Riskante Abkühlung
Es ist nicht das erste Mal und es wird nicht das letzte Mal bleiben, dass die Wasserrettung der Bozner Berufsfeuerwehr am gestrigen Sonntag an den Talferwiesen zum Einsatz gerufen wurde. Diesmal war es ein 17-Jähriger Bozner, dem eine erfrischende Abkühlung im Fluss fast zum Verhängnis geworden wäre. Der junge Mann hielt sich mit einem Freund auf Steinen in der Mitte des Flusses nahe der Pegelmessstelle des Hydrografischen Amtes auf, als der Wasserspiegel infolge der Öffnung der Schleusen des Kraftwerks St. Anton plötzlich rapide anstieg. Während es sein Freund noch rechtzeitig ans Ufer schafft, klammerte sich der junge Bozner an einen großen Stein, um nicht von der Strömung fortgerissen zu werden. Gerettet wurde er dann von einem Feuerwehrmann der Berufsfeuerwehr Bozen, der den bereit unterkühlten jungen Mann mit einem Seil auf dem Wasser barg.
Ein klarer Fall von jugendlicher Unvorsichtigkeit - oder ein weiterer Beweis dafür, wie sehr die grüne Wasserkraft nicht nur den Lebensraum von Flora & Fauna, sondern auch des Menschen beeinträchtigt? Immerhin erfreuen sich gerade renaturierte Flussabschnitte wie jener der Talfer in Bozen großer Beliebtheit als Naherholungsgebiet. An schönen Tagen tummelt sich an den Ufern, aber auch auf den Felsen im Fluss ein bunter Mix aus Jugendlichen oder Familien mit kleinen Kindern, Hundebesitzern oder Migranten. Doch wer einmal miterlebt hat, mit welcher Geschwindigkeit sich das Bild eines Flusses verändert, wenn Kraftwerksschleusen geöffnet werden, tut gut daran, sich nicht an exponiertere Stellen vorzuwagen.
Lösung im Frühjahr 2019
Noch dazu nachdem Warnschilder entlang des Flusses genau vor einem solchen Anstieg warnen, wie auch Kraftwerksbetreiber Hellmuth Franselli unterstreicht. Gesetzlich hat seine Eisackwerk GmbH damit ihren Pflichten Genüge getan. Allerdings wird die Belastung durch den Schwallbetrieb, die seit 67 Jahren immer wieder zu Unglücken an der Talfer geführt hat, wie Frasnelli unterstreicht, ohnehin nur mehr bis zum Frühjahr 2019 andauern. Denn dann sollen die starken Pegeländerungen unter dem Kraftwerk St. Anton auf ein verträgliches Risiko-Maß reduziert werden – durch ein unterirdische Ausgleichsbecken mit einem Volumen von fast 100.000 Kubikmetern, das die Eisackwerk GmbH derzeit im Zuge der 55 Millionen teuren Erneuerung des Kraftwerkes baut.
Bis der Schwallbetrieb durch das Demodulationsbecken ausgeglichen wird, könnte die Gefahr an der Talfer jedoch durch eine weit kostengünstigere Maßnahme reduziert werden, fordert der Bozner Gemeinderat Marco Caruso (Uniti per Bolzano) nach der sonntäglichen Rettungsaktion in einem Beschlussantrag. Nachdem der Fluss infolge der Renaturierung für Menschen anziehender als je zuvor sei und mehrere kleine Inseln im Flussbett zugänglich wurden, werden die Warnschilder laut Caruso immer häufiger ignoriert. Deshalb fordert der Gemeinderat Bürgermeister Renzo Caramaschi und seine Stadtregierung in dem Beschlussantrag dazu auf, entlang des Flusses akustische Signaltöne zu installieren oder von den zuständigen Behörden installieren zu lassen. Eine einfache Maßnahme, mit der Erholungssuchende rechtzeitig und unüberhörbar vor der nahenden Gefahr gewarnt werden könnten. Ob der Gemeinderat selbst damit gehört wird, muss sich noch zeigen. Einstweilen bleibt die erfrischende Erholung an der Talfer in jedem Fall ein risikoreiches Unterfangen.
Finde ich auch! In den
Finde ich auch! In den Städten sind Bäche und Flüsse kleine Oasen für Flora und Fauna, wäre viel zu schade, wenn diese zum öffentlichen Freibad verkommen.
Es wurde keine Renaturierung
Es wurde keine Renaturierung an der Talfer durchgeführt, denn dann hätte man den historischen Zustand wieder herstellen müssen und die Talfer auf die Talverwiesen aufgeweitet, wie es z.B. in München bei der Renaturierung der Isar gemacht wurde.
https://www.youtube.com/watch?v=JAmpgEieg9o
Es wurden verschiedene künstliche Strukturen im Bachbett angelegt und die überflüssigen Querbauwerke nicht rückgebaut. Unter den künstlichen Bauwerken für Fische sind auch Fischwalzen, in denen das Wasser verwirbelt wird und welche auch für Menschen gefährlich sein können.
Warnschilder: Die Warnschilder beziehen sich nicht auf die Gefährlichkeit des Schwallbetriebes sondern auf die Gefahr der Öffnung der Schleusen am Stausee. Diese Warntafeln findet man überall an der Talfer und an vielen anderen Bächen.
(Die Talfer führt zur Zeit Hochwasser und ist daher gefährlicher als sonst)