Frohe Ostern!
Ich hatte gute Feiertage. Danke der Nachfrage. Hab an die Osterferien noch ein paar Tage drangehängt. Ich kann mir das leisten. Besser, muss! Seit dem Saisonschluss im Herbst habe ich keinen Tag mehr gearbeitet. Mein Chef meint, wenn alles gut läuft, kann ich ab Mai wieder Abspülen kommen. Keep your fingers crossed! Ich habe also jede Menge Zeit für Unsinn. Wie offenbar ein Haufen anderer auch. Aus Berufssparten, die man auf den ersten Blick nicht mit Vom-Lockdown-zum-verdammten-Nichtstun-verdammt in Verbindung bringen würde. Baubiologen beispielsweise. Die fühlen sich, Kraft ihrer Wassersuppe, dann dazu berufen einen „Bericht - Gutachten“ zu „Kritische Stoffe in den Nasenflügel-Tests“ abzusondern. Das ist, als würde ich mich über Dioxine in angebranntem Bratenfett auslassen, nur weil ich Abspüler (meist nüchtern) bin. So was macht mich rasend - und das will bei einem gutmütigen Zeitgenossen wie mir etwas heißen. Da versuchst du krampfhaft die Artikel dieses Menschen hier auf Salto zu überlesen, da drückt dir eine Helikoptermutter seinen fünfseitigen Schriebs über den Messenger-Dienst der Elterngruppe durch die Hintertür rein: „Hosche schun glässn?“. Mir macht die psychologische Belastung der Nasenbohrer-Tests viel mehr Sorge, als irgendwelches Ethylenoxid: Meine zwei Laggl tragen sicher eine posttraumatische Belastungsstörung davon, wenn sie für fünf Minuten ihre Zeigefinger aus der Nase ziehen müssen, um zur Abwechslung mal mit einem Wattestäbchen Greggn zu jagen. Der Arch. dott. Schwurbler vom Grieser Grünkeil sollte lieber in loco untersuchen, ob die Covid-Intensivstationen im Land keinen Schimmelbefall haben - dann würde sich zeigen, wie weit her es mit der Maskenverweigerung der Coronaleugner ist. Ich schweife ab.
Zweiter Anlauf
Eigentlich wollte ich über Ostern schreiben, über „das Kreuz m i t der Auferstehung“, wie der Muser in seiner Osterbotschaft 2021 … Moment … „m i t“ oder „u n d“ … egal. Auf jeden Fall über: Schokohasen, Dornenkronen, Fochez, Milka Krokanteier, blutrauschende Geißelung und Kinderüberraschungen im XXL-Format. Von allem katholischen Kokolores ist mir Ostern mit Abstand (also mindestens 1 Meter) das Liebste. Gut, Weinnachten hat den Konsumterror, die Keks, die vollen Pisten … aber Ostern ist mein ganz persönlicher Feiertag: Da geht das Goggel Totsch Eier suchen, besser, treten: Dem Nachbarn, die über den Zaun hängende Forsythie beschneiden oder am Ostersonntag um 19:50 mit dem Vertikutieren meines 25,5 m² WOBI-Rasen anfangen; dem BM eine gehässige Email schreiben, wann er denn mit dem Rückbau der Raserstrecke vor meiner Haustür anfangen will - mit einem Scan seines Wahlversprechen als Anhängsel.
