„Ein politisches Machtwort“

Salto.bz: Herr Noggler, für die Vinschger ist heuer im September Weihnachten?
Sepp Noggler: Ja, fast so.
Haben Sie überhaupt noch daran geglaubt, dass man dem seit über einem Jahrzehnt schwelende Vinschger Stromstreit zu einer Einigung kommt?
Wir haben seit 1997 mit allen Mitteln darauf hingearbeitet. Es gab Aussprachen und immer wieder Protestaktionen. Die erste vor 16 Jahren, 1998 am Reschenstausee. Es kam zu Gerichtsverfahren und einem politischen Streit innerhalb der SVP. Es war sehr, sehr schwierig. Umso glücklicher sind wir jetzt, dass dieser Streit endlich abgeschlossen ist.
War diese Befriedung nur durch die Wende von Luis Durnwalder zu Arno Kompatscher möglich?
Ja, sicher. Es hat natürlich lang vor der Wahl Kompatschers eine entsprechende Aussprache gegeben. Danach hat die neue Führung das eingehalten, was versprochen wurde. Es kam zum Rückzug unserer Klage im Konzessionsstreit beim Kraftwerk Laas und zu einer einvernehmlichen Lösung. Gleichzeitig haben wir bei dieser Abmachung auch die Stromverteilung mit ins Boot geholt. Wir haben gesagt: Wir möchten den Streit abschließen. Und das ist jetzt gelungen. Hätte wir die Situation aus der alten Legislaturperiode wären wir sicher nicht soweit.
Der langjährige SVP-Obmann, Vinschger Landesrat und aktuelle Energielandesrat hat in dem Streit auch nicht immer eine klare Position vertreten?
Richard Theiner war uns bei dieser Lösung sicherlich behilflich. Ohne ihn wäre es jetzt kaum zum Abschluss gekommen. Denn es war nach wie vor schwieriger als man denkt. Zum einen will das Land grundsätzlich immer noch nicht, die Gemeinden ziehen lassen. Die Übergabe des Stromnetzes ist immer noch umstritten. Dazu kommt es, dass die Kooperation vonseiten der Ämter und vor allem jene der SEL nicht gegeben war. Es brauchte deshalb ein politisches Machwort. Hier hat Landesrat Theiner Klartext gesprochen. Deshalb ging alles leichter.
Hätte wir die Situation aus der alten Legislaturperiode wären wir sicher nicht soweit.
Die Politik hat Angst, dass die Vinschger Übernahme des Stromnetzes nur der berühmte Schneeball ist, der eine Lawine auslöst und schon bald andere Bezirke und Gemeinde dasselbe fordern werden.
Das wird passieren. Auch wenn man sagen muss, dass es ein bisschen spät ist. Vor einigen Jahren wäre vieles einfacher und auch wirtschaftlicher gewesen. Denn derzeit ist an der Verteilung nicht viel zu verdienen. Trotzdem werden einige Gemeinden – vor allem jene, die selbst Strom produzieren – sich jetzt überlegen ebenfalls die Verteilung zu übernehmen. Ich gehe davon aus, dass sich die Gemeinden im Ahrntal, im Passeier oder auch einige im Pustertal hier einklinken und die Netze zu jene Bedingungen übernehmen werden, die wir jetzt ausgehandelt haben.
Es war alles andere als einfach: Das Land will grundsätzlich immer noch nicht, die Gemeinden ziehen lassen. Zudem war die Kooperation vonseiten der Ämter und vor allem jene der SEL nicht gegeben.
Man spricht von 10 bis 12 Millionen Euro. Woher nehmen die Vinschger Gemeinden dieses Geld?
In der Vereinbarung ist festgehalten, dass diese Geld innerhalb von 10 Jahren gezahlt werden muss. In 20 Halbjahresraten. Wir gehen davon aus, dass wir das ohne weiteres erwirtschaften können.
Das große Geld macht man mit der Stromproduktion. Die Verteilung hingegen kostet.
Das große Geld gibt es nicht mehr. Nachdem der Staat die großzügigen Förderungen der Wasserkraft eingestellt hat, ist auch der große Gewinn bei der Stromproduktion vorbei. Die Verteilung kostet, aber dafür sind die Gebühren da, die der Abnehmer zahlt. Genau hier sind wir jetzt gefordert. Wir müssen zeigen, dass wir etwas zum Vorteil der Bürger machen können. Wir haben jahrelang Kalkulationen und Berechnungen gemacht. Jetzt aber fängt für uns die konkrete Arbeit an und man wird sehen, ob wir das, was wir versprochen haben, auch umsetzen können.
Der gesamte Vinschgau ist Albrecht Plangger zu Dank verpflichtet.
Es ist auch eine Art Ritterschlag fürs Genossenschaftswesen im Energiesektor?
Selbstverständlich. Die historischen Genossenschaften haben derzeit keinen leichten Stand, aber es ist nach wie vor ein Vorteil, den Strom über eine Genossenschaft zu verteilen, und wir sind überzeugt, dass es dem Bürger etwas bringt.
Herr Noggler, haben die Vinschger das Denkmal für Albrecht Plangger schon in Auftrag gegeben?
(lacht) Nein, noch nicht. Er hat hier aber sicher eine großartige Arbeit geleistet. Der gesamte Vinschgau ist ihm zu Dank verpflichtet, dass er standhaft geblieben ist und es gemeinsam mit den Bürgermeistern geschafft hat, sich durchzusetzen.
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