordneten nicht sein, wie die Debatte im Landtag am Donnerstag Nachmittag zeigte. “Mein Ziel ist es, dass man sich mehr Gedanken zur Nutzung des Wasserstoffs macht”, erklärte Noggler. Gleichzeitig habe man erreicht, dass Mobilitätslandesrat Florian Mussner jetzt noch schneller an der Elektrifizierung arbeiten werde. Er sei allerdings nach wie vor überzeugt, mit der Wassestoffvariante eine kostengünstigere und zeitsparendere Lösung gefunden zu haben. Außerdem könnte man so Südtirols Potenzial an Wasserenergie besser ausnutzen, so Noggler. Zweifel an seinem Standpunkt meldete Paul Köllensperger an. Der Vertreter der 5-Sterne-Bewegung erklärte: “Mit der heutigen Kapazität des Zentrums für Wasserstoffproduktion in Bozen könnte der Zug gerade einmal 300 Kilometer fahren. Die Kosten liegen bei 25.000 Euro pro Tag, während sie mit Diesel keine 6.000 Euro täglich betragen.” Als “unausgereift”, “gefährlich weil hochexplosiv” und “für den Vinschgau nicht sinnvoll” bezeichneten andere Oppositions-Abgeordnete die Wasserstofftechnologie. “Südtirol soll auf Strom, nicht auf Wasserstoff setzen”, unterstrich Köllensperger.
Kein Stopp der Elektrifizierungspläne, aber...
“Ich fürchte, der Wasserstoffzug ist abgefahren”, meldete sich schließlich der Freiheitliche Pius Leitner zu Wort, bevor Albert Wurzer einige Klarstellungen anmeldete. Er wies auf seinen Änderungsantrag hin, den er als Miteinbringer am Beschlussantrag eingebracht habe. Geht es nach ihm, soll das Land am Elektrifizierungsprojekt festhalten, “jedoch vor Vergabe der Arbeiten überprüfen, ob die Wasserstofftechnik nicht doch mehr Sinn machen könnte”, so Wurzer. Einen Stopp der derzeitigen Elektrifizierungspläne wolle man auf keinen Fall. Wie weit diese inzwischen fortgeschritten sind, darüber informierte Landesrat Mussner gemeinsam mit den Technikern der Südtiroler Transportstrukturen AG (STA) Mitte September die Vinschger Anrainergemeidnen. Ihre Vision: Längere, sechsteilige, elektrobetriebene FLIRT-Züge mit halbstündlichen Verbindungen und der Möglichkeit, die Züge schrittweise bis nach Bozen durchzubinden.”Dadurch können wir das stetig steigende Fahrgastaufkommen besser bewältigen und 4,2 Millionen Kilo CO2 pro Jahr einsparen”, so Mussner damals. Laut STA-Direktor Joachim Dejaco soll bereits im kommenden Frühjahr mit den Arbeiten wie Verlängerung der Bahnsteige, Errichtung von Unterführungen und Masten für die Oberleitung sowie Begradigung eines Gleisabschnitts begonnen werden. Bis 2018 soll die Elektrifizierung dann unter Dach und Fach sein.
Diesen Zeitplan bestätigte Landesrat Mussner auch am Mittwoch im Landtag. “Die Landesregierung hat die Elektrifizierung der Vinschgerbahn als erste Priorität eingestuft”, unterstrich er. Allerdings sei es richtig, die Wasserstofftechnik genauer zu prüfen. Dies würde übrigens nur wenige Stunden in Anspruch nehmen und könne von den Landesämtern gemacht werden, erläuterte Sepp Noggler. So wird es nun wohl kommen. Ob die Arbeiten an der Elektrifizierung der Vinschger Bahn in der Zwischenzeit ausgesetzt werden und Landesregierung ihren Beschluss überdenkt, wie Noggler und Wurzer fordern, ist allerdings fraglich.
Wieder die übliche
Wieder die übliche Verschleuderung von Steuergeld für ein Hirngespinst.
Ganz Europa fährt, wenn möglich, mit Strom, aber am Nabel der Welt
d.h. Südtirol, muss man partout etwas anderes machen. Reicht das für die
Tankstelle in Bozen hinausgeworfene Geld nicht aus. ?