Dritter Anlauf
In so einem Lockdown hat man wie gesagt Zeit sich zu besinnen - und querzudenken. Beispiel? Als linkslinker Gutmenschenhaushalt haben wir uns auf unsere progressiven Bildungsbürgertumwurzeln besonnen und die Abos für Netflix, Amazon Prime und Apple TV gekündigt. Sie können sich vorstellen, dass für einen Bauern-Basher wie mich, vor allem Letzteres nicht ohne Lustgewinn abging. Okay, monetäre Überlegungen wurden mit einbezogen, aber vor allem war es uns wichtig, unsere kostbare Zeit ab jetzt für Bildung zu nutzen. Jetzt schlagen wir unsere Abende mit Brettspielen tot. Angepasst an den Zeitgeist spielen wir mit AHA-Regeln: Bei „Mensch ärgere Dich nicht“ darf man weiterhin drei mal würfeln, bei einer Sechs zwar freudig Aha rufen, aber das Haus nicht verlassen. Reihum wird also ständig gewürfelt, aber nie gezogen - Scheiß langweilig. Bei Gänsespiel, Leiterspiel, Mühle, Dame, die gleiche Chose - bei jedem Spiel dessen Grundidee ist, von A nach B zu wandern, heißt es: zu Hause bleiben. Sogar Watten kannst du in die Tonne treten - weil man ja ständig „gehen“ muss. Nur Monopoly oder „Die Siedler von Catan“ spielen wir wie immer: Wegen der Immobilienkäufe.
Haben sie sicher schon gehört. Wer bei geschlossenen Provinzgrenzen ganz legal an den Gardasee will, muss nur ein Haus kaufen. Also einen Termin bei einem Makler haben - auf dem Papier versteht sich. Weil so ein Hauskauf kann nicht warten: So eine 1600 m² Villa mit Pool und 20.000 m² Olivenhein geht ja weg wie warme Semmeln. Und weil das vom Hoamatl weit, weit weg ist, darf man geschäftlich dort übernachten: In Lazise, im Wellnesstempel des Hoteldorf-Krösus aus dem schönen Psair beispielsweise. 2x „Romantik-Paket mit Paarmassage & Champagner“ ab 1.200 Euro inkl. Gourmet-Halbpension - ein Schnäppchen (natürlich ohne die Frotzn; bleiben bei der Nandl).
Ach, wäre ich doch ein hipper Südtiroler Unternehmer, mit ordentlich Kohle, statt ein Hungerleider mit Wohnbauzonenidyll. Könnte ich jetzt nicht nur alle vier Bahnhöfe kaufen und auf der Schlossallee ein Hotel bauen, sondern ganz entspannt im „Adults only Sky Pool“ fläzen. Ich vergaß, nackt, bekleidet nur mit einer simplen Gesichtshuder à la Der-dessen-Name-ich-niemals-nenne. Nie mehr FFP2: Denn als Vorzeigeunternehmer wäre ich nämlich schon geimpft.
Jede Zeit hat bekanntlich ihre Statussymbole. Zwillingsniere am Kühlergrill, Rolex, iPhone X oder Jetsetten in St. Tropez, wie der Großkotz aus dem Personentransport-Milieu nach dem Motto: „Eure Armut kotzt mich an“. Derzeit ist neben dem Tesla Model S offensichtlich die Coronaimpfung voll angesagt. Die Geldsäcke brüsten sich ungeniert schon geimpft zu sein. Fragt sich nur wo sie sich haben piksen lassen? Wie mein Feuerwehrhäuptling, der seine zweite Dosis Mitte Februar bekommen hat, sehen sie nicht aus. Vielleicht haben sie eine Gastprofessur an der Wirtschaftsfakultät der UniBZ? Da wurden vom Verwaltungsdirektor bis zur Sekretärin im Backoffice inklusive der Klofrau des Herrenpissoirs alle durchgeimpft. Nur für letztere habe ich Verständnis. In einem Urinal kann man sich alles mögliche einfangen – da ist jeder Schutz nötig. War da nicht was mit Risikogruppen und „Essenzielle Dienste“ zuerst? Ah so! Die Unternehmen unserer Leistungsträger sind essenziell für unser Wirtschaftssystem, wegen des Steueraufkommens und so. Ah na! Investieren ja immer ... in einen Wirtschaftsberater con le palle, um möglichst viel Steuern zu sparen.
Was? Neiddebatte und ich soll aufhören mit meinem Gelaber? Soll lieber etwas auf die Beine stellen, Arbeitsplätze schaffen? Ich geben es offen zu - bin in Wirtschaftssachen gänzlich talentfrei. Ich hänge nämlich einem völlig altväterischen Gedankengebäude nach: Wer viel verdient, beteiligt sich mit Viel am Gemeinwohl. Jeder der ein wirtschaftliches Risiko eingeht, verdient meinen Respekt und ich gönne ihm neben seiner 15-Meter-Jacht jeden Cent. Der Spaß hört dort auf, wo angefangen wird sich arm zu rechnen, wo Cleverness nicht in eine neue Geschäftsidee investiert wird, sondern ein Steuersparmodell auf den Caymans. Und genau da liegt mein Problem. Bin beim Sprung zu Raubtier- und Turbokapitalismus, dem Konstrukt Wirtschaftsförderung, gepaart mit Steuervermeidung nicht mitgekommen. Habe das „Gewinne privatisieren, Verluste verstaatlichen“-Mantra nicht genug verinnerlicht. Ich würde so gerne meinen FIAT 128er als Dienstwagen abschreiben und die sieben Tage bei der Caritas in Caorle als Geschäftsreise deklarieren.
Dafür muss ich mich jetzt nicht ärgern, dass wegen des bescheuerten Cashback plötzlich alle mit ihrer Bancomat-Karte rumwedeln oder noch schlimmer, ihr Handy mit dem grenzdebilen Lotteria-degli-scontrini-Bildl. Nur Bares ist wahres ... Schwarzgeld.
Tut mir leid. Hab's eben nicht drauf. Nicht mal Marketing kann ich. Mein Nachbar der Straßenkehrer tituliert sich „Halbkreis-Ingenieur“ - entspricht genau der geometrischen Form, die er mit seinem Reisigbesen abdeckt. Laut ihm wäre ich dann „Tellerkosmetiker“. Klingt genauso schwachsinnig wie „InnoValley“. So bezeichnen - in Anlehnung an Silicon Valley - unser Tech-Giganten unten in Brixen Süd ihr „Netzwerk aus Eisacktaler Unternehmen die Innovation aus Tradition betreiben“. Innovation aus Tradition. Man könnte auch „Fucking for Virginity“ sagen - mehr Oxymeron geht nicht. Das wichtigste des InnoValley…HOME OF TUEFTLERS (sic) habe ich noch gar nicht erwähnt: Das Exzellenzzentrum Covision Lab.
Sie sollten mal sehen, wie ich mit Lean thinking mein Exzellenzzentrum re-organisiert habe: Das Drain Off Lab für schwarzes und weißes Geschirr, das ich genau zwischen dem Highpower-Dishwasher und dem Hangerle-Dispenser eingerichtet habe. Das ist Innovation.
Laut einer Studie von Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahnemann und Ökonom Angus Deaton erreicht unser Lebensglück ab einem Jahreseinkommen von 60.000 Euro (netto) ein Maximum. Von so einer Summe kann ich - und der große Rest Südtiroler - nur träumen, aber die Vorstellung, dass sich zwischen 80.000 und 100.000 Euro kaum noch ein Zusammenhang zwischen mehr Geld und Zufriedenheit messen lässt, erreicht mich gerade noch.
Unter uns: ein Ferrari ist auch was blödes. Kind und Schultasche bekommst du in so ein flunderplattes Elterntaxi gerade noch rein. Aber wehe der Turnbeutel und die Stradivari für die Musikstunde muss noch mit. Und dann: Röhrst vor einer roten Ampel, kommt so ein popeliger Porsche Cayenne neben dir zu stehen. Totale Proletenkarre. Und was macht der Typ? Schaut auf dich runter! Also physisch. Haben Sie eine Ahnung was das psychologisch mit einem macht? Vermutlich nicht mal geimpft der Poser in seinem Bobby-Car. Reichsein ist die volle Härte sage ich Ihnen. Haben Sie eine Vorstellung von meinem Druck? Das nächste Termingeschäft. Der nächste Leerverkauf. Der Terror, dass die 10 Phantastiliarden, die dir dein Alter vererbt hat, weniger werden könnten? Weil du beim Kaufvertrag für die Villa am Gardasee die Abbruchverfügung des BM übersehen hast?
Letzter Einlauf
Und dann faselt irgend so ein ungeimpfter Wirrkopf, auf einem Portal unter der Wahrnehmungsgrenze, etwas von 100 Prozent Erbschaftsteuer und dass deine exzellente Schulbildung plus Schweizer Bissness-Skuul, dein LinkedIn-Netzwerk reichen muss, um es selbstständig an die Futtertröge zu schaffen - ohne Startkapital. Dass für eine Umverteilung von oben nach unten Vermögens- und Finanztransaktionssteuer nicht reichen wird. Nur das Handwerk habe goldenen Boden, erklärt er dann - schließlich soll die Guillotine ordnungsgemäß funktionieren, auf die alle gelegt werden, die einen Leasingwagen aus der Piefkei abschreiben - und deren walsche Knöllchen von den Starnberger und Rosenheimer Verleihfirmen unter P wie Papierkorb abgeheftet werden. Knöcheltief werde er durch das Blut von Investment-Bankstern, Notaren und Handelskammerpräsidenten waten, wenn er mit seinem Schlachtplan gegen die Verquickung von Wirtschaft und Politik durch sei. Und für das krönende Finale werde er sich den Turbobauer aufheben. Den, mit dem Schild „Privatstraße“ vor dem mit Landesgeldern in den Fels gesprengten Zufahrtweg. Den, der letztens behauptet hat, der Wanderweg auf deiner App sei ein Fehler, weil er diesen Abschnitt des 27b letzten Herbst gesperrt hat; weil das sein Grund ist - seit 1564 mit Erbhofurkunde belegt - und er damit tun und lassen kann was er will. Den, mit den Schildern „Das ist das Futter für meine Kuh, nicht das Klo ihres Hundes“ auf der Wiese. Hundescheiße ist Kaka, aber die Surgruab in die Landschaft kippen ist okay? Klar, Kühe fressen lieber ihre eigene Scheiße, als die Fäkalien anderer Viecher ...
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Zuckerschock? Vermutlich. Oder einer der vier Lindt-Hasen, die ich heute genascht habe, war schon über dem Ablaufdatum.
Einfach genial!!
Einfach genial!!
Hinter der Fassade des
Hinter der Fassade des aalglatten Humors versteckt sich vielleicht Neid auf (korrupte) Privilegierte; und ich denke, dass der/die/das/.. hinter dem Pseudonym diesem "System" genauso erliegen könnte, böte sich nur die Möglichkeit dazu. Früher war's der Hofnarr, der ungestraft die Wahrheit verkünden konnte, heute ist es "Satire". Narrenfreiheit ist nicht Freiheit des Andersdenkenden.
In risposta a Hinter der Fassade des di Anonymous (non verificato)
Und wenn dem so wäre?
Und wenn dem so wäre?
Man muss nicht besser sein, um schlechtes zu verurteilen, nur anders.
In risposta a Und wenn dem so wäre? di Manfred Gasser
Wenn dem so wäre - worüber
Wenn dem so wäre - worüber noch schreiben? Am Wenigsten über die eigene Verlogenheit. Außer der Verfasser/die Verfasserin klatscht Beifall, das wäre ehrlich.
Nicht besser sein ist, nur seine Reflexe am jeweils geltenden Zeitgeist zu justieren.
Top! Danke!
Top! Danke!
Goggel-Totsch ist ein
Goggel-Totsch ist ein versierter, informierter, lustiger "Südtirol-Versteher" und bringt all die Verquickungen zwischen Politik, Wirtschaft, Institutionen, Gesellschaft und einfachen Leuten auf den Punkt. Mit Sicherheit kein hochdekorierter und hochintelligenter "rientro dei cervelli" Heimkehrer, die uns Südtirolern "steuerfrei und wissenschaftlich" die Welt erklären wollen. Eine Pflichtlektüre für jeden, der Land und Leute verstehen will - wenn auch im Medium unter der Wahrnehmungsgrenze :-)